Das rigorose Eingreifen von Pfeiffer hat eventuell einen weiteren Polizisten aus Südhessen in der Nacht auf Freitag (24.05.19) zu einer ähnlichen Schocktherapie inspiriert. Der Beamte zog nach einer Massenkarambolage auf der A5 bei Erzhausen einen Mann aus einem Fahrzeug und konfrontierte ihn unmissverständlich mit seinem Handeln. In der Folge begann der Gaffer - offenbar geläutert - zu weinen.
Feuerwehrmann: "Respekt vor ihm, das war klasse!"
Auch Feuerwehrmann Rudolph "Rudi" Heimann hat sich zum Vorgehen gegen Gaffer des Polizisten Stefan Pfeiffer nach dem tödlichen Unfall auf der A6 geäußert. Heimann hat selbst etliche nervenaufreibende Erfahrungen mit Gaffern hinter sich. "Es ist immer wieder dasselbe, die bleiben stehen, filmen, und wir haben keine Chance, irgendwie bei zu kommen. Die halten uns nur auf, unsere Arbeit zu machen. Das ist frustrierend. Meine persönliche Meinung ist, die gehören raus, denen gehört eine Strafe und ein Führerscheinentzug für ein Jahr!" Im November 2017 riss Heimann nach einem tödlichen Unfall auf der A3 der Geduldsfaden: Er spritze Gaffern mit dem Feuerwehrschlauch in die geöffneten Autofenster. "Ich finde, was der Polizist gemacht hat, absolut korrekt. Respekt vor ihm, das war klasse, was er gemacht hat, Respekt!"
Gaffer filmen mit dem Handy: "Total brutal"
Für Gaffer hat Heimann null Verständnis. "Dass da einer langsam fährt, nur weil er gucken muss! Teilweise gucken die aus dem Fenster, haben das Handy in der Hand und filmen ganz langsam mit, das finde ich total brutal." Das größte Problem laut Heimann: Niemand schreitet nachhaltig ein, um das Gaffen zu unterbinden. "Es kümmert sich keiner drum. Wir sind die Leidtragenden, ob Feuerwehr, Rettungsdienst oder die Polizei, wir sind immer die Leidtragenden." Wut fühle er deswegen, so Heimann, "weil die Regierung dafür Nichts macht, richtige Wut!"
Eine Lösung hätte Rudolph Heimann parat, in anderen Bundesländern wird sie angeblich erfolgreich praktiziert. Eine Kamera wird an der Unfallstelle platziert und filmt die vorüberfahrenden Fahrzeuge. Gaffer werden erkannt und rausgezogen. "In Hessen ist es teilweise schon so, hab ich selber gesehen. Dass die die Kamera aufstellen, und die ziehen dann die Autos vorne raus, das finde ich gut. Die bekommen eine auf den Deckel. Die, die rausgezogen wurden, machen das mit Sicherheit nicht mehr!"
Lob vom Innenminister: Joachim Herrmann lobt Vorgehen des Polizisten
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rechtfertigt das Verhalten des Polizisten Stefan Pfeiffer, der am Dienstag auf der A6 hart gegen Gaffer vorgegangen war. "Das Verhalten vieler Gaffer ist unverschämt und unverantwortlich", schreibt Herrmann auf Facebook. "Ich freue mich, dass der Polizeikollege das einigen Gaffern auch mal emotional nahegebracht hat."
Nach einem tödlichen Autobahn-Unfall bei Nürnberg hatte der Polizist einen Lkw-Fahrer angeschrien: "Nimmst du endlich dein Handy aus der Hand, sonst komme ich rüber und hol dich raus! Haben wir uns verstanden? Wer glaubst du denn, wer du bist?!"
Polizist bittet Fahrer aus Transporter: "Willst du den Toten sehen?"
Andere Schaulustige stellte er zur Rede. So schnauzte er einen ausländischen Transporter-Fahrer auf Englisch an: "Wo kommst du her? Steig aus und ich zeige dir was. Willst du den Toten sehen? Für Fotos? Komm mit. Da liegt er, willst du ihn sehen? Willst du nicht? Warum machst du dann Fotos? Wenn du willst, kannst du hingehen und Fotos machen. Das kostet dich 128 Euro, weil du das hier fotografierst. Schämen solltest du dich!"
Video: Polizist zieht Gaffer aus den Autos
47-Jähriger in Fahrerkabine eingeklemmt - jede Hilfe kommt zu spät
Bei dem Unfall hatte ein 47-Jähriger zwischen der Ausfahrt Roth und dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd seinen Lkw nicht rechtzeitig abbremsen können. Es kam zum Crash.
Gegen 11.20 Uhr kollidierte der Lkw mit einem Sattelzug und wurde dabei in seiner Fahrerkabine eingeklemmt. Der Lkw vor ihm wurde durch die Kollision auf einen weiteren Lastkraftwagen geschoben. Ein herbeigerufener Rettungshubschrauber konnte für den 47-Jährigen nichts mehr tun. Er starb noch an der Unfallstelle. Die anderen beiden Lkw-Fahrer kamen unverletzt davon.
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