Was steckt im intelligenten Großspeicher?

3 Min
Rainer Wagner von Moll Akkumulatoren und Harald Müller, Techniker bei der IBC Solar AG, haben den Großspeicher geöffnet. Jutta Rudel
Rainer Wagner von Moll Akkumulatoren und  Harald Müller, Techniker bei der IBC Solar AG, haben den Großspeicher geöffnet. Jutta Rudel
Der Ingenieur Harald Müller im Innenraum des Großspeichers. Jutta Rudel
Der Ingenieur Harald Müller im Innenraum des Großspeichers. Jutta Rudel
 

Strom gezielt verteilen und Kosten sparen durch das "Peak Shaving"- dafür haben IBC Solar und Moll Akkumulatoren ein Pilotprojekt gestartet.

Die in Bad Staffelstein ansässigen Unternehmen IBC Solar und Moll Akkumulatoren sind seit Jahren durch ein Lieferanten-Händler-Verhältnis verbunden. Vor kurzem haben sie ein gemeinsames Pilotprojekt gestartet: Ein Großspeicher ist seit Juni in Betrieb, der intelligent Strom speichert und somit der Akkumulatorenfabrik rund 10.000 Euro jährliche Energiekosten einsparen soll. Das gelingt durch das sogenannte Peak Shaving. Doch was genau ist das?
"Peak Shaving bezeichnet das Kappen von Stromspitzen", erklärt Harald Müller, Ingenieur bei IBC Solar. "Der Strombedarf verläuft in einer besonderen Form. Er ist nicht konstant, es gibt auch Spitzen, gefolgt von Zeiten mit weniger Bedarf." Das wirkt sich wirtschaftlich auf das Unternehmen aus, denn die Netzbetreiber definieren die Höhe des monatlichen oder jährlichen Preises über die maximal bezogene Leistung.

"Das ist natürlich total ärgerlich, wenn man nur für kurze Zeit eine Spitze erreicht hat. Zum Beispiel lädt man nur einmal kurz ein Elektroauto auf und direkt steigt der Leistungspreis für den gesamten Monat", erklärt Iris Meyer, Pressesprecherin von IBC Solar. Durch den intelligenten Speicher soll das nicht mehr vorkommen.

"Wenn eine Spitze entsteht, erkennt das der Speicher. Die zusätzliche Energie wird dann aus der Batterie und nicht aus dem Netz gezogen. Und wenn ein Tal kommt, wird die Zeit genutzt, um die Batterie für die nächste Spitze aufzuladen", erklärt der Ingenieur. "Man kann das mit einem Pufferspeicher zu Hause vergleichen. Der speichert warmes Wasser. Hier passiert dasselbe, aber eben mit Strom anstelle von Wasser", verdeutlicht Iris Meyer. Harald Müller erklärt: "Sinn und Zweck ist es, dass der Anwender, in diesem Fall die Firma Moll, nicht mitbekommt, wann sich der Großspeicher einschaltet. Es soll kein Band stehen bleiben, nur weil eine Stromspitze erreicht wurde."


Neues Geschäftsmodell

Momentan befindet sich der Speicher noch in der Testphase. "Das bedeutet nicht, dass wir erst abwarten, ob es wirklich funktioniert. Wir sind uns sicher, dass es funktioniert. Jetzt geht es nur um die Optimierung", erklärt Rainer Wagner, Senior-Vice-President von Moll Akkumulatoren. Die Kapazität von 80 Kilowattstunden könnte noch angepasst und die Leistung von 80 Kilowatt gesteigert werden. "Der Großspeicher verfügt zudem über eine Intelligenz, also die Software", sagt Meyer. Über Managementsysteme sind so beispielsweise genaue Detailanalysen und Stromverteilungen möglich. "Es müssen noch verschiedene Algorithmen programmiert werden. In zwei Monaten soll alles abgeschlossen sein und in Serienreife laufen", bestätigt der Ingenieur.

"Für IBC Solar ist das ein neues Geschäftsmodell", erklärt die Pressesprecherin. "Batterien gibt es schon sehr lange, aber die Intelligenz ist neu." Der Speicher wurde auf den ermittelten Bedarf bei Moll hin ausgelegt. Wagner ist davon begeistert: "Das Schöne ist ja, dass es nicht nur auf die Firma Moll beschränkt ist, sondern auch in vielen anderen Firmen installiert werden kann." Er ist sich sicher: "In Zukunft wird Peak Shaving verstärkt zum Einsatz kommen." Harald Müller bestätigt das: "Die Technik ist in allen möglichen Bereichen einsetzbar und erweiterbar, zum Beispiel beim Thema Elektromobilität. Wenn ein Auto über ein Schnellladesystem hohe Leistungen benötigt, soll diese aus der Batterie kommen."


Zukunftsorientierte Lösung

"Wenn man die beiden Unternehmen betrachtet, kann man sich schon fragen, was haben Solaranlagen mit Batterien zu tun?", so Iris Meyer. IBC Solar ist ein führender globaler Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen im Bereich Photovoltaik und Energiespeicher. Die Firma Moll Akkumulatoren beliefert IBC Solar seit über 36 Jahren mit Batterien. Es sei nicht nur praktisch, einen Batterielieferanten vor Ort zu haben, sondern Moll verfüge auch über das nötige Know-how. Denn "wir arbeiten auch an speziellen Batterien für Solar", erklärt Wagner.

"Denkbar wäre, dass der Speicher für Peak Shaving mit einer Solaranlage gekoppelt wird. Dann könnte man einen Teil der Energie selbst gewinnen, speichern und nutzen. Das wäre der Idealfall", sagt Iris Meyer. "Das wird in Zukunft auch für die Industrie ein wichtiges Thema werden", so Harald Müller. "Es gibt ja auch kleine Batterien für den Haushalt, da wird das ja schon umgesetzt. Wenn die Sonne mittags am stärksten scheint, ist kaum jemand zu Hause, um dies zu nutzen. Die Energie fließt dann direkt ins Netz", erklärt die Pressesprecherin. Das ist, so Wagner, in Gebieten, wo viel Photovoltaikanlagen stehen, problematisch. Das Netz werde instabil, wenn zu viel Energie einfließt.

"Den Strombezug intelligent zu machen ist das Ziel. So wird die Energiewende gelingen", beteuert Meyer. Denn diese funktioniere nur, wenn "wir den Strom da gezielt einsetzen, wo wir ihn brauchen."
Auch der Ingenieur ist davon überzeugt: "Das ist die nächste Stufe. Vor einigen Jahren ging es nur darum, möglichst viele Photovoltaikanlagen anzubringen. Mittlerweile, wo wir recht viel Strom zur Verfügung haben, geht es darum, ihn intelligent zu speichern." "Und dafür brauchen wir Batterien", fügt Rainer Wagner hinzu.