Mit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ändert sich deren geografischer Mittelpunkt. Neues Zentrum der EU ist im unterfränkischen Gadheim bei Würzburg. Das Örtchen betrachtet diese Ehre mit gemischten Gefühlen.
Nach langen Verhandlungen ist es am Freitag (31. Januar 2020) wirklich soweit: Die Briten verlassen die Europäische Union. Mit dem Brexit verschiebt sich der geografische Mittelpunkt der EU - und zwar nach Gadheim, einem kleinen Ortsteil von Veitshöchheim bei Würzburg.
Mittelpunkt der EU schon vor dem Brexit in Franken
Die genauen Koordinaten des neuen Nabels der EU lauten: 9 Grad, 54 Minuten, 7 Sekunden östlicher Länge und 49 Grad, 50 Minuten, 35 Sekunden nördlicher Breite. So berechnete es das Nationale Geografische Institut Frankreichs (IGN). Tatsächlich bleibt das Zentrum der EU in Franken. Nur 60 Kilometer trennen den neuen und den alten Mittelpunkt. Bisher lag beziehungsweise liegt dieser in Westerngrund im Landkreis Aschaffenburg.
Gemischte Gefühle
Der Veitshöchheimer Bürgermeister Jürgen Götz fühlt sich und sein Städtchen geehrt. Dennoch betrachtet er die Angelegenheit mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Schließlich ist es das erste Mal in der Geschichte der EU, dass sich der Schwerpunkt aufgrund eines Austritts verlagert. Im letzten Vierteljahrhundert traten stets neue Länder in den Staatenbund ein.
So sieht es am zentralsten Punkt der EU aus
Der Mittelpunkt der EU liegt auf einem Acker, fernab vom Wohngebiet. Ein gepflasterter Kreis markiert die besondere Stelle. Zusätzlich ragt ein rot-weißer Stab aus einem Felsbrocken. Die Flaggen von Veitshöchheim, Deutschland und der Europäischen Union hängen an drei Fahnenmasten. Außerdem gibt es eine Sitzbank mit Tisch und einen Mülleimer.
Mittelpunkt der EU in Franken: In Zukunft soll es bunter werden
Da Großbritannien den Brexit schon seit Juni 2016 wieder und wieder verschoben hat, war reichlich Zeit für die Umgestaltung des Ortes. Später sollen Informationstafeln den geschichtlichen Anlauf des Brexits seit dem Referendum 2016 aufzeigen. Zu diesem Zweck hat Karin Keßler, die Eigentümerin des Ackers, einen Teil ihres Grundstücks an die Gemeinde verpachtet. Was momentan noch recht unspektakulär wirkt, möchte die Landwirtin zukünftig bunter gestalten. Ganz im Sinne der Insekten- und Artenvielfalt will sie rund um den EU-Mittelpunkt bunte Blumenwiesen als Futter für Bienen und Co anlegen. Paten sollen Teile des Lands für 40 Euro pro hundert Quadratmeter mieten und damit das Projekt unterstützen können.Momentan ist das Feld - wie alle fränkischen Äcker Ende Januar - aber noch recht trostlos. Daher verzichtet die Gemeinde auf größere Feierlichkeiten anlässlich des neuen Status. Im Frühjahr soll es einen richtigen Festakt geben, zu dem laut Bürgermeister Götz auch Ministerpräsident Markus Söder erwartet wird. sf/dpa