Rund 200.000 Besucher haben am Wochenende in Nürnberg einen der schönsten und größten Flohmärkte der Republik besucht.
Wenn die Trempler über Nürnberg herfallen, behalten Christine Beeck und ihre Mitarbeiter vom Marktamt den Überblick. Inkognito schlendert Robert Beer am Samstag über den "Trembalesmarkt", wie die Franken den Flohmarkt liebevoll nennen.
Der Sachbearbeiter für Wochen- und Spezialmärkte schaut sich die Marktstände ganz genau an. Seine Argusaugen scannen mit sicherem Röntgenblick, ob die Flohmarktstände die angemeldete Größe auch ja nicht überschreiten.
Die kleinste Standgröße beginnt bei sechs Quadratmeter. Genug Platz für zwei hintereinander aufgestellte Tapeziertische. Die größten Stände auf dem Trempelmarkt sind mit 30 Quadratmeter so groß wie eine kleine Einzimmerwohnung. Wichtig ist, erklärt Beer, dass die Rettungswege trotz der vielen Trempler immer frei bleiben. Für die Waren hat Beer kein Auge. Wichtig sind die roten Markierungen, sagt Beer. Dafür braucht der Fachmann einen "Tunnelblick". Bummeln lenke da nur ab.
Wohl der schönste Flohmarkt Deutschlands
Für die Sicherheit fährt das Marktamt sogar mit der Feuerwehr kurz vor der Eröffnung des Trempelmarktes um 15 Uhr durch die Innenstadt. Schließlich würden rund 200.000 Besucher den Flohmarkt besuchen, der nicht nur der größte sondern wohl auch der schönste in der ganzen Republik sei. Da steht die Sicherheit für Anwohner und Besucher an erster Stelle, erklärt Beer und schaut dabei ganz genau auf die "roten Linien", die das Marktamt für jeden der rund 650 Stände auf den Boden gemalt hat.
Wer doch mehr Platz braucht, muss mehr bezahlen. Gabriele Meier kommt dann mit dem großen Geldbeutel vorbei und kassiert noch vor Ort nach. "Früher waren die kleinen Stände mehr gefragt", erzählt Meier, die seit 27 Jahren den Trempelmarkt schon allein aus beruflichen Gründen besucht. Plötzlich sei es in Mode gekommen, dass die Verkäufer mit den großen weißen Partypavillons vom Supermarkt angerückt sind. "Auf diese Entwicklung sind wir eingegangen und haben die Plätze für die Trempler, wo es geht, vergrößert", sagt Meier und erklärt, dass der Quadratmeter auf dem Trempelmarkt für die beiden Tage genau 7,37 Euro kostet. Plus Mehrwertsteuer für die professionellen Händler. Nicht viel, findet Meier. Schließlich verdienen die Teilnehmer mit dem Verhökern ihres Krimskrams auch nicht schlecht. Entgegen der landläufigen Meinung halte sich die Zahl der Flohmarktprofis noch immer in Grenzen. Nur 15 Prozent der Verkäufer seien nicht nur zum Spaß gekommen. Aber auch die würden genauso wie die "echten Marktleute" mit ihren Obst- und Gemüseständen am Ende zum bunten Treiben und damit zum Gelingen des Marktes beitragen.
Wer beim Trempelmarkt mitmachen will, muss schnell sein. "Heuer waren alle Stände nach einer Woche vergeben", berichtet Robert Beer und rät den Interessenten sich für den nächsten Trempelmarkt im September rechtzeitig im Internet anzumelden.
Ums Geldverdienen gehe es dem städtischen Marktamt aber nicht, versichert Christine Beeck. "Wir sind froh, wenn es null auf null aufgeht. Wir wollen mit den Gebühren, die wir erheben, die Kosten decken", sagt die Leiterin des Marktamtes, die beim Trempelmarkt trotz des wechselhaften Wetters den Überblick behalten muss. Mit einem Regenschirm unter dem Arm schlendert Beeck am Samstagnachmittag durch die Altstadt und beobachtet das bunte Treiben. "Wir bringen Leben in die Stadt mit dem Trempelmarkt", freut sich Beeck während im Hintergrund eifrig um Waren gefeilscht wird. "Ist natürlich blöd jetzt, dass uns der Regen in die Quere kommt", ärgert sich Beeck und spannt ihren Schirm auf. Eine halbe Stunde später hat sich der heftige Regenschauer verzogen. Die meisten Händler haben nicht wie befürchtet das Weite gesucht. Die Sonne bricht durch die Wolkendecke und trocknet die nass gewordene Trempelware. Hier werden Schallplatten angepriesen, dort alte Ölschinken feil geboten. "Wenn es um den Geldbeutel geht, fängt der Franke schon auch das Reden an", ist sich Gabriele Meier sicher und lacht. Privat stöbert die erfahrene Trempelmarkt-Besucherin übrigens am liebsten nach "guten Kinderbüchern" für die Enkelkinder. "Ich finde hier eigentlich immer was", sagt Meier und blättert in den bunten Büchern zum kleinen Preis.
Der Trempelmarkt in Nürnberg Premiere: Der Trempelmarkt wurde 1971 zum "Dürer-Jahr" in Nürnberg ins Leben gerufen.
Erfolgsstory: Der Nürnberger Trempelmarkt ist selbst laut Wikipedia Deutschlands wohl größter und schönster Flohmarkt. Der "Trembalesmarkt", wie die Franken den Flohmarkt liebevoll nennen, findet zweimal im Jahr in der Innenstadt statt, jeweils am zweiten Wochenende im Mai und im September.
Termin: Der nächste Trempelmarkt findet am 8. und 9. September statt. Interessenten können die Stände online ab dem 3. Juli buchen. Weitere Informationen zu dem Verfahren und den Gebühren gibt es im Internet unter
www.nuernberg.de/internet/marktamt/trempel.html.
Geheimtipp: Auf dem Trempelbereich gibt es für Kinder und Jugendliche von 7 bis 15 Jahren im Schmuckhof und am Fünferplatz eine eigene "Trembales-Zone". Pro Kind gibt es dort einen Quadratmeter kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.