Nach einer Scheidung: Wer bekommt den Hund?

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Ehescheidung: Wie teilt man sich einen Hund?
Ehescheidung: Wie teilt man sich einen Hund?
CC0 / Pixabay / Pipeman

Wenn verheiratete Paare sich trennen, kommt es nicht selten zur Scheidung. Aber wer bekommt den gemeinsam angeschafften Hund? Das Landgericht in Frankenthal musste das jetzt entscheiden.

Ein Paar schafft sich einen Hund an. Kurze Zeit später folgt die Trennung. Was aber passiert mit dem Hund? Normalerweise würde eine Person das Tier übernehmen. Doch nach einem Urteil des Landgerichts (LG) in Frankenthal (Entscheidung vom 12.05.2023, Az.: 2 S 149/22) haben beide Partner*innen ein Recht auf Umgang mit dem Vierbeiner. 

Für den Hund aus der gemeinsamen Ehe sind beide Partner*innen zuständig

Im vorliegenden Fall hatten sich ein Mann aus dem Landkreis Bad Dürkheim und sein ehemaliger Lebensgefährte während ihrer Beziehung einen Labradorrüden angeschafft. Nach der Trennung blieb der Hund bei einem der beiden Partner. Der andere wollte sich ebenfalls gern um das Tier kümmern und verlangte von seinem früheren Lebensgefährten einen regelmäßigen zweiwöchigen Umgang mit dem Hund. Dies verweigerte dieser mit der Begründung, es sei für den Hund als Rudeltier besser, wenn er ausschließlich bei einer Hauptbezugsperson bliebe.

Dies sah die zweite Kammer am Landgericht im rheinland-pfälzischen Frankenthal anders. Auch bei einem Tier, sei der Fall nach dem Recht der Hausratsverordnung zu entscheiden. Denn der Hund sei während der Partnerschaft gemeinsam angeschafft worden. Beiden früheren Besitzern stehe nach dem Ende der Partnerschaft eine Teilhabe am gemeinsamen Eigentum zu.

Das Gericht verurteilte den Ex-Partner, in eine sogenannte Verwaltungs- und Benutzungsregelung für den gemeinsam erworbenen Hund einzuwilligen. Die Richter sahen in dem Wechselmodell, bei dem sich die Miteigentümer jeweils zwei Wochen um den Hund kümmern, keine Gefährdung des Tierwohls. Das Landgericht bestätigte damit weitgehend eine Entscheidung der Vorinstanz. Das Urteil ist rechtskräftig.

Wie erlebt das Tier eine Trennung?

Die Einschätzung des Gerichts, dass ein Wechselmodell keine Gefährdung des Tierwohls bedeutet, teilt Hundefachwirtin Annette Möckel vom BHV, dem "Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e. V.", die ebenfalls Inhaberin der Hundeschule "icHunddu" in Weisenheim am Berg ist. "Grundsätzlich sind die meisten Hunde flexibel und anpassungsfähig. Sie benötigen allerdings Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen", sagte sie dem Donaukurier.

Ihr Rat für Besitzer*innen von "Scheidungshunden": "Hunde stresst es, wenn Menschen ihre Konflikte über sie ausleben – das sollte also tunlichst vermieden werden. Es gibt Konzepte, wie das geregelt werden kann. Am besten ist, wenn eine Hauptbezugsperson bestimmt wird." Hilfe und fachliche Unterstützung bieten Hundeschulen.

Weil Hunde emotionale Bindungen zu den Mitgliedern ihres Rudels aufbauen, das können Menschen und Begleithunde sein, kann man annehmen, dass der Verlust einer solchen Beziehung Verhaltensweisen auslöst, die wir als Trauer interpretieren. Aber ob es sich dabei tatsächlich um Trauer handelt, war bisher noch nicht erforscht. Federica Pirrone von der Universität Mailand hat dazu Hundebesitzer*innen befragt und darüber im Magazin Nature berichtet. Denn Hunde sind soziale Wesen, die eine starke Bindung zu Menschen und zu Artgenossen haben, wenn sie zusammenleben. Ist diese Bindung unterbrochen, ist davon auszugehen, dass es dem Hund schlechter geht. Das kann sich im Verhalten der Tiere widerspiegeln.

Projekt "Scheidungshund" eher selten erfolgreich

Für eine geteilte Fürsorge ist es in jedem Fall nötig, dass Konflikte zwischen den Ex-Partnern emotional geklärt sind, sagt Giulia Lautz, Hundetrainerin aus der Schweiz, ebenfalls im Donaukurier.

Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sich Herrchen und Frauchen nach der Trennung gern weiter gemeinsam um ihren Hund kümmern wollen – aber dann mit dem Projekt scheitern. "Theoretisch klingt es einfach. Findet das Ex-Paar partnerschaftlichen Umgang miteinander, kann das funktionieren", so Lautz.

In der Praxis schaue es dann leider anders aus. Da ist die Situation für Herrchen und Frauchen emotional schwierig. Das wiederum spürt auch der Hund und das kann ihn belasten. "In den allermeisten Fällen scheitert das Projekt "Scheidungshund" früher oder später. Der Hund bleibt am Ende dann doch bei einem Partner, während der andere sich ganz zurückzieht", so die Erfahrung der Hundetrainerin.

Fazit

Scheidungskinder auf vier Pfoten – ja, die gibt es. Ob sie wirklich über den Verlust eines Menschen trauern, das kann die Wissenschaft nicht sagen. Aber eins hilft: Beim Anblick der vermeintlich traurigen Hundeaugen, kann eine Extrastreicheleinheit nicht schaden. Denn das tut beiden gut: Hund und Besitzer*in.

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