"Der Berg ist immer der Chef, und er verzeiht keine Fehler." Nein, zum Fehler ausbügeln sind sie da: die Leute der Bergwachten Ramsau und Grainau. Mit "In höchster Not - Bergretter im Einsatz" erweitern ARD und BR ihre "Retter"-Serien um ein echtes regionales Schmankerl.
Seit jeher üben die Alpen eine große Anziehungskraft aus, und der Alpinsport liegt in all seinen möglichen Facetten im Trend. Aber Obacht! Der Ruf der Berge ist nicht selten Sirenengesang. Denn wer sich über- und den Berg unterschätzt, gerät schnell in Not. Wie gut, dass es die Bergwachten gibt. "In höchster Not - Bergretter im Einsatz", eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, zeigt die mithin extremen Rettungsaktionen der Bergwachten Ramsau und Grainau und geht dabei beeindruckend nah ran an das Geschehen und den emotionalen Alltag der Rettungskräfte. Das Erste zeigt die erste Folge "Verschollen im Nebel" und die siebte Folge "Verirrt am Gletscher" nun ab 20.15 Uhr. Im BR sind die ersten vier Folgen ab Montag, 14. April, wöchentlich, um 20.15 Uhr, zu sehen. Alle acht Episoden stehen bereits in der ARD-Mediathek bereit.
Wandern, Klettern, Skifahren oder noch extremere Sportarten - die Alpen sind ein Tummelplatz nicht nur für gut angepasste Gämsen, sondern auch für den Menschen. Wer seine Grenzen nicht kennt, für den hat die Natur jedoch keine Gnade. "Der Berg ist kein Spielzeug und auch kein Fitnessgerät", so sagt es einer der mit der Kamera begleiteten Bergretter lapidar. Doch so gnadenlos der Berg auch ist, mit gemeinsamer Anstrengung und jeder Menge Know-how schaffen es die Bergwachten, zahlreiche Leben zu retten.
Riskante Einsätze trotz Expertise
Doch nicht immer gelingt das. Der Deutsche Alpenverein (DAV) führt eine Statistik über die jährlich tödlich in den Bergen verunglückten Mitglieder. 35 waren es 2022. Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) verzeichnet im selben Jahr sogar knapp 300 Tote in den österreichischen Alpen. Die Zahl der Unfälle ohne Todesfolge geht dagegen sogar in die Tausende. Notrettung tut tatsächlich Not.
Das eigentlich unglaubliche dabei: Die Bergwachten werden zu einem großen Teil durch ehrenamtliche Retterinnen und Retter bestückt. "24/7 und 365 Tage im Jahr" haben sie ihre Gebiete im Blick. Doch hier sind keine Laien am Werk. Allesamt sind sie durch die Bergwacht selbst ausgebildete Spezialistinnen und Spezialisten, ob Pilotinnen, Kletterer oder Notärzte. Doch ihre Einsätze bleiben trotz der Expertise riskant.
Michael Renner, Einsatzleiter in Ramsau, ist sein Job das Risiko wert: "Wenn nötig, gehen wir bis an die Grenzen des Vertretbaren, um ein Menschenleben zu retten." Das klingt arg bedingungslos, doch wer die Bilder aus dem Einsatz sieht, merkt, dass hier nicht einfach große Töne gespuckt werden. Es geht eben oft nicht anders.
"In höchster Not" lehrt Respekt vor dem Berg und die wichtigsten bayerischen Flüche
Die Aufnahmen aus Helikoptern, den steilen Hang hinunter und bei jeglicher Witterung sind atemberaubend. Dahinter steht die Produktionsfirma Timeline Productions, die sich mit extremen Drehs rund um die Bergwelt bereits einen Namen gemacht hat. Die Schlüssel sind laut der Filmer Franz Hinterbrandner und Max Reichel "Erfahrung und Respekt", sowie ein Arsenal an Bodycams für die Bergretter. So war vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich, ohne die Arbeiten zu behindern.
So bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer einen echten Einblick in die Welt der Bergrettung. Oder der Bergretter. Zwar gibt es auch Frauen in der Wacht, doch die Herren dominieren in der Notfallhilfe so eindeutig, wie in den Notfallstatistiken. Da gibt es zwischen kernigen, wettergegerbten Typen nach einem riskanten Einsatz so herzige Wortwechsel wie: "Eh, Maschine. Hab mir kurzzeitig a bissl Sorgen um die g'macht." - "Um mi?"