Nach Angaben aus Berlin umfasst der neue Fonds eine Milliarde Euro. Die EU-Kommission sprach von mehr als 2,3 Milliarden. Bislang wurden im Rahmen von vier Wiederaufbau-Konferenzen in den vergangenen Jahren schon mehr als 16 Milliarden Euro mobilisiert - was trotzdem bei Weitem nicht reichen wird. Die Weltbank schätzt die Gesamtkosten für den Wiederaufbau auf mehr als 500 Milliarden. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal nannte sogar eine Summe von 850 Milliarden.
Unmut in Italien über Macron und Starmer
An dem zweitägigen Treffen sind etwa 60 Länder und darüber hinaus internationale Organisationen sowie private Unternehmen beteiligt. Parallel gab es eine Videoschalte der militärischen «Koalition der Willigen», die von Frankreich und Großbritannien geführt wird. Für einigen Unmut sorgte in Italien, dass weder Präsident Emmanuel Macron noch Premierminister Keir Starmer persönlich nach Rom kamen.
Die beiden ließen sich aus London zuschalten, wo sich Macron zu einem Staatsbesuch aufhielt. Die Pläne für eine europäisch geführte Friedenssicherung nach einem Waffenstillstand für die Ukraine seien fertig, versicherten sie.
Innerhalb von Stunden nach Inkrafttreten eines Waffenstillstands könnte die Friedenssicherung in Aktion treten, sagte Macron. Die Koalition bestehe aus 30 Ländern, Hunderte Soldaten seien mobilisiert worden und ein Generalstab werde aufgebaut. Laut Starmer nahmen an den Gesprächen auch erstmals Vertreter der US-Regierung teil. Derzeit ist ein Waffenstillstand in der Ukraine allerdings nicht absehbar.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warb in Rom dafür, zusätzlich zur Militärhilfe eine «Koalition zum Wiederaufbau» zu bilden. «Die Ukraine braucht Investitionen. Alles, was wir zum Schutz der Ukraine bauen, schützt auch Sie», sagte er in seiner Rede. Vorbild soll der Marshall-Plan sein, mit dem die USA nach dem Zweiten Weltkrieg Europa halfen. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf er abermals vor, sein Land mit «reinem Terror» zu überziehen. «Putin hat nur zwei Verbündete: Terror und den Winter.»
Merz versichert «unerschütterliche» Unterstützung
Merz versicherte Selenskyj weitere deutsche Hilfe: «Unsere Unterstützung für ihr Land ist unerschütterlich.» An die Adresse Putins sagte er: «Russland muss verstehen, dass es sich militärisch nicht durchsetzen wird.» Zugleich appellierte der CDU-Chef an Trump, Europa nicht im Stich zu lassen. «Bleiben Sie bei uns, und bleiben Sie bei den Europäern. Wir stehen auf derselben Seite.» Der US-Präsident lässt immer wieder Zweifel an seiner Unterstützung für Kiew aufkommen - auch wenn er Putin zuletzt vorwarf, «Bullshit» zu reden.
Die EU will zudem über Sanktionen den Druck auf Russland erhöhen, an den Verhandlungstisch zu kommen. Derzeit ist ein weiteres Paket an Strafmaßnahmen in Vorbereitung - das 18. bereits. Am Mittwoch hatte Papst Leo XIV. bei einem Treffen mit Selenskyj angeboten, dass Friedensgespräche im Vatikan stattfinden könnten. Allerdings gibt es bislang keinerlei Hinweise darauf, dass dies in absehbarer Zeit geschehen könnte.
Neue russische Angriffe in der Nacht
Deutschland hat der Ukraine seit Kriegsbeginn im Februar 2022 direkte zivile Unterstützung von etwa 34 Milliarden Euro und etwa 38 Milliarden Euro militärische Unterstützung zur Verfügung gestellt. Hinzu kommt der deutsche Anteil an Hilfen der Europäischen Union.
Nach ukrainischen Angaben flog die russische Armee in der Nacht wieder massive Angriffe mit etwa 400 Drohnen und mehr als einem Dutzend Raketen, vor allem auf die Hauptstadt Kiew und Umgebung. Dabei seien mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein dpa-Reporter berichtete aus Kiew von mehreren Angriffswellen. Im Zentrum der Drei-Millionen-Stadt war heftiges Flugabwehrfeuer zu hören.
Im russischen Grenzgebiet Belgorod wurde nach Angaben der russischen Behörden eine Frau durch ukrainischen Beschuss getötet. Die Ukraine greift als Teil ihres Abwehrkampfes auch Ziele in Russland an. Dabei gibt es immer wieder Tote und Verletzte. Die Opfer und Schäden stehen in keinem Verhältnis zu den verheerenden Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.