Mit den Rekorden im Stadion konnte das Public Viewing im Landkreis Lichtenfels wegen des schlechten Wetters nicht mithalten. Doch für den Finalsonntag bereiten sich die Organisatoren der lokalen Fan-Feste auf einen Ansturm vor.
Es war der Abend der Rekorde. 7:1 fegte die Deutsche Nationalmannschaft die Brasilianer vom Platz. Nie fielen mehr Tore in einem WM-Halbfinale und Miroslav Klose sicherte sich die ewige WM-Torjäger-Krone. Nur das Public Viewing brach keine Rekorde. Auch nicht an den Orten der kollektiven Fußballfreude im Landkreis Lichtenfels.
Stadthalle Lichtenfels "Wahnsinn, irre, geil" - So die Jubelschreie in der Lichtenfelser Stadthalle. An die 400 bis 500 Menschen waren gekommen, um das kurzfristig wegen Unwetterwarnung vom Marktplatz in die Stadthalle verlegte Public Viewing zu besuchen.
Auch wenn die Halle darum nicht ganz voll sein konnte, tat dies der Lust am Schauen keinen Abbruch. Der Lust am Feiern erst recht nicht.
Großer Jubel nach dem Führungstreffer, Menschen, die sich nach dem 2:0 in den Armen lagen und beim abermaligen Treffer auf den Bierbänken standen - die gute Laune wollte nicht weichen und jedes weitere Tor wurde ausgelassen gewürdigt. "Wer das in ein einem Wettbüro getippt hat, ist jetzt mehrfacher Millionär", sagte Moderator Frank Ziegler nach dem Spiel zum Resultat.
In der Stadthalle werde auch das Finale am Sonntag übertragen, sagt Werner Schiffgen, der Vorsitzende des Stadtmarketings Lichtenfels, das die Veranstaltung durchführt. Am Sonntag erwartet Schiffgen ein ausverkauftes Haus. An die 1500 Fußballverrückte können dann auf den Titel hoffen. Technisch bleibt alles beim Alten.
Sechs mal drei Meter sei die Leinwand groß, sagt Schiffgen. Zeitgleich läuft noch das Schützenfest, deshalb plane das Stadtmarketing kein zusätzliches Programm. "Bei uns geht es gegen 20.30 Uhr los.
Dann gibt es auch wieder eine Verlosung eines Deutschlandtrikots zum guten Zweck", sagt Schiffgen.
Bisher sei es immer zivilisiert und ruhig gewesen. Das bestätigt auch Harald Göring von der Lichtenfelser Polizei für das gesamte Stadtgebiet. Für mögliche Probleme sind BRK und Feuerwehr vor Ort. Für das Finale tippt er einen 3:1 Sieg für die DFB-Elf.
Formula Inn startet um 14 Uhr Die Rekordeinschaltquote im Fernsehen von 32,57 Millionen Menschen (Besucher beim Public Viewing werden beim Erheben der TV-Zahlen nicht mitgezählt) merkte auch Stefan Beier. Denn durch das schlechte Wetter blieben viele Leute zuhause. Beier ist Co-Veranstalter für das Public Viewing beim Formula Inn in Bad Staffelstein. Auch dort hatten die Verantwortlichen auf die Wetterwarnungen reagiert und für drinnen geplant. "Rund 200 Leute waren da.
Die Stimmung war sensationell und die Leute völlig überdreht", sagt Co-Veranstalter Stefan Beier.
Zum Finale startet das Programm im Formula Inn zeitig: "Am Sonntag werden wir bereits ab 14 Uhr mit dem Warm-Up zum Finale mit fetziger Musik beginnen.Außerdem werden wir im Vorprogramm zum Endspiel den Film "Das Wunder von Bern" auf der LED-Wand übertragen", sagt Beier.
Müller, Schweinsteiger und Co können die Besucher dann wieder draußen und drinnen anfeuern. Er erwartet rund 1000 Fans. "Der Hype ist ziemlich groß, dass müssen wir mitnehmen", sagt Beier. Er tippt auf einen 2:1 Sieg der Deutschen in der Verlängerung. Vor dem Spiel am Dienstag stand Frank Ziegler auf der Bühne und suchte das Publikum auf das Spiel einzustimmen. Das brauchte er nicht, denn die Menschen kamen in gespannter Erwartung und Feierlaune. Das Spiel kommentierten sie auch dann, wenn gerade kein Tor fiel.
So brandete Applaus für Miroslav Klose auf, als dieser ausgewechselt wurde.
Vorfreude ist riesig Allerdings war Zieglers Eingreifen einmal doch erforderlich: dann, als Stadt-Marketing-Chef Werner Schiffgen ihn bat, die Menschen in der Halle aufzurufen, ihre Freunde und Bekannte über Handy zu verständigen und zum Kommen zu animieren. Nach und nach trudelten daraufhin weitere Fußball-Fans ein. Solch eine Animation wird am Sonntag wohl nicht nötig sein. Denn nach dem Rekord-Halbfinale ist die Begeisterung wohl auch bei den Lichtenfelsern riesig.
Nach dem Schlusspfiff des Halbfinales zerstreute sich die Menge recht schnell. "Mir tun die Hände weh vom Klatschen", sagte eine junge Frau im Hinausgehen. Von draußen drangen erste Huptöne eines Autokorsos in die Stadthalle - bei strömendem Regen. Die Halle leerte sich, zwei batteriebetriebene Girlanden in den brasilianischen Farben blinkten verlassen vor sich her.