• Was ist der Telematik-Tarif?
  • Wie viel kannst du damit sparen?
  • Welche Daten werden erfasst?
  • Wie steht es um den Datenschutz?

Jeder, der ein Auto zulassen will, benötigt eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Damit soll sichergestellt werden, dass ein unschuldiger Unfallbeteiligter seinen Schaden ersetzt bekommt, der ihm von einem anderen zugefügt wurde. Doch gerade Fahranfänger*innen zahlen sehr viel, die Tarife sind sehr teuer. Und es dauert Jahre, bis sie endlich sinken. 

Der gläserne Autofahrer – Fluch oder Segen?

Da versprechen die Versicherer mit dem Telematik-Tarif Abhilfe. Mittels eines Sensors, der an der Frontscheibe befestigt wird und der entsprechenden App werden die Fahrtaufzeichnungen vorgenommen. Dabei werden Geschwindigkeit, Lenk- und Bremsverhalten aufgezeichnet und bewertet. Je besser der Wert, desto mehr kannst du sparen, bis zu 30 Prozent versprechen die Versicherer. Aber es gibt einen Haken: Es wird alles aufgezeichnet und an den Versicherer übermittelt, man macht sein Fahrverhalten sichtbar. Die Frage ist: Lohnt es sich, wenn alles genau protokolliert wird? Und wie sieht die Rechnung am Jahresende aus? Wie steht es um den Datenschutz?

Wie funktioniert der Telematik-Tarif? Du bekommst einen Sensor, den du vorne an die Windschutzscheibe klebst und installierst die dazugehörende App. Diese verbindet sich mit dem Server des Versicherers und schickt ihm die Daten deiner Fahrten. Sie zeichnet jedes Mal, wenn du fährst, dein Fahrverhalten auf, also wie stark du beschleunigst, wie oft und stark du bremst, wie deine Geschwindigkeit ist und ob du ruckartige Lenkbewegungen vornimmst. Diese Daten werden dann berechnet und am Ende kommt dabei eine Einschätzung deines Fahrverhaltens raus. Die Gewichtung dieser Daten ist von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich und nicht immer nachzuvollziehen. Doch unterscheidet die Software, ob du eine Notbremsung vornehmen musstest oder ob du regelmäßig auf die Ampel zufährst und dann heftig bremst. Mit all diesen Daten wird dann ein möglicher Bonus berechnet. Dieser kann, rein theoretisch, 40 Prozent deiner Rechnung betragen. Dafür müsstest du aber die volle Punktzahl erreichen, diese liegt bei 100. In der Realität ist jedoch alles über 90 schon fast utopisch. Doch nicht nur diese Daten werden aufgezeichnet, sogar mögliche Geschwindigkeitsübertretungen werden erfasst, angezeigt und auch übermittelt. Doch nur an den Versicherer. Es ist also schon klar, dass du dich hier bereits völlig transparent gegenüber dem Versicherer darstellst. Es kann auch Sonderpunkte für besonders ökologische Fahrweise geben, also wenn du besonders spritsparend unterwegs bist. 

Kritiker*innen führen hier an, dass hier eine vollständige Überwachung stattfindet, was im Grunde genommen stimmt. Es ist für dich nicht nachzuvollziehen, was alles wirklich übermittelt wird. Die Software weiß, wann du wohin gefahren bist, wie schnell du unterwegs warst und sogar, ob du dich während der Fahrt mit dem Handy beschäftigt hast. Der Sensor misst jede Bewegung des Fahrzeugs und kann daraus berechnen, ob du konzentriert warst. Ein weiterer Nachteil: Wenn du dein Fahrzeug teilst, müsstest du alle Fahrer*innen anmelden und auch diese müssten die App installieren, damit ein mögliches schlechtes Fahrverhalten nicht auf dein Konto gebucht wird. 

Und was ist mit dem Datenschutz?

Zunächst einmal muss dir folgendes bewusst sein, bevor du einen solchen Tarif abschließt: Durch die ständige Überwachung deines Fahrverhaltens kann der Versicherer ein Profil erstellen und dich letztlich einer bestimmten Risikogruppe zuordnen. Das kann gut sein, aber auch schlecht. Wenn du also ständig dein Auto im Grenzbereich der Geschwindigkeitsbeschränkung oder darüber hinaus bewegst, steigt für dich das Risiko, dass der Versicherer dich als "Raser" einstuft und dementsprechend auch schlechter bewertet. Doch kann auch ein Vorteil für dich entstehen: Durch die Aufzeichnung kannst du selber sehen, wie dein Fahrverhalten sich entwickelt und auch entsprechend darauf reagieren, also Risikofaktoren ermitteln und diese durch gezielte Änderung auf Dauer ausschalten.

Eine Frage ist jedoch essenziell: Wer liest die Daten und wie sicher sind sie? Vor allem dann, wenn die Software dir anzeigt, dass du an einer bestimmten Stelle die vorgeschriebene Geschwindigkeit überschritten hast. Es erfolgt bisher kein Austausch mit den Behörden, auch können diese Aufzeichnungen nur als Beweismittel bei schwerwiegenden Straftaten herangezogen werden. Doch was geschieht mit den Daten? Es muss klar sein, je mehr und je genauer diese Daten sind, desto höher kann die Gefahr des Missbrauchs werden. Durch die Daten kann ein Bewegungsprofil erstellt werden, man kann ermitteln, wo du eingekauft hast, an welcher Tankstelle du regelmäßig tankst, wo du deine Nächte verbringst und vieles mehr.

Diese Daten sind auch für personenbezogene Werbung interessant, damit kann man dir genau die Werbung in den Netzwerken zeigen, die für dich relevant sein könnte. Vor Abschluss eines solchen Tarifes solltest du dir also genau durchlesen, wie der Datenschutz gehandhabt wird und wer auf die Daten zugreifen kann. Jedoch ist es momentan so, dass eine direkte Zuordnung auf deine Person nicht erfolgt. Die Daten werden anonymisiert und über einen Dienstleister nur mit einer Nummer versehen. Der Versicherer erhält nur den endgültigen Score und die Nummer, die dann direkt mit dem Vertrag verknüpft wird. Einzelne Aufzeichnungen bekommt er nicht zu Gesicht.

Für wen lohnt es sich?

Im Grunde genommen ist ein solcher Tarif gerade für Fahranfänger*innen interessant. Hier kann zum einen Geld gespart und zum anderen der eigene Fahrstil kontrolliert und verbessert werden. Für Fahrer*innen mit einem hohen Schadensfreiheitsrabatt ist es hingegen möglicherweise nicht ideal, das muss im Einzelfall geprüft werden.

Und für alle Fahrer*innen, die sehr viel in Stoßzeiten in Ballungsgebieten oder auf der Autobahn mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs sind, wird der sich ebenfalls kaum lohnen, kann sogar unter Umständen teurer als ein Standardtarif sein. Dies kannst du jedoch bei der Berechnung meist sehr schnell überprüfen. 

Fazit: Gerade als Fahranfänger*in kannst du damit manchen Euro in der ersten Zeit sparen, wenn du dein Fahrverhalten anpasst. Und falls du befürchtest, dass am Ende der Tarif teurer wird als der Normaltarif - das passiert nicht, selbst wenn du mit null Prozent am Ende des Versicherungsjahres rauskommst. Du bekommst halt nur keinen Bonus. Und es muss dir klar sein, dass du mit diesem Sensor überwacht wirst. 

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