Obwohl sich wohl viele Menschen in diesen Monaten mit den Themen "Krankheit" und "Tod" näher auseinandersetzen und auch deshalb die Kontaktbeschränkungen befolgen, gibt es eine Gruppe von Menschen, die in den letzten Tagen ihres Lebens persönliche Kontakte benötigen. Die Rede ist von denjenigen Lichtenfelsern, die von unheilbarer Krankheit, Sterben, Tod und Trauer gezeichnet sind. Betroffene und Angehörige. Sie erhalten Unterstützung in Form von Begleitung und Betreuung durch den Hospizverein Lichtenfels, dessen Arbeit durch die Corona-Krise zwar eingeschränkt, jedoch nicht unmöglich ist.
"Es gilt Wege zu finden, wie eine Begleitung in diesen Zeiten funktionieren kann", formuliert Vorstandsmitglied Barbara Popp-Heimerl. Das beginnt schon bei der Koordination der ehrenamtlichen Hospizbegleiter, die Patienten sowie deren Angehörige betreuen. Durch persönliche Zugehörigkeit zur Corona-Risikogruppe oder zum Schutz anderer pausieren viele der 35 Freiwilligen. "Deshalb müssen wir flexibel und kreativ sein, um weiterhin betreuen und begleiten zu können", berichtet Koordinatorin Sabine Schramm.
Aus Schutz: 35 Freiwillige pausieren
Nicht immer können dabei derzeit die Wünsche nach spezifischen Begleitungszeiten erfüllt werden, manchmal müssen auch andere Kommunikationsmittel wie das Telefon genutzt werden. "Auch in Fällen, wo wir zu anderen Zeiten zwei Begleiter hingeschickt hätten, können wir nun nur einen einsetzen." In akuten Situationen sei aber ein persönlicher Kontakt gewährleistet. Das Tragen von FFP2-Schutzmasken und Schutzkittel sei im Patientenkontakt dann unabdingbar. "Der Abstand zwischen den Personen ist zwar ein Hindernis, aber Beziehungen können auch mit Abstand gehalten und gepflegt werden", weiß Barbara Popp-Heimerl aus Erfahrung.
Doch nicht nur die Nähe am Sterbebett, sondern auch Beratung und Begleitung der Angehörigen ist ein wichtiger Kern des Vereins. Deren Unterstützung, Anleitung und Koordination möglicher Hilfsangebote in der für sie so schweren Situation findet nach wie vor statt - sogar mit steigendem Bedarf. "Die Betroffenen müssen sich in diesen Tagen Informationen viel mühsamer zusammensuchen. Überall ist der Kontakt reduziert, jeder bleibt auf Abstand. Wir nehmen uns die Zeit und die Gespräche dauern länger." Trotz vieler Mühen und kreativen Lösungen ist die Arbeit für den Hospizverein Lichtenfels nicht einfach. Eine Begleitung von Personen in den Seniorenheimen etwa beinhalte stets die Frage nach dem Schutz der Ehrenamtlichen und der Betroffenen. Die Ehrenamtlichen, die unheilbar erkrankte Menschen in den Einrichtungen besuchen, haben die Möglichkeit eines vorherigen Covid-19-Schnelltests. Die Besuche dort seien trotzdem reduziert, Telefonate und Gespräche werden jedoch gepflegt. Der Verein steht in engem Kontakt mit vielen Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen, die in diesen Tagen eine immense Verantwortung tragen.
Viele Besuche der Mitglieder des Vereins finden deshalb derzeit nur in der häuslichen Umgebung der unheilbar Erkrankten und deren Angehörigen statt. Inhaltlich spiele Covid-19 bei den zu Betreuenden dagegen keine größere Rolle als für andere Personen. Sabine Schramm spürt zwar eine Sorge um eine Infektion, aber keine Angst. Viele leiden etwa mehr darunter, die Angehörigen aus dem Seniorenheim oder zu Hause nicht sehen zu können.
Viele leiden darunter, Angehörige nicht sehen zu können
Man könnte sagen: Die Corona-Krise schränkt Beziehungen ein - zwischen Hospizbegleitern, Patienten und Angehörigen, zwischen Koordinatoren und Ratsuchenden, zwischen den Ehrenamtlichen, macht sie aber nicht unmöglich. Doch auch, wenn regelmäßige und gut besuchte Veranstaltungen wie etwa das monatliche Trauercafé zum offenen Austausch derzeit entfallen müssen, kümmert sich der Hospizverein Lichtenfels, kämpft weiter - auch für "seine" Freiwilligen, ohne die die wertvolle Arbeit nicht zu leisten wäre. Viele von ihnen sind durch persönliche Betroffenheit den Themen Sterben und Trauer nahe und haben sich in diesem speziellen Fachbereich weitergebildet.