Stressfrakturen: Wenn deine Knochen immer wieder schmerzen - und eine Pause brauchen

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Stressfraktur benötigen nur in seltenen Fälle einen operativen Eingriff.
Knochenbruch, Arztbesuch, Röntgenbild, gebrochene Hand
#257659/Colourbox.de

Stressfrakturen sind eine häufige Verletzung bei Sportler*innen. Anhand verschiedener Anzeichen kannst du sie erkennen und reagieren. Sinnvoll ist es, direkt der Ursache nachzugehen.

  • Was versteht man unter Stressfrakturen?
  • Wie werden sie behandelt?
  • Welche Stressfrakturen treten häufig auf?
  • Was kannst du präventiv tun?

Du hast beim oder nach dem Laufen immer wieder Schmerzen im Fuß, am Schienbein oder in der Hüfte? Der Schmerz klingt nach dem Training und in Ruhe wieder ab; ruft sich beim nächsten Lauf jedoch direkt wieder ins Gedächtnis? Dann könnte es sich um eine Stressfraktur der unteren Extremitäten handeln. 

Stressfraktur oder auch Ermüdungsbruch

Eine Stressfraktur, auch Ermüdungsbruch genannt, ist eine Schädigung des Knochens. Sie entsteht nicht durch einen Unfall, also ein Trauma, sondern durch eine Überlastung des Knochens über einen längeren Zeitraum. Es beginnt mit einer kleinen Einbuchtung bzw. Riss am Knochen, der im schlimmsten Fall in einen kompletten Durchbruch des Knochens übergehen kann. Grund kann einerseits eine Überlastung der Knochenstruktur sein, also eine Dysbalance von Belastung und Regeneration bei gleichzeitiger Steigerung des Trainingsumfangs oder der Intensität. Anderseits kann auch eine geschwächte Knochenstruktur verantwortlich dafür sein. Eine Schwächung der Knochenstruktur tritt beispielsweise durch ein Vitamin-D- oder Calcium-Mangel auf oder aufgrund einer Erkrankung z. B. an Osteoporose. 

Knochen bauen sich um und erneuern sich, genau wie alle anderen Zellen im Körper, regelmäßig. Sie sind das stabile Gerüst unseres Körpers und haben eine große Druck-, Zug-, Biege-, Scher- und Bruchfestigkeit. Am häufigsten betroffen sind menstruierende Menschen an den unteren Extremitäten, Sportler*innen in zyklischen wiederkehrenden Belastungsspitzen in Sportarten wie Laufen, Gymnastik, Tanzen oder Ballett. Mit 38 % treten Stressfrakturen am häufigsten im Mittelfuß auf.

Die Symptome einer Stressfraktur sind meist unspezifisch. In der Regel treten Beschwerden ab einer bestimmten Dauer der Belastung auf, die so stark werden können, dass die Aktivität abgebrochen werden muss. In einem späten Stadium kann es zu Schwellungen des umliegenden Gewebes kommen, etwa am Schienbein oder Fuß. Je früher eine Stressfraktur erkannt und behandelt wird, desto schneller kann die betroffene Stelle wieder vollständig belastet werden. Denn mit jeder übermäßigen Belastung nimmt der Knochen an dieser Stelle Schaden.

Behandlung und Diagnose

Stressfrakturen sind relativ häufige Verletzungen: Etwa 10 % aller Sportverletzungen sind Stressfrakturen. Sie werden jedoch oft erst sehr spät entdeckt. Auf Röntgenaufnahmen sind sie oft erst nach 2 bis 4 Wochen sichtbar. Mithilfe einer Kernspintomografie können sie bereits sehr früh identifiziert werden. Prinzipiell heilen Stressfrakturen in der Regel von alleine wieder aus und benötigen keine operative Versorgung. Bei besonders fortgeschrittenen Hochrisiko-Stressfrakturen kann es teilweise notwendig sein, diese operativ zu stabilisieren, etwa durch eine Schraubenosteosynthese. 

Klassischerweise treten die meisten Stressfrakturen in den unteren Extremitäten auf. Sie werden in Niedrig- und Hochrisiko-Stressfrakturen eingeteilt. Als hochrisikoreich gelten Stressfrakturen am Innenknöchel, 5. Mittelfußknochen, Oberschenkelhals, Kahnbein im Fuß, Talushals, Schienbein und an den Sesambeinen. Diese Regionen sind starken Belastungen ausgesetzt. Ein eher langwieriger Verlauf ist hier nicht ausgeschlossen. Als weniger risikoreich gelten Stressfraktur am Außenknöchel, Fersenbein, 2.-4. Mittelfußknochen und dem Oberschenkelschaft. Hier ist mit einer schnellen Ausheilung zu rechnen. 

Die konservative Bahnadlung hängt davon ab, wie stark der Knochen bereits geschädigt ist und an welcher Stelle im Körper er sich befindet. Zentraler Punkt bei der Behandlung zu Heilung ist das Verringern der körperlichen Aktivität sowie die Reduktion von schmerzhafter Belastung. Das heißt: Ruhigstellung der betroffenen Regionen, bis eine schmerzfreie Belastung wieder möglich ist. Wenn schmerzfreies Gehen nicht möglich ist, solltest du zum Beispiel Krücken nutzen. Bei einer Schmerzfreiheit von 3 bis 5 Tagen kannst du die Belastung dann nach und nach wieder steigern und mit Übungen und Aktivitäten ohne hohe Stoßbelastungen der betroffenen Knochen beginnen. Es eigenen sich z. B. Schwimmen, Aqua-Jogging oder Radfahren, sofern dies schmerzfrei möglich ist. In der dritten Phase erfolgt ein kontinuierlicher Wiedereinstieg in die sportspezifische Belastung. 

Risikofaktoren eliminieren

Um Stressfrakturen zu verhindern, solltest du neben deiner sportlichen Aktivität auch auf die gezielte Kräftigung des gesamten beteiligen Bewegungsapparats achten. Dabei solltest du die Kräftigung dosiert steigern und immer Erholungsphasen sowie alternatives Entlassungstraining einbauen. Eine Analyse der Trainingsbelastung sowie das Eliminieren möglicher Risikofaktoren sind ratsam, um einer Stressfraktur zu entgehen oder einer erneuten Verletzung vorzubeugen. 

Bei menstruierenden Personen kann eine hormonelle Dysbalance die Knochendichte beeinflussen. Falls du eventuell unregelmäßige Monatsblutungen hast, solltest du dies in jedem Fall medizinisch untersuchen lassen. Eine Laufanalyse kann helfen, die richtigen Laufschuhe auszuwählen und Einlegesohlen können eventuelle Haltungsfehler korrigieren. 

Eine Studie von 2017, veröffentlicht im Journal of Foot and Ankle Surgery wies nach, dass ein Mangel an Vitamin D eine Stressfraktur begünstigt. Innerhalb der Studie wurde bei 44 von 53 Patient*innen, die eine Stressfraktur erlitten hatten, ein Vitamin-D-Serums-Spiegel von unter 40 ng/ml festgestellt. Vitamin D gilt als essenziell und ist maßgeblich für die Erhaltung der Knochendichte verantwortlich. Bei einem Vitamin-D-Mangel steigt das Risiko unter anderem für Osteoporose, Osteomalazie und Knochenbrüche. Jede vierte Frau und jeder vierte Mann über 50 Jahren leidet an Osteoporose - dabei können Risikofaktoren durch Eigeninitiative minimiert werden. Für aktive Personen wird eine Serum-Vitamin-D-Konzentration von 40 ng /ml empfohlen, um präventiv gegen Knochenbrüchen bzw. Stressfrakturen vorzugehen. Auch Mineralwasser wird nachgesagt, Osteoporose und schwachen Knochen entgegenwirken zu können.

Fazit - Stressfrakturen können auch Hobby-Sportler treffen

Stressfrakturen treten als Sportverletzung nicht nur bei Hochleistungssportler*innen auf, sondern auch bei Hobby-Athlet*innen. Eine frühzeige Diagnose ist immer vorteilhaft für eine schnelle Genesung. Zögere daher einen Besuch bei deiner Ärztin oder deinem Arzt nicht unnötig heraus. Dich medizinisch und in puncto orthopädischer Fehlstellungen, Supplementierung bestimmter Mikronährstoffe oder deiner Trainingsgestaltung bzw. -steigerung von fachkundigen Expert*innen beraten zu lassen, kann dir eine solche Verletzung und den damit verbundenen Trainingsausfall möglicherweise ersparen.