Vor Schalke: Fiél erklärt seinen "Ausraster" im Training - FCN spielt mit Trauerflor

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FCN-Trainer Cristian Fiél
Der Nürnberger Trainer Cristian Fiél reagiert mitunter sehr emotional. Auch in dieser Trainingswoche wurde es mal laut. Von einem Ausraster will der FCN-Coach allerdings nichts wissen.
FCN-Trainer Cristian Fiél
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Wenn Nürnberg und Schalke aufeinander treffen wird es zumindest auf den Rängen ein Fest
Die Fans vom 1. FC Nürnberg und von Schalke 04 zeigten im Hinspiel im November 2023 eine gemeinsame Fan-Choreo über die gesamte Stadionhälfte.
1. FC Nürnberg - FC Schalke 04
Daniel Löb/dpa

Der 1. FC Nürnberg bestreitet am Samstag das Topspiel in Liga 2. Gegner ist der FC Schalke 04, gegen den es in der Vergangenheit so gut wie nichts zu holen gab. FCN-Trainer Fiél fordert von seinen Spielern mehr Action und Kommunikation.

"Schaaalke und der FCN" - kaum eine Fanfreundschaft in Deutschland wird so sehr gelebt wie die zwischen dem Club aus Nürnberg und den Königsblauen aus Gelsenkirchen. Treffen die beiden Mannschaften wie am kommenden Samstag, 13. April 2024, im Zweitliga-Topspiel um 20.30 Uhr (das Spiel live im TV und Stream – auch kostenlos zu sehen) direkt aufeinander, ist beste Stimmung auf den Rängen garantiert. Kein Wunder, denn hier treffen zwei über die Maßen aktive und kreative Fan-Szenen aufeinander, deren Klubs zu den absoluten Traditionsvereinen im deutschen Fußball zählen.

Zwischen 1934 und 1937 machten Schalke und der FCN die Deutsche Meisterschaft nur unter sich aus (S04 wurde in jener Zeit dreimal Meister, zweimal durch Finalsiege gegen den FCN). Insgesamt kommen beide Vereine zusammen auf 16 Meistertitel (Nürnberg hat neun, Schalke sieben). Im Jahr 2024 ist für beide aber nicht mal mehr der Zweitliga-Meistertitel im Bereich des Möglichen. Der Blick auf die Tabelle fühlt sich weder für Club-Fans, noch für Schalke-Anhänger gut an. Der 1. FCN rangiert nach der 0:4-Pleite gegen Holstein Kiel mit 37 Punkten weiter auf Platz 10. Schalke liegt mit 32 Punkten auf Platz 13, nur zwei Zähler vor dem Relegationsplatz. Zuletzt kam der Bundesliga-Absteiger nicht über ein 1:1 in Hannover hinaus.

Update vom 12.04.2024, 10.36 Uhr: FCN-Mitarbeiter bei Unglück ums Leben gekommen - Mannschaft mit Trauerflor

Wie am Freitag bekannt wurde, werden die Spieler des 1. FC Nürnberg werden am Samstag auf Schalke mit Trauerflor auflaufen. Hintergrund ist ein Lawinenunglück, bei dem ein 19-jähriger Mitarbeiter des Vereins ums Leben gekommen war.

Club-Trainer Cristian Fiél äußerte sich einen Tag vor der Partie nochmals zur vergangenen Trainingswoche. Nürnberger Medien hatten von einem Ausraster des Coaches im Training berichtet. Fiél stellte dazu klar: "Die Trainingseinheiten waren wie immer. Ich bin ein emotionaler Mensch und ich habe einen unnötigen Ballverlust angesprochen. Da wurde mehr daraus gemacht, als es wirklich war."

Schalke ist zu Hause seit fünf Spielen ungeschlagen. Fiél erwaretet einen schwer auszurechnenden Gegner. "Mal spielen sie in einer Raute, in Hannover wiederum sind sie es mit einer Fünferkette angegangen. Sie spielen viele hohe Bälle und kommen mit viel Intensität, geben dir aber auch die ein oder andere Option, um gefährlich zu werden", sagte Fiél. S04-Trainer Karel Geraerts äußerte sich ebenfalls zum Gegner: "Nürnberg mag es, den Ball zu haben. Sie haben mit Can Uzun einen sehr guten Spieler. Wir müssen wieder den Teamspirit zeigen, den wir in den letzten Wochen auf den Platz gebracht haben. Aber mit mehr Effizienz."

Update vom 12.04.2024, 9.44 Uhr: Fiél ist seine Mannschaft zu leise - Andersson wieder in der Startelf?

Club-Trainer Cristian Fiél will gegen den FC Schale 04 wieder mehr Action auf dem Platz sehen. Auf dem Rasen geht es dem Ex-Profi oft zu leise zu. Der 44-Jährige wünscht sich von seinen Spielern mehr Kommunikation. "Jeder ist dazu eingeladen und aufgefordert, auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen", sagte er am Donnerstag. Die Nürnberger bringen sich immer wieder wegen individueller Patzer oder schlechter Abstimmung um den Lohn ihrer Mühen. "Es ist so, dass wir ab und an zu viele Fehler machen und uns schaden."

Fiél räumte dabei ein, dass es lautere und leisere Spielertypen im Fußball gebe. Auf einer Pressekonferenz antwortete er aber auf die Frage, ob ihm seine Mannschaft auf dem Platz zu ruhig sei: "Natürlich könnte sie mehr miteinander kommunizieren. Natürlich könntest du vielleicht den einen oder anderen haben, der verbal mehr Einfluss nimmt." Damit zu hadern, das bringe die Nürnberger in der Schlussphase der Saison aber nicht weiter. "Wir versuchen, so wie es jetzt ist, die Punkte zu sammeln", sagte der Coach.

Nach zuletzt nur einem Zähler aus drei Partien und dem 0:4 am Wochenende daheim gegen Kiel will der FCN eine Reaktion zeigen und den Vorsprung in der Tabelle auf die Knappen ausbauen. Fiél erwartet keine leichte Aufgabe. Allein schon das Stadion - im Sommer ein EM-Spielort - übe eine "Wucht" auf die Spieler aus. "Ich bin gespannt, wie unsere Jungs damit umgehen."

Beim Bundesliga-Absteiger aus dem Ruhrgebiet läuft es noch wesentlich schlechter als in Nürnberg - bei einer Niederlage gegen den Club (37 Punkte) und zugleich Siegen der direkten Rivalen droht den Königsblauen sogar der Absturz auf den vorletzten Rang des Klassements.

Im Hinspiel in Nürnberg siegten die Schalker dank eines späten Treffers mit 2:1. Auf die Frage, ob jene Partie so etwas wie eine Blaupause war dafür, wie die Clubberer in dieser Saison mit "Wucht" umgehen, antwortete Fiél, dass er keine Lust mehr auf Blaupausen habe. "Keine Blaupause, hinfahren, gutes Spiel abliefern und alles versuchen, um die drei Punkte zu holen."

Das Thema Fanfreundschaft wollte der Nürnberger Trainer im Vorfeld bewusst ausklammern, denn: "Zuletzt haben wir die Fanfreundschaft immer groß thematisiert. Am Ende haben dann immer die Schalker gewonnen. Nun lassen wir das Thema ruhen und wollen die Punkte holen. Dann können wir gerne gemeinsam feiern", sagt der FCN-Coach, auch wenn er sich freut, dass rund 6500 FCN-Fans auf Schalke mit dabei sein werden.

Gegen die im Vergleich zum FCN eher großgewachsenen Schalker wird es für den Club auch wichtig sein, erstens Flanken zu blocken und zweitens, die Flanken, die doch durchkommen, konzentriert zu verteidigen. Das war zuletzt nicht immer der Fall. Vor allem bei Ecken des Gegners, sahen die FCN-Profis speziell im Heimspiel gegen Kiel, nicht gut aus. Für die physische Komponente wäre die Startelf-Rückkehr von Sebastian Andersson eine denkbare Option. Die 1,90-Meter-Kante im Sturm hatte zuletzt das Nachsehen gegenüber dem hängenden Stürmer Lukas Schleimer. "Wir überlegen immer, welcher Spielertyp gegen den jeweiligen Gegner besser passt", führt Fiél aus, um nun die Option Andersson als "realistisch" zu bezeichnen. 

So könnte der 1. FC Nürnberg gegen den FC Schalke 04 auflaufen

Klaus - Gyamerah, Jeltsch, J. Horn, Brown - Flick, Castrop, Uzun - Goller, Okunuki (Wekesser) - Andersson (Schleimer) 

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Für beide Teams geht es an den verbliebenen Spieltagen primär darum, den Nicht-Abstieg möglichst schnell klarzumachen und das eigene Punktekonto auf 40 hochzuschrauben. Schon jetzt kann man aber festhalten: Für Schalke ist die Saison enttäuschender verlaufen als für den Club und die Aufgabe Klassenerhalt dürfte für die Königsblauen schwerer werden - selbst bei einem Heimsieg am Samstag. Apropos Heimsieg: Nürnberg-Fans sollten den folgenden Absatz beim Lesen vielleicht besser überspringen.

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Schalke 04 hat die letzten fünf Heimspiele gegen Nürnberg allesamt gewonnen und dabei noch beachtliche 18 Tore erzielt, das sind 3,6 Tore im Schnitt pro Heimspiel gegen den FCN. In den letzten 15 Pflichtspielen zu Hause gegen den Club holte man zwölf Siege und drei Remis, der letzte Nürnberger Auswärtssieg in Gelsenkirchen liegt fast 31 Jahre zurück: Im September 1993 in der Bundesliga traf Sergio Zarate zweimal gegen Jens Lehmann, Endergebnis 2:1. Wäre es kein Auswärtsspiel, ist die Bilanz kaum besser für den Club. Seit acht Pflichtspielen wartet man in Nürnberg auf einen Sieg gegen die Schalker (sechs Siege, zwei Unentschieden). Nürnbergs letzter Sieg liegt elf Jahre zurück, 3:0 gewann man im März 2013. Schalke gewann außerdem alle drei bisherigen Aufeinandertreffen in der zweiten Liga. 

Vergisst der FCN ob der Fanfreundschaft also das Fußballspielen, wenn es gegen Königsblau geht? Nun ja, im Hinspiel war man nah dran am Punktgewinn. Erst in der 89. Spielminute traf der eingewechselte Danny Latza nach einem Freistoß per Kopf zum Schalker Siegtreffer. Zuvor hatten Dominick Drexler in Halbzeit eins und Florian Flick kurz nach der Pause für ihre jeweiligen Teams getroffen. Der Nürnberger Torschütze musste einige Minuten danach verletzt ausgewechselt werden. Im Vorfeld der Partie sorgten die Fans für eine beeindruckende Choreografie.

Unruhe auf Schalke könnte dem Club in die Karten spielen

Noch zwei - aus Nürnberger Sicht - wenig erbauliche Fakten zum Spiel: Schalke-Stürmer Simon Terodde, der das Hinspiel verpasst hatte, traf in neun Zweitliga-Spielen gegen Nürnberg neunmal und blieb dabei gegen den FCN auch ungeschlagen mit seinen jeweiligen Teams. Pech für den Club: Am Samstag wird der 36-jährige Kapitän vermutlich auf dem Platz stehen. Und: Der 1. FC Nürnberg hat in der 2. Fußball-Bundesliga insgesamt schon gegen 92 verschiedene Mannschaften gespielt. Nur gegen zwei Vereine holte man dabei keinen einzigen Punkt: Eintracht Frankfurt und Schalke 04. 

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Klingt alles danach, als könnte die Elf von Cristian Fiél sich die Anreise eigentlich gleich sparen. Die nackten Zahlen machen in der Tat wenig Hoffnung auf einen erfolgreichen Club-Trip ins Ruhrgebiet. Für Nürnberg spricht allerdings die aktuelle Schalker Schwächeperiode. In den vergangenen fünf Spielen gab es nur einen Sieg - ausgerechnet gegen Tabellenführer St. Pauli. Dazu kommt die Unruhe in der Mannschaft. Cheftrainer Karel Geraerts suspendierte zuerst Verteidiger Timo Baumgartl (28) und schickte nun auch Mittelfeldmann Dominick Drexler - einen der Torschützen im Hinspiel - zur U23. Der Spieler habe sich "zuletzt über die Mannschaft gestellt", so die Erklärung für die disziplinarische Maßnahme. Im Abstiegskampf liegen die Nerven im Ruhrgebiet blank.

Auch bei den Nürnbergern ist die Welt nicht rosarot. Am Dienstag soll es im Training mehrfach laut geworden sein. Von einem Ausraster Fiéls schrieben Nürnberger Medien und sogar von einem "internen Stimmungstief". Wie genau die Gemütslage bei Fiél und den Spielern aussieht, darüber lässt sich nur spekulieren. Bei der Mannschaftsaufstellung könnte sich im Vergleich zur Kiel-Pleite durchaus etwas tun. Klar ist: Joseph Hungo ist nach seinem Turbo-Platzverweis keine Option. Für ihn wird vermutlich Benjamin Goller wieder auf der rechten Offensivseite starten. Auch Sebastian Andersson könnte wieder in der ersten Elf stehen. Wer auf der linken Außenbahn offensiv beginnt und ob Lukas Schleimer erneut in der Startelf auftaucht, scheint noch relativ offen. Trotz der heftigen Niederlage gegen Holstein Kiel machte Schleimer seinen Job nach dem frühen Platzverweis für Hungbo recht ordentlich. In der Defensive drängen sich keine großen Änderungen auf.

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