Aufstrebendes Reiseland vor Euro-Einführung - was sich für den Tourismus ändern würde

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Bulgarien steht vor dem Beitritt zur Eurozone. Was bedeutet die Einführung des Euro ab 2026 für das Land, welche Herausforderungen gibt es und welche Auswirkungen hätte der Schritt für den Tourismus?

Aktuell haben 20 Staaten den Euro als offizielle Währung. Mit Bulgarien steht das 21. Mitglied der Eurozone in den Startlöchern, nachdem Sofia lange auf die Aufnahme hingearbeitet hat.

Jetzt gibt es grünes Licht von der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank: Bulgarien könnte ab dem 1. Januar 2026 den Euro einführen. Ursprünglich war der Beitritt schon für 2024 geplant, scheiterte jedoch an einer zu hohen Inflation. Die jetzige Regierung sieht in der Einführung der Gemeinschaftswährung eine Chance für wirtschaftlichen Aufschwung, auch der Tourismus könnte profitieren. Doch nicht alle Bulgaren teilen diesen Optimismus. Kritiker warnen vor möglichen Belastungen für die Bevölkerung.

Bulgarien auf dem Weg zum Euro: Einführung ab 2026 möglich

Die bulgarische Regierung und die Nationalbank werben mit den Vorteilen des Euros. Die gemeinsame Währung soll den Handel erleichtern und den Tourismus fördern. Bulgarien, seit 2007 EU-Mitglied, hat seine Währung Lew bereits seit 1999 fest an den Euro gekoppelt. Dieses Verhältnis von 1,95583 Lew für einen Euro bleibt bis zur Einführung des Euros bestehen.

Die wirtschaftliche Lage des Landes gilt jedoch als herausfordernd. Im Jahr 2024 war Bulgarien das Land mit dem niedrigsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der EU.

Für 2025 und 2026 wird ein moderates Wirtschaftswachstum von etwa zwei Prozent erwartet. Gleichzeitig ist die soziale Ungleichheit im Land groß, und rund 30 Prozent der Wirtschaft entfallen auf die Schattenwirtschaft.

Warum der erste Versuch scheiterte - Widerstand im Land

Bulgarien hatte ursprünglich geplant, den Euro schon 2024 einzuführen. Doch die hohe Inflation von 9,5 Prozent machte dies unmöglich. Für 2026 erwartet die EU-Kommission eine deutlich geringere Inflationsrate von 1,8 Prozent, was den Beitritt realistisch macht. Zu den Voraussetzungen für die Aufnahme in die Eurozone gehört neben der Preisstabilität auch eine begrenzte Staatsverschuldung und ein stabiler Wechselkurs.

Diese Kriterien werden regelmäßig von der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank überprüft. Obwohl die EU-Kommission den Beitritt befürwortet, muss der Rat der Europäischen Union noch zustimmen. In Bulgarien selbst gibt es politischen Widerstand.

Die prorussische Partei Wasraschdane warnt vor einem Preisschock durch die Umstellung und fordert den Erhalt der Landeswährung Lew. Auch Staatspräsident Rumen Radew äußert Kritik und bemängelt, dass die Bevölkerung nicht ausreichend vorbereitet sei. Pläne für ein Referendum zum Euro-Beitritt scheiterten bisher an der prowestlichen Mehrheit im Parlament. Umfragen zeigen, dass die bulgarische Bevölkerung in der Frage gespalten ist.

Auswirkungen auf die Eurozone und den Tourismus

Ein Beitritt Bulgariens zur Eurozone hätte auch Auswirkungen auf die übrigen Euroländer. Für den Handel und Reisen innerhalb der EU wäre die Einführung des Euros von Vorteil, da Wechselkurse wegfallen. Bulgarien würde zudem als Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank mitentscheiden, etwa über den Leitzins. Kritiker warnen jedoch, dass die wirtschaftliche Instabilität Bulgariens eine Belastung für den Euroraum darstellen könnte. 

Eine Euro-Einführung würde wohl die Attraktivität Bulgariens als Reiseziel erhöhen, da die Umtauschproblematik für Touristen entfällt und Preisvergleiche vereinfacht werden. Durch den Wegfall von Wechselkursgebühren könnten europäische Touristen verstärkt nach Bulgarien reisen, was insbesondere in den beliebten Urlaubszielen wie der Schwarzmeerküste und in Sofia zu einem Anstieg der Besucherzahlen führen könnte. Zudem wird erwartet, dass Investitionen in den Tourismussektor zunehmen, da internationale Akteure durch die Währungsumstellung größere Planungssicherheit erhalten.

Gleichzeitig könnten auch bulgarische Touristen von der Einführung des Euros profitieren, da sie bei Reisen in andere Euroländer keine Wechselgebühren mehr zahlen müssen. Für ausländische Touristen wird Bulgarien durch die Vereinheitlichung der Währung transparenter und einfacher zu bereisen. Dies könnte langfristig auch zu einer stärkeren Integration Bulgariens in den europäischen Reise- und Dienstleistungsmarkt führen, was wiederum die wirtschaftliche Stabilität des Landes stärkt.

Zustimmung der EU-Staats- und Regierungschefs steht noch aus

Zusammengefasst scheint die Euro-Einführung in Bulgarien auf einem guten Weg zu sein. Trotz der Fortschritte gibt es noch Bedenken in der Bevölkerung. Umfragen zeigen, dass die Meinungen zur Euro-Einführung gespalten sind, wobei einige Bürger wirtschaftliche Vorteile erwarten, während andere steigende Preise fürchten.

Die endgültige Entscheidung hängt von der Zustimmung der EU-Staats- und Regierungschefs ab, die voraussichtlich Mitte Juni 2025 erfolgt. Es wird berichtet, dass sie den Vorschlag der Europäischen Kommission im Rahmen eines EU-Gipfels prüfen und bestätigen sollen.

Anschließend wird der Umrechnungskurs des bulgarischen Lew festgelegt, und Bulgarien hat bis Ende 2025 Zeit, sich auf den Übergang vorzubereiten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung des Euro in Bulgarien sehr wahrscheinlich ist, da die EU-Institutionen grünes Licht gegeben haben. Die verbleibenden Hürden betreffen hauptsächlich die Umsetzung und die öffentliche Akzeptanz.

Tourismussektor in Bulgarien wächst kontinuierlich

In den vergangenen Jahren hat sich Bulgarien als aufstrebendes Reiseziel etabliert, das sowohl durch seine Schwarzmeerküste als auch durch seine historischen Städte und Naturgebiete überzeugt. Beliebte Destinationen wie Warna, Burgas und die UNESCO-Weltkulturerbestadt Nessebar ziehen jährlich Millionen Touristen an. Besonders in den Sommermonaten verzeichnet die Region am Schwarzen Meer einen starken Zuwachs, während sich im Winter Skigebiete wie Bansko und Borovets großer Beliebtheit erfreuen. Das Land gehört zu den preiswertesten Reisezielen Europas, wo Hotel- und Restaurantpreise bis zu 50 Prozent günstiger sind als in Deutschland. Reisende können traumhafte Sandstrände und beeindruckende Naturlandschaften genießen, ohne dabei das Budget zu sprengen. Die Kombination aus niedrigen Preisen und hoher Qualität macht das Land besonders attraktiv.

Der Tourismussektor hat sich als eine der tragenden Säulen der bulgarischen Wirtschaft etabliert. Im Jahr 2022 trug der Tourismus mit rund 3,2 Milliarden Euro etwa 3,4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, trotz eines Rückgangs während der COVID-19-Pandemie. Seit 2019 verzeichnet das Land wieder einen kontinuierlichen Aufwärtstrend, wobei sowohl die Anzahl der internationalen Besucher als auch die Einnahmen aus dem Tourismus steigen.

Ein bemerkenswerter Trend der jüngeren Vergangenheit ist das wachsende Interesse an kulturellem und Wellness-Tourismus. Neben der Hauptstadt Sofia profitiert auch Plowdiw von einem gesteigerten Interesse an Geschichte und Kultur, Plowdiw ist die zweitgrößte Stadt Bulgariens, gilt als kulturelles Juwel und bietet eine faszinierende Mischung aus antiker Architektur und modernen Kunstgalerien. Gleichzeitig ziehen Thermalquellen und Wellnesszentren internationale Besucher an, was durch gezielte Investitionen in diesen Bereich unterstützt wird. Auch Inlandstourismus erlebt einen Aufschwung, da immer mehr Bulgaren die Attraktionen ihres eigenen Landes entdecken.

Investitionen in die touristische Infrastruktur

Die Investitionen in die touristische Infrastruktur haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Neben der Modernisierung von Flughäfen und Hotels werden auch neue Projekte in den Bereichen nachhaltiger Tourismus und Digitalisierung vorangetrieben. Die bulgarische Regierung hat zudem Partnerschaften mit globalen Plattformen wie Booking.com und Google geschlossen, um die Sichtbarkeit des Landes zu erhöhen. Diese Bemühungen haben nicht nur dazu beigetragen, Bulgarien als touristisches Ziel zu etablieren, sondern auch die Saisonabhängigkeit zu reduzieren, indem das Land zunehmend als ganzjähriges Reiseziel beworben wird.

Schon gewusst? Camping in Bulgarien wird immer beliebter, mit einem Buchungsanstieg von 14,5 Prozent im Jahr 2025. Das Land bietet zahlreiche Möglichkeiten, sowohl an der Küste als auch in den Bergregionen zu campen. Frühzeitiges Buchen wird empfohlen, da Camping als Reisetrend immer mehr Aufmerksamkeit erhält. sl/mit dpa

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