Darmpilz: Ursachen und Symptome - wann du handeln solltest

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Darmpilze können Verdauungsbeschwerden verursachen.
Darmpilze können Verdauungsbeschwerden verursachen.
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Joghurtprodukte enthalten von Natur aus Milchsäurebakterien und sind ideal bei Darm-Beschwerden.
Joghurtprodukte enthalten von Natur aus Milchsäurebakterien und sind ideal bei Darm-Beschwerden.
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Darmpilze gehören zur Darmflora vieler Menschen und verursachen meist keine Beschwerden. Gerät das Pilzwachstum jedoch außer Kontrolle, können Erkrankungen auftreten.

  • Was sind Darmpilze?
  • Welche Symptome verursacht eine Darmpilzinfektion?
  • Was kannst du gegen eine Pilzinfektion unternehmen?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt an, dass sich je nach Studie bei etwa 20 bis 80 % der gesunden Erwachsenen Darmpilze im Magen-Darm-Trakt nachweisen lassen. Diese fühlen sich in der feuchtwarmen und nährstoffreichen Umgebung des Dickdarms besonders wohl. Bei Menschen mit gesundem Immunsystem verursacht der Pilzbefall jedoch normalerweise keine Beschwerden. Problematisch wird es dann, wenn das Pilzwachstum unkontrolliert zunimmt.

Was sind Darmpilze?

Auf unserer Körperoberfläche und auf den Schleimhäuten des Magen-Darm-Trakts, der Atemwege und des Vaginalbreichs siedeln unzählige Bakterien, Pilze und Viren, deren Zusammensetzung medizinisch als „Mikrobiom“ bezeichnet wird. Bei den meisten Darmpilzen handelt es sich um die Gattung Candida albicans, die Kohlenhydrate aus der Nahrung zu Kohlendioxid (CO2) und Fuselalkoholen umbauen. 

Wie gelangen Pilze in den Darm?

Vor der Geburt ist der Magen-Darm-Trakt zunächst keimfrei, denn die mikrobielle Besiedlung beginnt erst während der Geburt. Bereits am am Ende des ersten Lebensmonats sind bei 96 % der Neugeborenen Candida-Hefen nachweisbar. Etwa drei bis fünf Jahre später hat jeder Mensch seine individuelle Mikroflora in Einklang mit dem Immunsystem entwickelt. Dabei kann sich die Zusammensetzung im Laufe des Lebens immer wieder ändern, abhängig von Ernährung, Medikamenteneinnahme oder anderen Umwelteinflüssen.

Welche Funktion haben Darmpilze?

Hefepilze der Gattung Candida albicans befinden sich vor allem auf der Oberfläche der Dickdarmschleimhaut. Dabei ernähren sie sich von Nahrungsresten, die unverdaut zurückbleiben, wobei sie vor allem Kohlenhydrate lieben. Im Gegensatz zu den nützlichen Darmbakterien erfüllen Hefepilze keine für den Körper hilfreiche Funktionen und werden als „kommensale Mykoflora“ bezeichnet.

Wie kommt es zu einer Darmpilzinfektion?

In der Regel wird die Vermehrung der Hefepilze durch einen niedrigen pH-Wert im Magen, verschiedene Verdauungsenzyme und die bakterielle Darmflora in Schach gehalten. Außerdem verhindern die Barriere der Darmschleimhaut und das Immunsystem des Darms, dass die Pilze weiter in den Körper vordringen können. Ein unkontrolliertes Wachstum kann dann entstehen, wenn sich die Anzahl der nützlichen Darmbakterien reduziert und dem Körper viele Kohlenhydrate in Form von Zucker und Weißmehl zugeführt werden. Kommt zusätzlich eine Antibiotikabehandlung hinzu, wird die Anzahl der nützlichen Darmbakterien zusätzlich reduziert und eine Überwucherung mit Hefepilzen im Dickdarm kann die Folge sein. Eine Infektionskrankheit durch Pilze der Gattung Candida wird medizinisch als Candidiasis bezeichnet.

Wer kann an einer Darmpilzinfektion erkranken?

Jährlich erkranken mehr als eine Milliarde Menschen an einer Pilzinfektion, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung bekannt gibt. Meist verlaufen die Infektionen harmlos, allerdings versterben jedes Jahr rund 1,5 Millionen Menschen infolge einer Pilzinfektion. Diese Infektionen können ausgelöst werden, sobald das Immunsystem geschwächt ist. Das kann zum Beispiel nach einer Antibiotikabehandlung der Fall sein, denn hierdurch wird die normale bakterielle Haut- und Darmflora verändert, wodurch es zu extremem Pilzwachstum kommen kann. Zu den Hochrisikogruppen zählen laut RKI:

  • Personen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche
  • Patienten nach Chemotherapie, Knochenmarktransplantation und medikamentoser Immunsuppression
  • Diabetiker
  • Fruhgeborene
  • Patienten nach Antibiotikabehandlung

Welche Symptome kann eine Darmpilzinfektion verursachen?

Der Hefepilz Candida albicans kann häufig als Verursacher von Pilzinfektionen ausgemacht werden, wenn es zu einer Pilz-Überwucherung im Darm kommt. Dies kann verschiedene Symptome verursachen, die teilweise sehr unspezifisch sind.

  • Blähungen und Darmkrämpfe
  • Wiederkehrender starker Durchfall
  • Verstopfung
  • Wiederkehrende Heißhungerattacken
  • Anhaltender Eisen- und Zinkmangel
  • Häufige Scheidenpilz-Infektionen bei Frauen
  • Juckreiz am Darmausgang
  • Alkoholunverträglichkeit

Kann eine Pilzinfektion auch tödlich enden?

Wenn Pilze über den Blutkreislauf tiefer in den Körper vordringen und natürliche Barrieren überwinden, können sie auch innere Organe befallen. Dies kann zum Beispiel nach einer Darmoperation, Chemotherapie oder bei einer Organtransplantation der Fall sein. Hierbei geht die zunächst kugelförmige Hefezelle in ein fadenförmiges Wachstum über und bildet  sogenannte Hyphen aus. Diese können sich in Haut- und Schleimhautzellen bohren und starke Schäden hervorrufen. Forscher entdeckten zudem das Pilzgift Candidalysin, welches tief in Zellen eindringen kann. Wird die Infektion nicht rechtzeitig unter Kontrolle gebracht, kann es zu einer tödlich verlaufenden Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Eine Studie der Universität Jena konnte eine mutierte Form des Pilzes bestätigen, die keine Hyphen ausbildet und trotzdem tödlich Infektionen verursachen kann. 

Was kannst du gegen eine Pilzinfektion unternehmen?

Du kannst selbst einiges tun, um deine Darmflora zu unterstützen und gegen eine Pilzinfektion vorzugehen.

  • Medikamentöse Behandlung: Bei Pilzinfektionen empfehlen Ärzte in der Regel eine Behandlung mit Medikamenten, um schwerwiegende Entzündungen zu vermeiden. Infektionen können insbesondere im Bereich der Mundhöhle, Speiseröhre, im Enddarm oder auch im Vaginalbereich vorkommen. Unbehandelt kann eine Blutvergiftung drohen, die die inneren Organe schädigen und sogar zu Organversagen führen kann. Allerdings stoßen die sogenannten Antimykotika zunehmend an ihre Grenzen, da sie Resistenzen ausbilden können, die die Medikamente unwirksam machen.
  • Ernährungsumstellung: Damit der Hefepilz weniger Nahrung erhält, solltest du auf zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke, Weißmehlprodukte und geschälten Reis verzichten. Stattdessen sollte eine ballaststoffreiche Ernährung im Mittelpunkt stehen, bei der Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, etwas Obst und viel Gemüse verzehrt wird. Denn Ballaststoffe dienen wiederum den nützlichen Darmbakterien als Nahrungsquelle, die ihrerseits die Hefepilze in Schach halten.
  • Probiotika und Präbiotika: Außerdem werden Probiotika empfohlen, denn die darin enthaltenen Milchsäurebakterien (Laktobazillen) können einen wirksamen Schutz bieten. Besonders viele Laktobazillen finden sich in Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Miso und Kombucha. Forscher konnten in einer Studie zeigen, dass die Milchsäurebakterien Glucose (Zucker) verbrauchen, die den Hefepilzen dann nicht mehr zur Verfügung steht. Zudem konkurrieren sie mit den Hefepilzen um die Andockstellen auf den menschlichen Schleimhautzellen. Neben den Probiotika wirken sich auch sogenannte Präbiotika förderlich auf die Darmgesundheit aus. Hierbei handelt es sich um nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile (Faserstoffe), die sich förderlich auf das Wachstum und die Aktivität der Dickdarmbakterien auswirken, wie beispielsweise Inulin oder Oligofruktose. Sie dienen den milchsäureproduzierenden Bifidobakterien als Nahrungsquelle. Eine Kombination aus Pro- und Präbiotika bezeichnet man als Synbiotika.
  • Darmaufbau nach Antibiotikabehandlung: Besonders wichtig ist es, nach einer Antibiotikatherapie die Darmflora wieder zu stärken. Ein Forscherteam stellte in einer Studie fest, dass sich das Mikrobiom etwa ein halbes Jahr nach Antibiotikagabe fast vollständig erholt hatte. Allerdings verschwanden einige Bakterien dauerhaft. Eine Behandlung mit Probiotika oder eine Darmsanierung können die Darmflora effektiv unterstützen.
  • Stressreduktion: Stress kann den Körper massiv schädigen, auch die Darmflora. In Stresssituationen fährt ein Teil deines Nervensystems die Verdauungssysteme herunter, dafür steigen Herzschlag und Blutdruck an. Bei Dauerstress kommt es zudem zu Veränderungen innerhalb der Darmflora, sodass sich die günstigen Bakterien zurückziehen und sich krankmachende Bakterien wie z. B. Clostridien ausbreiten können. Hierdurch kann die Darmschleimhautbarriere gestört werden, welche dann von Hefepilzen leichter überwunden werden kann. Wenn du dein Stresslevel herunterfährst, schützt du also gleichzeitig die Darmflora und verhinderst die Ausbreitung der Hefepilze.
  • Immunsystem stärken: Neben einer ausgewogenen Ernährung kannst du auch durch regelmäßige Bewegung, genügend Schlaf und ausreichend Zeit für Entspannung dein Immunsystem stärken. Außerdem solltest du genügend Flüssigkeit, am besten in Form von Wasser oder ungesüßten Getränken achten. Auf Nikotin und Alkohol solltest du jedoch weitgehend verzichten.

Fazit: 

In der Regel machen Darmpilze keine Probleme und können einen gesunden Organismus nicht schädigen. Es gibt jedoch einige Risikogruppen, bei denen Infektionen vermehrt auftreten können. Mit einer abwechslungsreichen und zuckerarmen Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist, entziehst du den Hefepilzen ihre Nahrungsquelle und kannst somit effektiv einer Infektion vorbeugen. 

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