ARD warnt vor Kultserie - dabei läuft sie zu Silvester wieder etliche Male

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Nur wenige Serien sind solche Klassiker wie "Ein Herz und eine Seele". Die legendäre Folge über Ekel Alfreds Punsch zu Silvester wird nun 50. Doch wegen der Äußerungen darin gibt es einen Hinweis für die Zuschauer.

"Pass doch auf, du Arschloch!" So lauten die ersten Dialogworte. Jedes Jahr an Silvester zeigen ARD-Sender die Folge "Silvesterpunsch" aus der Familien-Sitcom "Ein Herz und eine Seele" von Wolfgang Menge (1924-2012). Der Originaltitel lautete 1973 "Sylvesterpunsch", was laut Duden eine Falschschreibweise ist. Jedenfalls ist die Episode in Deutschland Kult - vor allem bei Älteren, sagen wir Leuten über 60. Am Sonntag (31. Dezember) ist die Erstausstrahlung genau 50 Jahre her.

Doch in der ARD-Mediathek hat der "Silvesterpunsch" inzwischen den Hinweis, dass er "als Bestandteil der Fernsehgeschichte" in ursprünglicher Form gezeigt werde, dass er aber Passagen enthalte, "die heute als diskriminierend betrachtet werden können". Einen solchen Hinweis gibt ebenfalls bei der Kultserie "Familie Heinz Becker". Durch die jährliche Wiederholung zum Jahreswechsel dürfte "Silvesterpunsch" wohl die populärste Episode einer der bekanntesten deutschen Fernsehserien überhaupt sein. Neben "Dinner for One" gehört sie zu den deutschen TV-Traditionen am Jahresende.

"Ein Herz und eine Seele" an Silvester im TV: Darum ist "Ekel Alfred" umstritten

Hauptfigur Alfred Tetzlaff - oft nur "Ekel Alfred" genannt - ist eine Art Karikatur, das Klischee des reaktionären deutschen Spießers. Der Arbeiter und Gernegroß verachtet alles Linke, Ausländische oder angeblich zu Weiche und Weibliche. Ihren Erfolg verdankt Wolfgang Menges Kleinbürgersatire "Ein Herz und eine Seele" (25 Folgen zwischen 1973 und 1976) bis heute ihrem Gesprächswert. Denn Alfred (grandios gespielt vom 1999 gestorbenen Heinz Schubert) sagt Wörter wie "Scheiße" oder eben "Arschloch" im Fernsehen - und äußert Dinge, die man eigentlich nicht (mehr) sagt.

"Silvesterpunsch" war die erste in Farbe ausgestrahlte Folge der Stunkserie. Und es war die erste, die nicht nur im Dritten des WDR, sondern im Ersten der ARD und damit deutschlandweit lief. Die Handlung ist schräg: Zu Hause im Ruhrgebiet bei den Tetzlaffs an Silvester: Alfred kocht was. Michael (Diether Krebs), der Mann seiner Tochter Rita (Hildegard Krekel), kommt in die Küche und stößt ihn mit der Tür in den Schrank, aus dem er gerade etwas holt. "Pass doch auf, du Arschloch!", sagt Alfred. Gleich komme die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers im Fernsehen, sagt der Schwiegersohn.

Besserwisser Alfred ist aber bekanntlich ein Sozi-Hasser und hält Willy Brandts Reden nur für Propaganda: Es gebe einen Unterschied zwischen "gelernten Staatsmännern" wie Ex-Regierungschef Kurt Georg Kiesinger von der CDU und dem damals aktuellen SPD-Kanzler Brandt. Alfreds Frau Else (Elisabeth Wiedemann) sinniert über Kiesinger. Sie verwechselt das frühere NSDAP-Mitglied mit dem kürzlich verstorbenen US-Politiker Henry Kissinger (1923-2023) und hält ihn für einen Juden.

Nicht nur zu Silvester: Hier könnt ihr euch die Kultserie auch online ansehen

Else interessiert sich dann für Alfreds Punsch, den sie immer wieder als Bowle bezeichnet. Alfred steigert sich ins Schimpfen über Brandt rein. Als er den Punsch in eine Schüssel gießen will, verschüttet er das heiße Gesöff auf seinem rechten Fuß. Beim Essen im Wohnzimmer nimmt er die Kartoffelschüssel, leert sie und kühlt sich darin den Fuß. Else kritisiert die Tischmanieren ihres Mannes, der lästert aber lieber über die angebliche Unkultiviertheit sogenannter Gastarbeiter.

Später trinkt Alfred allein in der Küche. Michael kommt zurück und probiert. Das sei ein altes, geheimes Familienrezept, sagt Alfred. Sein Großvater habe den Rum dafür noch selbst gebrannt. Auf Michaels Frage, was außer Rum noch darin sei, sagt Alfred: "Nichts, das ist ja das Geheimnis." Die Männer sind betrunken. Später wird getanzt und am Ende fällt Alfred hin und reißt die Deckengirlande herunter. Nun kann für Millionen in Deutschland das neue Jahr beginnen.

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Vorschaubild: © (MDR/HA Kommunikation)/dpa