Egal ob Shakes, Pulver, Vitamin-Kapseln, Botanicals oder Mineralien-Präparate: Nahrungsergänzungsmittel boomen. Doch: Viele Menschen wissen gar nicht, was sie eigentlich genau zu sich nehmen - und welche Auswirkungen die Mittel auf ihren Körper haben können.
- Schön, fit und leistungsstark: Nahrungsergänzungsmittel boomen
- Unterschied von Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten
- Wie wirken Nahrungsergänzungsmittel?
- Wie gut sind sie wirklich? Betrachtung der Faktenlage
- Von Inhaltsstoffen und jeder Menge Zucker
- NEM und Kinder: Alles völlig unbedenktlich?
Sie machen schön, schlank, fit, wach und leistungsstark. Päckchen auf, Pulver ins Glas, umrühren, trinken, fertig. Nahrungsergänzungsmittel (NEM) boomen. Der Hype um die bunten Pulver-Päckchen und Super-Shakes, die nicht nur ein besseres Wohlbefinden, sondern gleich einen gesünderen Lifestyle versprechen, wächst und wächst. Nicht zuletzt, weil sich das Image vieler NEM geändert hat: Über Instagram, Influencer und über den Direktvertrieb im Freundes- und Bekanntenkreis über sogenanntes Multi-Level-Marketing spezieller NEM-Firmen erreichen die Mittel mittlerweile vor allem junge Leute.
Näherungsergänzungsmittel boomen: Seit fünf Jahren wächst die Branche stetig
Laut ärzteblatt.de erfahren jegliche Nahrungsergänzungsmittel seit etwa fünf Jahren einen durchschnittlichen Zugewinn von rund sechs Prozent pro Jahr – Tendenz steigend. Im Jahr 2019 erwirtschafteten derartige Produkte einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Besonders beliebt: Vitamin- und Mineralstoffpräparate, Produkte wie Spurenelemente, Ballaststoffe, Pflanzen- und Kräuterextrakte.
Doch, wo Erfolg herrscht, ist Kritik nicht weit: Nahrungsergänzungsmittel seien überflüssig, heißt es in etlichen Foren oder auf Websites. Eine ausgewogene Ernährung reiche aus, um gesund, fit und leistungsstark zu sein. Pulver, Shakes und Riegel könnten sogar gesundheitsschädlich werden. Wer nicht aufpasst, könne sich "dopen", ohne es zu wollen. Doch, wie ist denn nun die Faktenlage?
Beginnen wir von vorne: Bereits im Mai 2004 stimmte der Bundesrat einem Entwurf einer Verordnung zu, der die Richtlinien für Nahrungsergänzungsmittel festlegt. Wiedergegeben in der Deutschen Apotheker Zeitung definiert sich ein NEM-Produkt dadurch, dass es erstens dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen, zweitens ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung allein oder in Zusammensetzung darstellt und drittens, in dosierter Form – also in abgemessenen kleinen Mengen via Kapseln, Päckchen, Pastillen, Pillen oder dergleichen – in den Verkehr gebracht wird.
Keine Zulassung: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente
Da Nahrungsergänzungsmittel ebendieser Verordnung unterliegen, sind es keine Medikamente oder Arzneien. Diese unterliegen wiederum der Arzneimittelverordnung. NEM sind daher nicht geeignet, Krankheiten zu lindern oder gar zu heilen, sondern schlichtweg eine Ergänzung der allgemeinen Ernährung zu ermöglichen. Im Vergleich zu Arzneimitteln durchlaufen Nahrungsergänzungsmittel auch kein Zulassungsverfahren. Sie werden behandelt und gewertet wie alle anderen Lebensmittel auch und sind genauso gut oder schlecht geprüft, wie die Banane in deinem Obstkorb oder der Joghurt im Kühlschrank.
Die Mittel erwecken den Anschein, gesund zu sein. Betrachtet man allerdings die Liste der erlaubten Inhaltsstoffe, die durch die oben genannte Verordnung festgelegt wurden, könnten sich erste Zweifel breit machen: Süßungsmittel, Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Konservierungsstoffe oder auch Stabilisatoren dürfen problemlos Verwendung bei der Herstellung finden. Sind die Inhaltsstoffe auf der Verpackung angegeben, dürfen diese bis zu 50 Prozent von der angegebenen Menge abweichen. Arzneimittel und Medikamente dürfen im Vergleich bei Inhaltsstoffen nur 5 Prozent abweichen. Das bestätigt unter anderem das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Ein weiteres Problem, das unter anderem auch vom Bundesinstitut für Risikobewertung – kurz BfR – genannt wird, stellen sogenannte isolierte Nährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln dar. Dazu zählt beispielsweise Zucker. Aufgelistet auf Verpackungen heißt dieser dann "Glucose", "Fructose", "Dextrose" oder "Laktose".