Der staatliche Tankrabatt läuft Ende August aus. Wirtschaftsexperte Prof. Manuel Frondel vom RWI in Essen hat das Preisverhalten der Öl-Multis untersucht. Im Exklusiv-Interview mit uns berichtet er von seinen überraschenden Ergebnissen.
                           
          
           
   
           - Erfahrungen an der Tankstelle
- Mineralölkonzerne geben den Tankrabatt weiter 
- Wirtschafts- und Klimaminister lag daneben
- Autofahrer nehmen das völlig anders wahr und sehen nur die halbe Wahrheit
- Autofahrer sind sauer auf die Öl-Multis
Wirtschaftsökonom Manuel Frondel ist selbst Autofahrer und leidet mit den Pkw-Besitzenden, wenn sie die teuren Spritpreise an der Tankstelle zahlen müssen. Aber an einer Kritik an den Öl-Multis will er sich nicht beteiligen. Auch einen Tipp für alle Autofahrenden hat er am Schluss parat. 
 inFranken.de: Was für ein Gefühl beschleicht Sie, wenn Sie in diesen Tagen eine Tankstelle anfahren?
 Prof. Manuel Frondel: "Natürlich tut es weh, so viel für Sprit bezahlen zu müssen. Man würde lieber wieder die Spritpreise des Jahres 2020 haben wollen. Aber das war damals ein Ausreißer-Jahr nach unten, dieses Jahr ist eher ein extremes Jahr nach oben. Ich gehe davon aus, dass die Spritpreise mittelfristig wieder nach unten gehen." 
 Sie sagen, den seit dem 1. Juni geltenden Tankrabatt, den haben die Mineralölkonzerne größtenteils weitergeben. Woher wissen Sie das?
 "Aufgrund objektiver Auswertungen von Millionen von Kraftstoffpreisen, die wir im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels auswerten. Wir haben sowohl einen Vorher-Nachher-Vergleich für Deutschland als auch für Frankreich gemacht. Vor dem 1. Juni waren die E10-Preise in Deutschland rund 4 Cent höher als die in Frankreich, danach rund 28 Cent niedriger. Ähnlich beim Diesel: Vorher waren die Dieselpreise in Deutschland höher, danach deutlich niedriger. Dass der Tankrabatt weitgehend weitergegeben wird, hat bereits das ifo-Institut kurz nach Einführung des Tankrabatts aufgrund ähnlicher Vergleiche festgestellt."
  Also lag Wirtschafts- und Klimaminister, Robert Habeck, völlig falsch als er warnte: Die Mineralölkonzerne streichen den Profit ein, die Verbraucherinnen und Verbraucher merken nichts von der Steuersenkung?
 "Herr Habeck ist Opfer seiner eigenen Vorurteile geworden, liegt aber nach objektiven Daten zu urteilen, ziemlich falsch." 
 Wie funktioniert der Benzinpreisspiegel des RWI?
 "Seit Einführung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe im Jahr 2013 müssen Tankstellenbetreiber sämtlich Preise und Preisänderungen melden und diese Daten erhalten postwendend auch Verbraucherportale wie clevertanken.de. Wir benutzen diese Millionen von Daten für regelmäßige Auswertungen, um etwa herauszufinden, wie sich die Kraftstoffpreise über den Tag hinweg verändern."
 Wie erklären Sie sich, dass die Autofahrenden das völlig anders einschätzen?
 "Die Autofahrer urteilen subjektiv und machen allenfalls einen Vorher-Nachher-Vergleich, aber nicht auch den Vergleich mit der Entwicklung in einem anderen Land wie etwa Frankreich. Mit einem einfachen Vorher-Nachher-Vergleich kann aber nur ein Faktor berücksichtigt werden, die Senkung der Energiesteuer nach dem 1. Juni. Viele anderen Faktoren wie die Rohölpreise, der Wechselkurs von Doller und Euro, etc. können die Verbraucher dadurch nicht berücksichtigen. Diese Faktoren werden bei einem doppelten Vorher-Nachher-Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich, wie wir ihn machen, automatisch eliminiert."
 
Stellvertretend für alle Ölmultis: Shell Gewinn 2. Quartal 2021: 3,47 Mrd Euro, 2. Quartal 2022: 18,04 Mrd Euro, noch Fragen???? Und dann so ein Artikel...