Herzkrank und trotzdem sicher in den Urlaub: Diese Experten-Tipps solltest du beim Reisen unbedingt beachten

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Tipps zum Verreisen trotz Herzkrankheit
Auch herzkranke Menschen können sich mit einigen Vorsichtsmaßnahmen im Ausland erholen. Die Deutsche Herzstiftung gibt dafür wichtige Tipps.
Tipps zum Verreisen trotz Herzkrankheit
naturalherbsclinic/pixabay.com und Julian Stratenschulte/dpa

Wer trotz Herzkrankheit reisen möchte, sollte sich vorab gut informieren, denn verschiedene Faktoren können zum Ausschlusskriterium werden. Die Herzstiftung gibt Ratschläge, wie man einen Urlaub optimal vorbereitet und was auf der Checkliste auf keinen Fall fehlen darf.

Genau wie alle anderen wollen auch Menschen mit Herzerkrankung ihren Urlaub in vollen Zügen genießen und eventuell im Ausland verbringen. Aber geht das überhaupt gesundheitlich? Und was sind die Risiken? Worauf müssen herzkranke Menschen besonders achten? Die Deutsche Herzstiftung gibt auf diese Fragen Antwort: Ja, es ist möglich, mit Herzschwäche, Herzrhythmusstörung oder Klappenerkrankung in den Urlaub zu fahren. Es erfordert nur etwas mehr Planung und vor allem Vorsicht.

Zunächst einmal ist es immer notwendig, die geplante Reise mit seinem Arzt abzusprechen, rät der Facharzt und Privatdozent Magnus Baumhäkel. Er sei auch sinnvoll, sich davor nochmal untersuchen zu lassen, um den Gesundheitsstand zu prüfen, eventuell die Medikation zu ändern und somit die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. "Nur so lassen sich Risiken durch Überbelastungen oder Fehleinschätzungen vermeiden", beteuert Baumhäkel.

Herzerkrankung und Urlaub: Arzt sollte vorab Check-up machen

Als Erstes muss also die körperliche Belastbarkeit von einem Arzt eingeschätzt werden, welche natürlich nicht stark eingeschränkt sein sollte. Außerdem gilt es, sich an bestimmte Richtwerte zu halten, die angeben, wie lange operative Eingriffe vor dem Reiseantritt zurückliegen müssen.

Eine Ausdehnung des Herzkranzgefäßes zum Einsetzen eines Defibrillators oder Herzschrittmachers sollte zum Beispiel ein bis zwei Wochen her sein. Kürzere Reisen innerhalb dieses Zeitraums sind zwar prinzipiell möglich, sollten aber immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Eine Herzoperation oder ein Herzinfarkt sollten mindestens einen Monat bis sechs Wochen zurückliegen.

Neben der Liste an Gepäck, das in den Koffer kommt, wird Herzpatienten empfohlen, eine zusätzliche "Herz-Checkliste" zu erstellen, auf der alle wichtigen Unterlagen aufgelistet sind. Dazu gehören Krankheitsunterlagen, wie zum Beispiel der letzte OP-, Ultraschall- oder Röntgenbericht. Zusätzlich empfiehlt es sich, einen Medikamentenplan vorzubereiten und mitzuführen.

Herz-Tipp: Circadiane Rhythmik zur Sicherheit deaktivieren

Bei Herzschrittmachern ist es möglich, eine circadiane Rhythmik zu programmieren. Falls die Zeitzonen während der Reise wechseln, rät die Herzstiftung, diese Funktion zu deaktivieren. Begehbare Sicherheitschecks, wie es sie an Flughäfen gibt, können bedenkenlos mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren benutzt werden. Allerdings ist bei manuellen Metalldetektoren Vorsicht geboten: Diese sollten nicht direkt über die Stelle geführt, an der das Gerät eingesetzt wurde.

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Sobald die Reiseplanung konkreter wird, ist die Entscheidung für ein bestimmtes Ziel an der Reihe. Dabei spielen Faktoren wie Klima und Höhe eine wichtige Rolle, um den Urlaub so angenehm und so herzschonend wie möglich zu gestalten. Obwohl der sonnige Sandstrand oftmals ein beliebtes Ziel ist, macht starke Hitze dem Plan einen Strich durch die Rechnung: Ohne ausreichende Vorsichtsmaßnahmen kann es entweder schnell zu einem Kreislaufkollaps kommen, oder die Rhythmusstörungen können sich verschlimmern. Das bedeutet: tropische Gebiete mit drückender Hitze am besten meiden!

Ein weiteres No-Go ist die dünne Luft in hoch gelegenen Orten. Ab einer Höhe von 2500 Meter gelangt zu wenig Sauerstoff ins Blut. Dies versucht das Herz durch schnelleres Schlagen auszugleichen, doch natürlich ist das eine gefährliche Belastung für alle geschwächten Herzen. Baumäkel empfiehlt daher nicht nur sehr heiße, aber auch außergewöhnlich kalte Klimazonen mit dünner Luft zu meiden. Am besten eignen sich klimatische Verhältnisse, an die der Patient sowieso schon gewohnt ist, damit der Kreislauf nicht zu sehr beansprucht wird.

Herz und Lunge brauchen auch im Urlaub saubere Luft

Eine andere Kreislaufbelastung stellt außergewöhnlich schlechte Luft dar. Online ist es möglich, sich über die Luftqualität seines Reisezieles im Voraus zu informieren. Bei zu starker Verschmutzung durch Feinstaub werden Entzündungen begünstigt und gefährliche Botenstoffe können in den Kreislauf gelangen. Ablagerungen an den Arterienwänden könnten dadurch potenziell begünstigt werden. Baumhäkel warnt, dass Luftverschmutzung schon nach kurzer Zeit zur Verschlimmerung der Erkrankung beitragen kann.

Nach langer Covid-Isolation: Experte rät zu extra Medikamenten

Im Zeitalter von Corona ist es für jeden empfehlenswert, sich über Reisebestimmungen, vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen des Zielortes und Quarantänepflichten zu informieren. Für herzkranke Menschen sind zusätzliche Details wie das Reinigungsverfahren und das Belüftungssystem des Hotels wichtig.

Vor Ort sollten alle Verhaltensregeln beachtet werden: Einhaltung von mindestens 1,5 Metern Abstand zu anderen Personen, Husten in die Ellenbeuge und gründliches Händewaschen. Im Alltag sowie auf Reisen sollte eine FFP2-Maske getragen werden, sobald man Kontakt mit anderen Menschen hat. Zur weiteren Senkung der Ansteckungsgefahr ist darauf zu achten, Innenräume regelmäßig zu lüften.

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Im Falle einer Ansteckung und einer Quarantänepflicht im Ausland, die länger dauert als der Urlaub eigentlich geplant war, sollte die Menge an mitgenommenen Medikamenten größer sein als notwendig.

An sportliche Aktivitäten und neues Essen langsam herantasten

Um sein Herz so gut wie möglich zu schonen, sollte man den Urlaub mit allen Aktivitäten langsam angehen. Große Anstrengungen wie ausgiebige Wanderungen, lange Radtouren oder auch das Aufhalten in der prallen Mittagssonne sollten vermieden werden. Auch beim Schwimmen kann es beim Eintauchen in das kalte Wasser und der plötzlichen Temperaturänderung zu Kreislaufproblemen kommen.

Da sich die Ernährung im Urlaub häufig ändert, sollten Menschen, die einen Gerinnungshämmer (Marcumar) nehmen, die Gerinnungswerte öfter kontrollieren. Die Wirkung des Medikaments kann nämlich durch fettreiche Kost und hohen Konsum von Vitamin-K-haltigen Lebensmitteln beeinflusst werden.

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Allgemein gilt, jede Veränderung langsam anzugehen und dem Körper genug Zeit zu geben, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Trotzdem sollten Patienten darauf achten, ihre Medikamente zur gewohnten Zeit einzunehmen, um keine Einnahme zu vergessen.

Einige Herz-Symptome schließen eine Auslandsreise komplett aus

In einigen Fällen muss von einer Urlaubsreise komplett abgeraten werden. Laut der Herzstiftung gehören Menschen mit folgenden Symptomen dazu: zunehmende oder bei geringer Belastung auftretende Brustenge (Angina pectoris) sowie zunehmende Luftnot und Luftnot bei geringer Belastung. Dazu gehört nicht nur das Laufen ohne Steigung, sondern auch Treppensteigen. Wiederholter Schwindel und plötzliche Bewusstlosigkeit sind ebenfalls Ausschlusskriterien einer Auslandsreise.

 

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