Edeka-Chef erwischt Bürgermeister beim Klauen - so reagiert er

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Der Marktleiter eines Edeka-Standorts hat wegen Diebstählen mit hohen Verlusten zu kämpfen. Doch viele Langfinger seien weder Jugendliche noch Bürgergeldempfänger.

Die Vorweihnachtszeit und der Jahreswechsel bedeuten für den Einzelhandel nicht nur Hochsaison beim Umsatz, sondern auch bei Ladendiebstählen. Kai Kappe, der zwei Edeka-Filialen in Lindhorst (Niedersachsen) betreibt, hat jetzt gegenüber den Schaumburger Nachrichten tiefen Einblick in die Klau-Problematik gegeben - mit Anekdoten und einer überraschenden Feststellung. 

Die Täterschaft lasse sich nicht auf bestimmte Gruppen eingrenzen, wie der 56-jährige Geschäftsmann berichtet. Weder gesellschaftliche Stellung noch berufliche Position würden vor Diebstahl schützen. Und doch dominiere eine bestimmte Altersgruppe.

Nicht Jugendliche oder Bürgergeldempfänger: Welche Gruppe klaut am meisten?

"Einen Polizisten hab' ich auch schon dabeigehabt. Und einen von der Kirche, auch einen Bürgermeister habe ich mal erwischt", zählt Kappe in den Schaumburger Nachrichten auf. Allerdings lägen diese Vorfälle weit zurück – der Polizist sei bereits pensioniert und der Bürgermeister nicht mehr im Amt. Ertappte Diebe, auch Bürgermeister, erhalten ein mindestens einjähriges Hausverbot, eine Strafanzeige und müssen 100 Euro Bearbeitungsgebühr zahlen. Juristische Konsequenzen bleiben jedoch vorwiegend aus. Erst nach drei bis vier Vorfällen drohe eine Verurteilung.

"Alle sagen: Das habe ich das erste Mal gemacht", so der Marktinhaber. Seiner Erfahrung nach handle es sich jedoch größtenteils um notorische Diebe - seit Jahren. Entgegen gängiger Vorurteile seien Bürgergeld-Empfänger nicht die Haupttätergruppe, betont der Marktleiter. Auch Jugendliche, die nach Schulschluss in Gruppen den Laden besuchen, verursachten zwar Unruhe, aber keinen großen finanziellen Schaden. Die meisten Diebe seien über 60 Jahre alt, so Kappe gegenüber den Schaumburger Nachrichten.

Der finanzielle Verlust durch Diebstähle summiere sich in beiden Lindhorster Filialen auf etwa 100.000 Euro pro Jahr. "Die schaffen es schon mal, Ware von 100 bis 150 Euro zu verstecken", erklärt der Kaufmann. Professionelle Diebe nähen sich demnach sogar spezielle Taschen in ihre Jacken ein. Besonders begehrt seien Tabakwaren, hochpreisiger Alkohol, Kaffee und Marken-Kosmetika. In Extremfällen verschwanden sogar gefrorene Gänse unter langen Röcken.

Diebstahlproblematik in Deutschland verschärft: Wie reagieren die Geschäfte?

Die Problematik um Ladendiebstähle in Deutschland hat sich in den letzten Jahren massiv verschärft. Laut EHI Retail Institute sind die Diebstähle 2023 um 15 Prozent gestiegen, wobei insbesondere organisierte Banden für erhebliche Verluste sorgen. Die offiziellen Zahlen der Polizei bilden nur die Spitze des Eisbergs, da viele Diebstähle nicht angezeigt werden. Besonders häufig gestohlen werden im Lebensmittelhandel Alkohol, Babynahrung, Kosmetik, Kaffee und Tabakwaren.

Der Handel investierte 2021 etwa 0,3 Prozent seines Umsatzes in Sicherheitsmaßnahmen wie Kameras und Artikelsicherung. Die Zahl dürfte seitdem weiter gestiegen sein. Denn in immer mehr Supermärkten werden Kunden an den SB-Kassen (Self-Checkout) mit modernen Überwachungssystemen kontrolliert, ohne es direkt zu bemerken. In einem Regensburger Edeka-Markt werden die gescannten Artikel an SB-Kassen in Echtzeit auf einem Tablet im Detektivbüro angezeigt. Zusätzlich kommen KI-Systeme zum Einsatz, die mithilfe mehrerer Kameras über und neben dem Scanner Diebstähle erkennen – beispielsweise, wenn jemand versucht, Ware einzustecken, ohne sie zu scannen.

Auch Discounter wie Lidl testen neue Technologien, bei denen Kameras über den SB-Kassen Kunden und Scanvorgänge überwachen. Bei Verdacht auf Manipulation wird ein Live-Video des Vorgangs angezeigt, bevor der Bezahlvorgang abgeschlossen werden kann. Ziel ist es, Diebstähle zu verhindern und Kassenpersonal zu entlasten. Hintergrund ist ein Diebstahlrekord in Großbritannien. Für Aufregung sorgte im Mai 2025 ein Fall aus Unterfranken. Unbekannte haben dort aus zwei Lidl-Filialen Kaffeebohnen im Wert von fast 1000 Euro gestohlen

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Vorschaubild: © Edeka (Symbol)