Mehr Kilos im Alter: Wie du die schleichende jährliche Gewichtszunahme vermeiden kannst

4 Min

Eine Gewichtszunahme mit fortschreitendem Alter ist ein natürlicher Prozess, der durch die Verlangsamung des Stoffwechsels und Hormonänderungen verursacht werden kann. Ein erhöhtes Gewicht kann gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkschmerzen verursachen.

Nahezu alle Erwachsenen kennen das Phänomen - mit zunehmenden Alter steigt das Körpergewicht. Der schleichende Prozess beginnt etwa ab dem 40. Lebensjahr. Im Durchschnitt handelt es sich jährlich um ein bis zwei Kilos, die zusätzlich auf den Hüften landen. Dieser Wert erscheint auf den ersten Blick relativ klein, doch bis zum Rentenalter kann die Gesamtsumme auf bis zu 30 Kilogramm anwachsen. Welche Faktoren tragen dazu bei und wie hoch ist das Risiko, dass das Übergewicht deinem Organismus schadet? 

Veränderungen im Körper: Darum nimmst du im Alter wahrscheinlich zu

Eine kontinuierliche Gewichtszunahme gehört zum normalen Alterungsprozess. Verantwortlich hierfür ist eine Verlangsamung des Stoffwechsels um bis zu 15 %. Folglich sinkt der Energieverbrauch und die Zusammensetzung deines Körpers verändert sich. In jungen Jahren legt der Körper den Schwerpunkt auf Wachstum, bei Kindern und Jugendlichen steigt die Leistungskurve an, allerdings sinkt sie danach wieder. Ab dem 40 Lebensjahr liegt die Hauptaufgabe des Körpers bei der Erhaltung der Körpermasse. Schon ab dem 30. Lebensjahr verringern sich bei fehlender Bewegung die Muskeln. Dagegen steigt der Fettanteil und das Körpergewicht erhöht sich, weil Fettzellen weniger Energie benötigen als Muskelgewebe.

Zudem spielen die Hormone eine große Rolle. Bei Frauen reduziert sich das Östrogen, dies begünstigt die Bildung von Fettgewebe im Bauchbereich. Männer haben im Alter einen verringerten Testosteronspiegel, dies führt ebenfalls zum Verlust von Muskelmasse und folglich zu einem dicker werdenden Bauch. Bei beiden Geschlechtern sinkt das Hormon Somatropin, welches den Fettabbau begünstigt.

Krankheiten oder die Einnahme von Medikamenten können eine Gewichtszunahme verstärken, dazu gehören Arzneien gegen Depressionen, Betablocker oder Kortison. Während einige Präparate den Appetit anregen, führen Betablocker zu einer Verlangsamung des Herzschlags, was zu einer verringerten Leistungsfähigkeit beiträgt. Tabletten gegen Bluthochdruck können die Bildung von Wassereinlagerungen begünstigen, dies trägt ebenfalls dazu bei, dass der Zeiger deiner Waage ein paar Kilos mehr anzeigt. Häufige Verursacher einer Gewichtszunahme sind Arzneimittel, die bei Diabetes verschrieben werden. Insulin ist ein sogenanntes Masthormon, das überschüssige Kalorien im Fettgewebe einlagert. Kommt es aufgrund einer ausgeprägten blutzuckersenkenden Wirkung zu Heißhungerattacken, neigen weniger disziplinierte Menschen dazu, die übermäßig verzehrten Kohlenhydrate mit Insulin wegzuspritzen. Dieses Verhalten führt ebenfalls zu einer Gewichtszunahme

Wie schädlich ist das altersbedingte Übergewicht?

Normalerweise beträgt der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) bei Erwachsenen zwischen 18,5 und 24,9. Ab einem Wert von 25 handelt es sich bereits um Übergewicht. Von Adipositas (Fettleibigkeit) spricht man ab einem BMI von 30. Hohes Übergewicht kann zahlreiche Krankheiten hervorrufen, wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs. Ferner werden die Gelenke sehr stark belastet. Allerdings ist ein etwas höherer Wert von 27 bei Senioren sogar als positiv zu bewerten, denn bei einer Erkrankung hat der Organismus ausreichend Reserven, um die Beschwerden zu bekämpfen. Zwar sind körperliche Veränderungen ein Grund für Übergewicht, doch meistens sind die Hauptursachen falsche Ernährungsgewohnheiten und mangelnde Bewegung. Oftmals genügt nur eine zusätzliche Menge von 19 Kilokalorien täglich, um dein Gewicht in einem Jahr um zirka 1 Kilo ansteigen zu lassen. Dies entspricht der Menge von 100 Gramm Tomaten oder Mandarinen.

Amazon-Buchtipp: Die Ernährungs-Docs - Unser Anti-Bauchfett-Programm: Gesund und fit mit einer schlanken Körpermitte

Ferner sorgt die Ernährungsindustrie mit energiereichen Lebensmitteln dafür, dass du fast unbemerkt mehr isst, als dein Körper an Energie benötigt. Beispielsweise wird Eiscreme zusätzlich mit einer zusätzlichen Schicht Schokolade überzogen. Außerdem sind in den vergangenen Jahren die Portionen größer geworden. Viele Hersteller werben beispielsweise mit einer zusätzlichen Menge von 10 % mehr in der Packung, die sie zum gleichen Preis anbieten. Insbesondere im Fast-Food-Bereich ist dieser Trend zu beobachten. Aber auch das sogenannte "Frustessen" führt zu einer vermehrten Kalorienzufuhr. Süßigkeiten, reichhaltige Snacks werden vermehrt verspeist, wenn du Ehekrisen, Depressionen, Schicksalsschläge oder berufliche Probleme verarbeiten musst. Häufig wird das Phänomen auch beobachtet, wenn die kritische Phase vorüber ist und sich die Betroffenen mit Schokolade belohnen.

Durch vermehrtes Essen gerät die natürliche Steuerung aus dem Gleichgewicht, die für das Hungergefühl und die Sättigung verantwortlich ist. Zwar ist der Körper in der Lage, in Hungerphasen den Energieverbrauch zu reduzieren, um ein Verhungern zu verhindern. Allerdings funktioniert die Regulierung in umgekehrter Form nicht. Der Körper bemerkt den sinkenden Grundumsatz nicht und steuert deshalb nicht mit einer Reduzierung des Hungergefühls oder des Energieverbrauchs gegen. Auch mangelnde Bewegung gehört zu den Beschleunigern von Fettleibigkeit. Viele ältere Menschen klagen über körperliche Einschränkungen und verrichten deshalb anstrengende Tätigkeiten oftmals im Sitzen. Mit steigendem Gewicht sinkt bekanntlich die Motivation, Sport zu treiben. Jüngere Personen legen oftmals den Grundstein für Übergewicht in späteren Jahren. Anstatt leichte Bewegung in den Tagesablauf zu integrieren, wird das Sitzen vor dem Fernsehen bevorzugt. Im Alltag werden Erledigungen mit dem Auto verrichtet und in Gebäuden wird der Fahrstuhl benutzt, anstatt die Stockwerke über das Treppenhaus zu bewältigen. 

Mit welchen Maßnahmen kannst du den Prozess verlangsamen?

Um den Kreislauf der stetigen Gewichtszunahme zu durchbrechen, musst du selbst aktiv werden und deine Alltagsroutine verändern. Sport sollte zum täglichen Pflichtprogramm gehören und es muss sich keineswegs um eine anstrengende Disziplin handeln. Schon lockeres Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren steigern den Energieumsatz. Möchtest du gezielt Muskeln aufbauen, solltest du in einem Fitnesscenter trainieren. Viele Studios bieten für ältere Frauen und Männer ein spezielles Programm an.

Buchtipp: Der Ernährungskompass - Bestseller jetzt bei Amazon anschauen

Der Nahrungszubereitung solltest du besondere Aufmerksamkeit schenken und selbst kochen. Am besten nutzt du frische Zutaten. Vollkornprodukte und eiweißreiche Lebensmittel sollten den Speiseplan bereichern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Menge von 1 Gramm Eiweiß je Kilogramm Körpergewicht bei Menschen ab 65 Jahren. Gute Eiweißlieferanten sind Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Haferflocken und Hülsenfrüchte. So verhinderst du, dass du versteckte Dickmacker, wie beispielsweise Fette, Salz und Zucker zu dir nimmst, die oftmals in hohen Mengen in Fertiggerichten zu finden sind. Stark verarbeitete Lebensmittel haben zudem einen niedrigen Nährstoffgehalt. 

Du solltest keine Mahlzeiten ausfallen lassen – auch wenn du Angst davor hast, zuzunehmen. Dadurch können Heißhungerattacken entstehen, die zu einem unkontrollierten Essverhalten führen und du nimmst innerhalb kurzer Zeit enorme Kalorienmengen zu dir. Senioren sollten auf Crashdiäten oder Schlankheitsmittel verzichten, denn sie können bei älteren Menschen zu einem Muskelabbau oder sogar zu Mangelerscheinungen führen. Zudem sind kalorienhaltige Getränke und übersüßte Limonaden und Säfte tabu. Alkohol hat ebenfalls einen hohen Energieumsatz. Beispielsweise enthält ein Glas Wein (0,2 l) 120 Kilokalorien, 4 cl Whisky schlagen mit 100 Kilokalorien zu Buche. Stattdessen sind Mineralwasser, verdünnte Saftschorlen oder Tee ideale Durstlöscher

Mehr zum Thema:

Artikel enthält Affiliate Links
Vorschaubild: © ARMMY PICCA/AdobeStock