Im Gesundheitswesen werden neue Maßnahmen zur Kostendämpfung diskutiert. Streit über mögliche Leistungskürzungen beschäftigt Politik und Verbände.
Der Weg aus der finanziellen Krise dürfte für die Krankenkassen noch lang sein. Die erhoffte kurzfristige, aber schnelle Hilfe durch ein Sparpaket ist zunächst ausgeblieben. Ein Vermittlungsausschuss wird in den kommenden Tagen dazu eine Entscheidung fällen. Derweil gibt es immer wieder neue Vorschläge, wie man Kosten sparen könnte.
Von Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, kommt jetzt eine knallharte Forderung. Wenn es nach ihm gehen würde, dann würde er dazu raten "Homöopathie als Kassenleistung zu streichen". Gassen erklärt gegenüber der Rheinischen Post: "Menschen sollen gerne Globuli und Mistel-Zweige einsetzen, wenn sie daran glauben – aber nicht zu Lasten der Beitragszahler." Im Jahr würden sich die Kosten bei den Kassen demnach allein für Homöopathie "auf 50 Millionen Euro" belaufen.
Auch die Grünen lehnen Homöopathie als Leistung der Krankenkassen ab
Ganz allein steht der Ärzte-Chef mit seinem Vorschlag aber nicht da. Auf dem vergangenen Parteitag der Grünen, im November 2025, hatte sich die Partei für eine Ende der Kostenerstattung für Homöopathie ausgesprochen. Gesetzliche Krankenkassen sollten diese Leistungen nicht übernehmen.
In einem Beschluss dazu heißt es: "Die Solidargemeinschaft soll nicht für Therapien aufkommen, deren Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus wissenschaftlich nicht belegt ist."
Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wurde auch damit argumentiert, dass Gesundheit kein Glaubenssystem, sondern eine Frage von Evidenz und Verantwortung sei.
Sozialverband VdK fordert verantwortungsvollen Umgang mit den Beiträgen der Kassen
Auch beim Sozialverband VdK schaut man durchaus kritisch auf die Kosten, die durch die Leistungen für Homöopathie entstehen. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärt gegenüber inFranken.de: "Die gesetzliche Krankenversicherung muss mit den Beiträgen der Versicherten äußerst verantwortungsvoll umgehen."
Der Verband erachtet es demnach als "richtig, dass ihre Leistungen ausschließlich für wirksame und wissenschaftliche evidenzbasierte Methoden eingesetzt werden". Die Beitragsgelder müssten dort ankommen, "wo sie nachweislich helfen". Bentele: "Alles andere untergräbt das Vertrauen in die gesetzliche Krankenversicherung und ihre Fairness gegenüber allen Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern."
Und die VdK-Chefin hat noch ein weiteres Problem erkannt: "Wichtig ist jetzt aber vor allem, dass alle Kostentreiber im Gesundheitssystem genau betrachtet werden, etwa die ambulante und stationäre Versorgung sowie die Pharmaindustrie, deren Produkte kontinuierlich teurer werden. Hier sollten wir uns anschauen, wie wir Einsparpotenziale realisieren können, beispielsweise indem wir die Zulassung kostengünstigerer Generika, also von Nachahmerprodukten, beschleunigen."
Verband der Ersatzkassen erklärt die Erstattungsregeln bei Homöopathie
Vom Verband der Ersatzkassen (vdek) erklärt auf Nachfrage von inFranken.de, wie sich die "aktuellen Erstattungsregeln für homöopathische Mittel" darstellen:
Für Kinder bis zwölf Jahre (bei Entwicklungsverzögerungen bis 18 Jahre) können Ärztinnen und Ärzte solche Mittel verordnen und die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist dann gesetzlich verpflichtet, die Kosten übernehmen.
Bei erwachsenen Versicherten ist Homöopathie in aller Regel keine allgemeine GKV-Leistung, einzelne Kassen haben aber eigenständig entschieden, entsprechende Mittel als sogenannte Satzungsleistung zu erstatten.
Mit Blick auf die Forderung durch den Ärzte-Chef Gassen heißt es vom vdek: "Ob diese Regelungen geändert werden, ist eine politische Entscheidung der Bundesregierung. Um den Beitragssatz der GKV 2026 um 0,1 Prozentpunkte zu senken, wären übrigens Einsparungen in Höhe von zwei Milliarden Euro nötig."
Leistungen der Kassen streichen: Es gibt weitere Vorschläge, aber auch Kritik
Die Forderungen der Experten aus dem Wirtschaftsrat: "Verschiedene Leistungen lassen sich gut privat absichern oder selbst tragen und sollten nicht länger im Umlageverfahren den Beitragszahlern zur Last fallen." Man wolle erreichen, dass durch "Selbstbeteiligungen das Prinzip der Eigenverantwortung auch in der Krankenversicherung gestärkt wird".
Gegenüber inFranken.de hatte sich der Sozialverband VdK Deutschland mit einer klare Meinung zu Vorstellungen des CDU-Wirtschaftsrates geäußert. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärte: "Ich bin gespannt, wann endlich in den Köpfen ankommt, dass wir mit Leistungskürzungen nicht weiterkommen. Solche Forderungen mögen Aufmerksamkeit bringen, lösen aber keine zentralen Probleme."