Die Verbraucher sollen künftig weniger Ökostrom-Umlage zahlen müssen. Die Ersparnis hält sich allerdings in Grenzen.
Es fing ganz bescheiden an. 0,41 Cent pro Kilowattstunde mussten die Stromkunden im Jahr 2003 zur Förderung des Stroms aus erneuerbaren Energien bezahlen. Seitdem kennt die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz nur eine Richtung - nach oben. In den ersten Jahren fiel der Anstieg noch moderat und kaum bemerkbar aus, 2007 überschritt die Umlage erstmals die Cent-Grenze.
Seit Beginn des Jahrzehnts allerdings führten die Abschaltung von etlichen Kernkraftwerken sowie der massive Ausbau der Stromproduktion aus Sonne, Wind und Biomasse zu einem deutlichen Anstieg. Innerhalb von vier Jahren verdreifachte sie sich von 2,047 Cent auf 6,24 Cent, für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden sind 218 Euro im Jahr fällig, bei 4000 Kilowattstunden gar fast 250 Euro - ohne Mehrwertsteuer.
Umlagenkonto mit Überschuss Doch es gibt eine gute Nachricht für die privaten Stromkunden und Unternehmer: Alles spricht dafür, dass im nächsten Jahr zum ersten Mal seit ihrer Einführung anno 2003 die EEG-Umlage sinkt. Denn Ende August wies das Umlagenkonto einen Überschuss von 1,506 Milliarden Euro aus - trotz hoher Ausgaben für Solar- und Windstrom, die in den ersten acht Monaten des Jahres mit rund 14,7 Milliarden Euro gefördert wurden. Im vergangenen Jahr hatte es zum gleichen Zeitpunkt noch ein Defizit von 2,3 Milliarden Euro gegeben, weswegen die EEG-Umlage zum 1. Januar von 5,277 auf 6,24 Cent je Kilowattstunde erhöht wurde.
Die Höhe der EEG-Umlage für 2015 wird am 15. Oktober von den Netzbetreibern bekanntgegeben. Angesichts des prall gefüllten Kontos stellt sich für Experten und Beobachter nicht die Frage, ob die Umlage sinke, sondern nur, wie stark. Die unabhängige Berliner Energie-Denkfabrik "Agora Energiewende" hatte bereits im Mai errechnet, dass die Abgabe auf sechs Cent pro Kilowattstunde sinken könnte, eventuell sogar unter diesen Wert. Möglich sei sogar ein Betrag von lediglich 5,86 Cent, hieß es am Freitag bei dem Institut. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden würde dadurch rund 13 Euro im Jahr sparen, bei 4000 Kilowattstunden wären es über 15 Euro.
Obergrenzen festgesetzt Erst im Frühsommer hatte die Große Koalition eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beschlossen. Um den rapiden Anstieg der EEG-Umlage zu begrenzen, wurden Obergrenzen für den Zuwachs an Strom aus Sonne, Wind und Biomasse festgesetzt und die auf 20 Jahre gesetzlich garantierte Vergütung gekürzt. Diese Reform wird ihre Wirkung allerdings erst ab 2016 entfalten.
In diesem Jahr profitieren die Verbraucher vor allem von dem schlechten Sommer, der dazu führte, dass weniger Solarstrom als erwartet produziert wurde. So wurde allein im August auf dem EEG-Konto ein Überschuss von 442 Millionen Euro erwirtschaftet, normalerweise liegen im Sommer die Ausgaben für den Ökostrom deutlich über den Einnahmen. Hinzu kommt allerdings auch eine einmalige Buchungsumstellung beim Netzbetreiber Tennet. Einzelne Auszahlungen wurden von August in den September verschoben. Und: Wegen eines Prognose-Fehlers, der in den vergangenen Jahren zu hohen Defiziten auf dem EEG-Umlagekonto geführt hatte, musste im vergangenen Jahr die Abgabe überproportional erhöht werden. Dieser Zuschlag kann ab 2015 wieder entfallen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Oliver Krischer, nannte den möglichen Rückgang der Umlage eine "gute Nachricht" für die Verbraucher. Dennoch berge die von der Großen Koalition beschlossene Reform des EEG das Risiko einer wieder steigenden Umlage, weil Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die Ausnahmen für die stromintensive Industrie bei den Förderkosten ausgeweitet statt eingedämmt habe.
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hier einen Kommentar zum Thema von Thomas Lange.