Es gibt sie immer noch, die teils Jahrhunderte alten Bräuche zu Ostern in Franken und Bayern. Spezielle Gerichte, bemalte Eier in allen Variationen und religiöse Feiern gehören dazu. Kennst du sie alle?
Jahrhunderte alte Osterbräuche in Franken und Bayern
Traditionen wie Kräutelsuppe, Karfreitagsratschen, Speisenweihe
Kräutelsuppe, Karfreitagsratschen, Osterbrunnen - das Brauchtum rund ums Osterfest ist vielfältig. Gepflegt wird es in Bayern und Franken vor allem auf dem Land. Unter anderem kommt am Gründonnerstag eine würzige Suppe auf den Tisch, Ratschen ersetzen die Kirchenglocken, Speisen werden zur Weihe in die Kirche gebracht und vieles mehr. Hier findest du einige Osterbräuche - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - im Überblick.
Karfreitagsratschen
Wenn nach dem Gloria bei der Gründonnerstagsmesse die Glocken schweigen und erst in der Osternacht wieder das erste Mal läuten, schlägt die Stunde der Karfreitagsratschen.
Ministrantinnen und Ministranten erzeugen mit den hölzernen Klapper-Instrumenten auf der Straße einen eigenartigen Lärm. Auch in der Kirche ersetzen die Ratschen das Glockenläuten, etwa bei der Wandlung.
Es gibt auch fahrbare Ratschen auf Schubkarren und Kastenratschen, die mit einer Kurbel betrieben werden.
Speisenweihe
Endlich ist die Fastenzeit vorbei, es darf wieder alles gegessen werden. Entsprechend üppig sind die Körbe mit Speisen gefüllt, die an Ostern mit in den Gottesdienst genommen und am Altar geweiht werden.
Auf alle Fälle gehören bunte Ostereier hinein, auch Salz, fast immer liegt ein geräucherter Schinken dabei, Brot oder ein aus Hefeteig gebackenes Osterlamm. Das Ei symbolisiert neues Leben, Salz die Auferstehung.
So mancher ältere Gläubige legt das hartgekochte Ei angeschlagen ins Körbchen, "damit die Weihe auch eindringen kann".
Karfreitagsprozessionen
Jährlich strömen am Karfreitag etwa 10.000 Menschen ins unterfränkische Lohr am Main, um die beeindruckende Karfreitagsprozession zu sehen. Die Darstellung geht vom letzten Abendmahl bis zum toten Christus im Grab.
Dazu werden normalerweise 13 lebensgroße Holzfiguren schweigend durch die Gassen der historischen Innenstadt getragen. Etwa 600 Menschen wirken jährlich bei dem Umzug mit, vor allem Handwerker, Vertreter des Stadtrats sowie Kleriker und Ministranten. Am Ende der Prozession wird traditionell auf dem Kirchplatz gebetet.
Der 1658 erstmals urkundlich erwähnte Umzug gilt als der älteste im deutschsprachigen Raum. Auch anderswo gibt es normalerweise Karfreitagsprozessionen, etwa im oberfränkischen Neunkirchen am Brand oder in Bamberg.
Osterbrunnen
Busweise fahren Ausflügler in der Osterzeit durch die Fränkische Schweiz und bestaunen Brunnen, die mit Girlanden aus Tannenzweigen und bunt bemalten Eiern geschmückt sind. Der Brauch ist mehr als 100 Jahre alt.
Die Menschen wollten damit zum Ausdruck bringen, wie lebensnotwendig das Wasser ist. Auf den Hochebenen der Fränkischen Schweiz war das Wasser knapp, als es noch keine Leitungen gab. Die Menschen mussten es aus dem Tal mühsam auf den Berg transportieren.
In vielen Haushalten wird am Gründonnerstag eine kräftige Kräutersuppe aufgetischt, oft Kräutelsuppe genannt.
In eine Brühe, die etwa mit Kartoffeln oder anderem Gemüse verfeinert wird, kommen frische Kräuter wie Kerbel, Brunnenkresse, Bärlauch, Brennnessel, Gänseblümchen, Löwenzahn, Sauerampfer und Schnittlauch.
Das Rezept dafür wird oft seit Generationen weitergereicht.
Kein Fleisch am Karfreitag
Der letzte Freitag vor Ostern ist für Christen von Leid, Buße und Abstinenz geprägt, da Jesus an diesem Tag gekreuzigt wurde. Viele Gläubige verzichten deshalb am Karfreitag auf Fleisch.
Weiterer Grund für den Fleischverzicht: Weil sie ein Großteil der armen Bevölkerung früher nur selten Fleisch leisten konnte, war die Zubereitung nur den Freudenfesten - zu denen der Karfreitag nicht gehört. Heute kommen vielerorts an diesem Tag Fischgerichte auf den Tisch oder es wird ganz auf tierische Produkte verzichtet und vegetarisch gegessen. Einer Tradition folgend essen viele Menschen am Karfreitag Karpfen.
Die einen lassen die Eier über die Stiele von zwei parallel verlaufenden Rechen kullern, andere verlegen das Spiel an eine abschüssige Wiese. Um die Punkte zu zählen, wird auf jedes Ei, das in der Wiese liegt, ein Geldstück gelegt.
Wessen Ei die Münze von einem anderen Ei schubst, der darf das Geld behalten. Gewonnen hat, wer die meisten Münzen hat.
Ostergelächter
Fasten ist vorbei - es darf gelacht werden. Vor allem im Spätmittelalter versuchte der Pfarrer in seiner Predigt, die Gemeinde mit einer Geschichte zum Lachen zu bringen.
Das Osterlachen (lateinisch: risus paschalis) ist kein offizielles Element des katholischen Gottesdienstes.
Auch heute gibt es aber einige Gemeinden in Bayern, in denen die Geistlichen dieses Brauchtum pflegen.
Storch statt Hase
Auch wenn Kinder wissen, dass Hasen keine Eier legen, sind es dennoch vielerorts die wuscheligen Tiere, die an Ostern die Nester mit bunten Eiern und allerlei Gebäck füllen. Nicht so in einigen Dörfern am Fuße der Rhön in Bayern und Thüringen: Dort bringt seit Jahrhunderten der Storch die Eier - natürlich nicht seine eigenen, sondern die der Hühner.
Etwa in Ostheim (Landkreis Rhön-Grabfeld) suchen Kinder das vom Storch gefüllte Osternest in Gärten und Scheunen. Und das nicht erst am Ostersonntag, sondern bereits am Gründonnerstag.
"In der Regel um Ostern sind die Störche früher aus Afrika zurückgekommen", begründet der Heimatpfleger des Landeskreises Rhön-Grabfeld, Reinhold Albert, die vor allem in evangelischen Orten verbreitete Tradition.
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