Hallervorden hat in Berlin die Kabarett-Bühne «Die Wühlmäuse» gegründet, in Dessau eröffnete im Jahr 2022 sein Mitteldeutsches Theater in der Marienkirche. Wie seine Karriere begann, zeigt die Dokumentation «Hallervorden – Didi gegen den Rest der Welt» in der ARD.
Kampf gegen das Witzel-Image «Didi»
Die Doku erzählt von seinem Leben und seinem Abschied aus der DDR, von seinen Erfolgen als Spaßmacher «Didi», seinem Interesse an politischem Kabarett («Spott-Light») oder seiner Rolle als Killer im Thriller «Das Millionenspiel» (1970).
Hallervorden kämpfte später jahrzehntelang gegen sein Witzel-Image an. Wenn er in der Kneipe saß, so sagt er es in der Doku, hätten Leute ihm ohne ein Wort einen Schnaps auf die Tischplatte geknallt und gesagt: «Als Gegenleistung jetzt mal einen gespielten Witz.»
Dass es auch ganz anders geht, zeigte er vor zwölf Jahren dem Kinopublikum mit dem Film «Sein letztes Rennen». Dafür gewann er einen Deutschen Filmpreis. Gelobt wurde er auch für seine Rolle des an Alzheimer erkrankten Großvaters in der Tragikomödie «Honig im Kopf» (2014) mit Til Schweiger.
Kritik nach «Palim, Palim»-Sketch in Jubiläumsshow
Für andere Dinge schlägt Hallervorden aber auch Gegenwind entgegen. Bei der Jubiläumsshow der ARD verwendete er in einer leicht abgewandelten Form des «Palim, Palim»-Sketches das «N-Wort» und das «Z-Wort», die als diskriminierend gelten. Einige Nutzer in den sozialen Medien warfen ihm Rassismus vor. Hallervorden verteidigte seinen Auftritt als Satire.
Mit dem Begriff «N-Wort» wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Das «Z-Wort» steht für eine ebenfalls früher in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für Sinti und Roma.
Der Schauspieler betont öffentlich immer wieder, wie wichtig es ihm sei, die eigene Meinung sagen zu können. Er bilde sie sich «ohne Rücksicht auf Vor- oder Nachteile politischer oder privater Art», erklärt Hallervorden im dpa-Gespräch.
«Ich sage meine Meinung, und die muss ja nicht richtig sein. Andere können mich gerne korrigieren. Wenn ich genügend Argumente finde, bei denen ich denke: "Das habe ich nicht bedacht", dann bin ich auch zum Umdenken bereit.»
Großdemo in Berlin: «Bin auf der richtigen Seite»
Auch mit seiner Haltung zum Gaza-Krieg geriet er in die Schlagzeilen. Mitte September will er an einer Großdemo in Berlin unter dem Motto «Stoppt den Völkermord in Gaza! Keine Waffen in Kriegsgebiete! Frieden statt Wettrüsten!» teilnehmen, unter anderem mit der BSW-Chefin Sahra Wagenknecht.
Natürlich unterscheiden ihn politisch Dinge von Wagenknecht, wie Hallervorden sagt. «Aber das ist doch gerade interessant, wenn sich Leute mit unterschiedlichen politischen Einstellungen alle zusammen zielmäßig für Frieden einsetzen. Also finde ich, ich bin da auf der richtigen Seite.»
Nun steht erst mal der 90. Geburtstag an. Am Samstag (6.9.) ist eine Überraschungsgala für ihn im Schlosspark Theater geplant. Was er gerne noch erleben möchte? Er überlegt. «Es gibt zwei Reiseziele, die ich noch nie betreten habe: Japan und China. Ich muss unbedingt noch mal diese Seite der Welt kennenlernen.»