Die häufigsten Fehler beim Hausbau - und wie sich Verbraucher davor schützen können

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Nach einer aktuellen Studie finden sich bei jedem Bauvorhaben 18 gravierende Mängel, die behoben werden müssen. Leo Mirgeler, dpa
Nach einer aktuellen Studie finden sich bei jedem Bauvorhaben 18 gravierende Mängel, die behoben werden müssen.  Leo Mirgeler, dpa

Wenn beim Hausbau etwas schiefgeht, droht der finanzielle Ruin. Experten weisen auf fünf Gefahren hin - und wie man sich als Verbraucher davor schützen kann.

Stefan W. und seine Familie haben sich Mitte vergangenen Jahres einen Traum erfüllt: Im Sommer sind sie in ihr Einfamilienhaus in der Nähe von Heilbronn gezogen. 180 Quadratmeter Wohnfläche, voll unterkellert, auf einem knapp 600 Quadratmeter großen Hanggrundstück. Damit aus dem Traum kein Alptraum werden konnte, hatte die Familie vorgesorgt: Ein TÜV-Sachverständiger schaute den Handwerkern während der Bauphase immer wieder auf die Finger. "Man hört immer wieder abschreckende Geschichten von Neu- oder Umbauten, bei denen etwas Gravierendes schiefgegangen ist", sagt Stefan W. "Wir selbst haben von Bautechnik zu wenig Ahnung. Deshalb wollten wir uns absichern."

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Eine sinnvolle Entscheidung - denn schließlich ist der Bau der eigenen vier Wände für die allermeisten Deutschen die größte Investition ihres Lebens. Zu spät entdeckte Baumängel verursachen in Deutschland Schäden in Milliardenhöhe. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern finden sich bei jedem Bauvorhaben durchschnittlich 18 gravierende Mängel, hat eine Gemeinschaftsstudie des Bauherren-Schutzbundes und des Instituts für Bauforschung Hannover gezeigt.

Pfusch am Bau ist aber nicht das einzige Problem, das beim Hausbau auftreten kann. Wer nicht aufpasst, kann sich bei der großen Investition, die der Bau eines Eigenheims darstellt, schnell übernehmen. Wir nennen die fünf größten Gefahren beim Hausbau - und erklären, wie Verbraucher sich davor schützen können.

1. Mängel am Bau

Nach Angaben des Bauherren-Schutzbundes (BSB) nimmt die Mängelhäufigkeit beim Bauen wieder deutlich zu. "Das liegt vor allem an der hohen Auslastung der Baufirmen und dem damit verbundenen Zeitdruck", sagt BSB-Sprecher Erik Stange. Besonders schadensträchtige Baufehler können dabei beim Abdichten von Kellern oder Bädern geschehen.

Die Folgen sind mitunter verheerend: Wassereinbruch und Schimmelbildung treten unter Umständen erst Jahre später auf und haben Mängelbeseitigungskosten zur Folge, die die laufende Hausfinanzierung nochmals stark belasten können. "Wichtig ist es daher, die Fehler zu erkennen, wenn sie entstehen. Deshalb sollten private Bauherren immer eine professionelle Baubegleitung beim Hausbau miteinkalkulieren", rät Stange. Ein unabhängiger Sachverständiger könne bei Baustellenterminen überprüfen, ob Baufehler vorliegen.

2. Unvollständige Bauverträge

Was das Bauunternehmen dem Bauherren schuldet, bestimmt der Bauvertrag. Was darin nicht enthalten ist, kann nur schwer nachverhandelt werden - auch wenn es der Bauherr für eine Selbstverständlichkeit gehalten hat. Umso wichtiger ist, dass der Bauvertrag vollständig ist. "Zentrale Punkte sind eine lückenlose Bauleistungsbeschreibung und ein ausgewogener Zahlungsplan, bei dem die vereinbarten Abschläge nach Baufortschritt bezahlt werden", sagt BSB-Sprecher Stange. Da Bauverträge komplex und für Bau-Laien kaum zu durchschauen sind, ist es ratsam, sie vor der Unterschrift von einem Fachanwalt überprüfen zu lassen.

3. Vertragsabschluss unter Druck

Oft werden Verbraucher durch vermeintliche Preisschnäppchen und befristete Sonderangebote zum schnellen Vertragsabschluss gedrängt. Eine umfangreiche Prüfung des Bauvertrags und das Einholen von Vergleichsangeboten sind dann kaum mehr möglich. Wer eine so große Investition wie den Bau eines Eigenheims tätigt, sollte sich aber auf keinen Fall unter Druck setzen lassen, in Ruhe vergleichen und vor der Unterschrift den Vertrag prüfen.

Wer den Vertrag nicht vorab zur Prüfung erhält, sollte sich lieber eine andere Baufirma suchen. Wichtig zu wissen ist außerdem grundsätzlich, dass Bauherren, die ein Haus aus einer Hand erwerben oder größere Umbaumaßnahmen planen, innerhalb von 14 Tagen vom Vertrag zurücktreten dürfen.

4. Zu knappe Finanzierung

Ist die Finanzierung zu knapp bemessen, sind Bauherren kaum handlungsfähig. Falls es zu Rechtsstreitigkeiten kommt, fehlen ihnen die Mittel um einen Anwalt zu konsultieren - und falls sich der Bau verzögert, kann die Doppelbelastung aus der Miete für die alte Bleibe und der bereits laufenden Hausfinanzierung zum finanziellen Kollaps führen. Wichtig ist daher, einen ausreichend großen Puffer einzuplanen.

Experten raten zu einer realistischen Kostenberechnung, die sowohl die Baukosten als auch die Baunebenkosten berücksichtigt. Bauherren sollten einen Eigenkapitalanteil in Höhe von 20 bis 30 Prozent der Bausumme einbringen und 5000 bis 10.000 Euro für unerwartete Zusatzleistungen während der Bauphase zur Verfügung haben. Die aktuell niedrigen Zinsen sollte man nutzen, um möglichst viel zu tilgen.

5. Bauverzögerung

Ob Wintereinbruch oder Personalmangel: Wenn die Baustelle stillsteht und die Arbeiten nicht voranschreiten, geraten Bauherren schnell in Bedrängnis. Der Mietvertrag läuft aus, der Umzug muss verschoben werden, es drohen unkalkulierbare Mehrkosten. Damit Bauherren diese Falle umgehen, sollten sie einen festen Fertigstellungstermin mit der Baufirma vereinbaren - und Entschädigungen für den Fall einer Verzögerung.

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Das Gesetz sieht beim Hausbau und größeren Umbaumaßnahmen vor, dass Baufirmen einen verbindlichen Zeitpunkt zur Fertigstellung benennen müssen. Wenn der Beginn noch nicht feststeht, muss zumindest die Dauer der Baumaßnahmen angegeben werden. So werden die wirtschaftlichen Risiken gemindert und die Bauherren können den Einzug in ihr neues Haus verlässlich planen.

Das sind die häufigsten Baumängel

Risse: Heute übliche Baustoffe sind wahre High-Tech-Produkte - und sie erfordern ein hohes Maß an Verarbeitungsqualität. Werden Materialien beispielsweise falsch kombiniert, kann das zu Rissen in Putz und Mauerwerk führen, warnt der Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau (VQC).

Feuchtigkeit: Werden die Anschlussdetails an Fenstern und Außenputz nicht richtig sauber ausgeführt, können in der Folge die Fensterlaibungen durchfeuchten: Wind und Regen dringen dann nämlich ungehindert ein und sorgen dadurch für nasse Flecken an den Innenflächen.

Schimmel: Undichte Dampfsperren können Schimmelbefall auslösen: Eigentlich soll die Dampfsperre die dahinter liegenden Bauteile vor Feuchtigkeit in der Luft schützen. Wenn Luft aufgrund des Lecks die Bauteile umströmt und dabei abkühlt, dann kondensiert der enthaltene Wasserdampf. So entsteht ein Nährboden für Schimmelpilze.

Die gleiche Folge hat der falsche Einbau der Bodeneinschubtreppe: Die Feuchtigkeit kann dann mit der Luft in Bauteile gelangen und sie beschädigen. Und ein nicht entlüfteter Spitzboden kann zu Wasserschäden und Schimmelbefall im Dachboden führen.

von Harald Czycholl