"Ich war schockiert": Seniorenheim schließt schon in wenigen Wochen - selbst Landrat ist überrumpelt

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Ochsenfurt: Seniorenheim Fuchsenmühle schließt in wenigen Wochen
Der aktuelle Notstand in der Pflege macht auch vor Franken nicht Halt: Einer Einrichtung droht nun sogar das endgültige Aus.
Ochsenfurt: Seniorenheim Fuchsenmühle schließt in wenigen Wochen
Sina Schuldt/dpa (Symbolfoto)

Wegen personeller Engpässe und einer "Schieflage" soll das Ochsenfurter Seniorenheim schließen. Nun muss schnell eine Lösung her, um die Unterbringung der Bewohner zu sichern. In der Stadt selbst sitzt der Schock ebenfalls tief.

Ein Schock für Bewohner, Angehörige, Personal und den gesamten Landkreis: Ein Seniorenheim im Kreis Würzburg soll schon in wenigen Wochen schließen. Mehr als 60 ältere Menschen werden derzeit dort betreut. Nicht nur Landrat und Bürgermeister arbeiten nun an einer möglichst schnellen Lösung.

Es handelt sich dabei um das Seniorenzentrum "Fuchsenmühle" im unterfränkischen Ochsenfurt. Denn auch hier wird die aktuelle Pflegekrise sichtbar: Geringes Fachpersonal in den Einrichtungen trifft auf viele Pflegebedürftige. Verschärft wird die Lage noch durch die Folgen der Corona- und Energie-Krise. Das ist auch der Fall im Ochsenfurter Heim, für das die zuständige Curata-Gruppe am Donnerstag (5. Januar 2023) Insolvenz angemeldet hat, teilt das Würzburger Landratsamt nun offiziell mit.

Seniorenheim "Fuchsenmühle" in Ochsenfurt schließt schon bald

Der Antrag, der beim Amtsgericht Charlottenburg einging, betreffe einzelne Gesellschaften des Konzerns, dazu zähle auch die Curata Care Holding GmbH. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bedeutet für den unterfränkischen Standort: Das Heim muss bisherigen Informationen zufolge schon Ende April 2023 schließen. Doch nicht nur personelle Engpässe spielen dabei eine Rolle. Das Unternehmen sei zudem in eine "finanzielle Schieflage geraten", wie das Landratsamt schreibt.

Landrat Thomas Eberth (CSU) habe selbst erst am 5. Januar von der bevorstehenden Schließung erfahren und sei dementsprechend überrumpelt worden. "Ich war von dieser Kurzfristigkeit sehr überrascht und auch schockiert." Nun müssen Lösungen für die zukünftige Unterbringung und Versorgung der Bewohner*innen gefunden werden. Das historische Gebäude im Stadtteil Hohestadt dient seit April 1995 als Seniorenheim.

Zudem müsse geklärt werden, wie sich die Seniorenarbeit und stationäre Pflege weiterhin in Ochsenfurt und Umgebung gestalte, fügt Eberth an. Bei der "Fuchsenmühle" sehe er zwar die Curata-Gruppe als Betreiber in der Verantwortung, es müsse aber auch nach "Alternativen mit anderen Partnern" gesucht werden. "Die Unterbringung (…) ist herausfordernd, auch der Wegfall der Pflegeplätze stellt ein großes Problem dar", gibt der Landrat zu bedenken. "Wir wollen den Betreiber nicht aus der Pflicht lassen, dennoch müssen wir verschiedene Szenarien durchspielen." Die Schließung habe natürlich auch Konsequenzen für das Personal.

Die Fachstelle für Pflege und Behinderte, Qualitätsmanagement und Aufsicht – kurz FQA – werde gemeinsam mit Landrat Eberth und Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks (UWG) im Rahmen einer neu gegründeten Krisengruppe versuchen, "unter Hochdruck Lösungen finden". Auch die Verantwortlichen der übrigen Senioreneinrichtungen des Landkreises seien involviert. Am Freitag (13. Januar) soll ein Gespräch mit den Trägern der regionalen Senioreneinrichtungen stattfinden, teilt das Landratsamt weiter mit.

Was wird aus dem Heim? Bürgermeister Juks bringt Vorschlag

Außerdem sind Termine vor Ort und mit dem Betreiber sowie Vermieter geplant, fügt Nina Opfermann an, die am Landratsamt die FQA leitet. Es gebe bereits mehrere, offen diskutierte Lösungsvorschläge. Wie diese konkret aussehen, ließ das Landratsamt aber noch offen. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk brachte Juks eine mögliche Übergangsphase ins Spiel, die einem neuen Betreiber noch genügend Zeit zur Übernahme einräumen würde. Fest stehe aber, dass die kurzfristige Schließung für alle Beteiligten "schon sehr erstaunlich" sei.

Das gilt aber nicht nur für Landratsamt und Rathaus, sondern auch für die Ochsenfurter Bürger: "Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich den Brief aufgemacht habe", beschrieb beispielsweise die Angehörige einer Heimbewohnerin im BR-Interview den Moment, als sie Nachricht über die Schließung erreichte. Bei anderen Heimen werde sie nur mit Wartelisten vertröstet. Eine weitere Befragte brachte die Situation ungeschönt auf den Punkt: "Das ist eine beschissene Situation für die alten Menschen."

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