Alles zur "absurden Situation" der Krankenkassen – das Drama mit dem Sparpaket

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Die Suche nach Lösungen wird immer unübersichtlicher. Die Finanzlage der Kassen kommt immer stärker unter Druck.

Das Sparpaket für die Krankenkassen hängt im Bundesrat fest und soll kurz vor Weihnachten im Vermittlungsausschuss behandelt werden. Für die Kassen ist das mehr als eine mittlere Katastrophe. Sie müssen ihre Haushalte für 2026 schon jetzt festlegen. Die Planungssicherheit fehlt komplett. Bei den Beiträgen droht die Bremse zu fallen

Der Chef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, bezeichnet die Lage der Krankenkassen als "absurde Situation". Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt er, dass sich das ganze bereits Mitte Oktober entwickelt habe. 

Was ist bei den Krankenkassen im Oktober passiert?

Der GKV-Schätzerkreis hatte am 15. Oktober 2025 seine Prognose für die Zusatzbeiträge der Krankenkassen abgegeben. Darin war die Rede von einem Zusatzbeitrag in der Höhe von 2,9 Prozent. Schon zu diesem Zeitpunkt warnte Chef der Techniker Krankenkassen, Jens Baas davor, dass die Ausgaben die vermeintlich stabilen Beiträge "zunichtemachen" werden. Beim Geldratgeber Finanztip sprach man von bereits viel höheren Zusatzbeiträgen.

Storm erklärt das Problem mit der Prognose laut Bericht damit, dass die Kassen zwar ihren eigenen Zusatzbeitrag selbst bestimmen würden, die Angaben der GKV-Schätzkreises aber für ihre Haushaltsplanung maßgeblich seien. Dazu käme dann noch der allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte tragen. Laut DAK-Chef und Handelsblatt-Bericht gilt es dann noch zu bedenken, dass in dieser Phase Ministerin Warken ihr Sparpaket über zwei Milliarden Euro vorgelegt hatte.

Der größte Teil – 1,8 Milliarden Euro – sollte dadurch zustande kommen, dass Vergütungen für Krankenhäuser künftig langsamer steigen. Außerdem sollten demnach weitere rund 200 Millionen Euro die Krankenkassen durch weniger Verwaltungsausgaben zusteuern. Sie sollten zudem nur noch die Hälfte in den Innovationsfonds einzahlen, aus dem neue Versorgungsmodelle finanziert werden. Ende November folgte dann der Kassen-Knall und die Länderchefs stoppten das Verfahren, indem sie den Vermittlungsausschuss anriefen.

Was bedeutet ein fehlendes Sparpaket für die Krankenkassen?

Schon zuvor waren die Zweifel an der Wirkung des Sparpakets groß. Während Gesundheitsministerin Nina Warken immer wieder stabile Beiträge versprochen hatte, sieht man das auf Seite der Kassen ganz anders.

Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender beim Spitzenverband Bund der Krankenkassen GKV, wurde zuletzt sehr deutlich, was das fehlende Sparpaket für Folgen haben wird: "Denn ohne die dort vorgesehenen Einsparungen müssten die Beiträge der Krankenkassen zum Jahreswechsel noch stärker steigen, als sie es ohnehin müssen."

Vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) kam auf Anfrage des Handelsblatts die klare Aussage, dass bei der Einschätzung, wie sich die Ausgaben im Haushaltsjahr 2026 entwickeln werden, jede Krankenkasse die eigenen Gegebenheiten in der Haushaltsplanung zu berücksichtigen hätte. Mögliche Entlastungen würden bei den Kassen selbst liegen.

Krankenkassen müssen fehlendes Sparpaket selbst ausgleichen

Die HKK-Krankenkasse sieht dem Bericht zufolge vor allem die geringen Spielräume, die man durch die Situation habe als massives Problem an. Das BAS habe demnach klar verlangt, "dass alle Positionen, die in die Schätzung des Schätzerkreises eingeflossen waren, auch im Haushalt Berücksichtigung finden". Heißt für die HKK und die anderen Kassen, wenn das Sparpaket nicht kommt oder viel zu spät, müsste man dies durch Rücklagen ausgleichen. 

Und bei den Rücklagen sieht es dünn aus. Dann geht es wieder an die Beiträge. Bereist im März 2025 gab es Meldungen dazu, dass die Finanzreserven in der GKV mit 2,1 Milliarden Euro weniger als halb so hoch seien, wie gesetzlich vorgeschrieben.

Die vorgeschriebene Mindestrücklage der Kassen liegt bei 0,2 Monatsausgaben und befand sich zum Jahresende 2024 bei 0,08 Monatsausgaben. Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen brachte es zuletzt auf den Punkt: "In Wahrheit geht es den Krankenkassen schlechter, als der vorgeschlagene durchschnittliche Zusatzbeitrag vermuten lässt. Bei etlichen Kassen werden Beiträge steigen müssen."

Kritik am Umgang mit der Krise der Kassen vom vdek

Kritik am Umgang der Bundesregierung mit der, laut DAK-Chef Storm, "absurden Situation" kommt auch vom Verband der Ersatzkassen (vdek).

Bereits im November machte vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner gegenüber inFranken.de klar: "Die Politik darf die Finanzsituation nicht schönreden."

Und Elsner war sich damals schon sicher: "Viele Krankenkassen werden Anfang 2026 erneut ihre Zusatzbeitragssätze erhöhen müssen. Die Drei-Prozent-Grenze wird unserer Einschätzung nach überschritten."

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