Die Kühe sind das Kapital des Reundorfer Landwirtschaftspaars Seelmann

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Manuela und Stefan Seelmann stehen schon Mal mitten in der Nacht auf um nach den Kühen zu sehen.
Manuela und Stefan Seelmann stehen schon Mal mitten in der Nacht auf um nach den Kühen zu sehen.

Auf dem Hof von Manuela und Stefan Seelmann werden seit 200 Jahren Nutztiere für die Erzeugung von Milch und Fleisch gehalten. Trotz sich verschlechternder Bedingungen ist Landwirt der schönste Beruf der Welt für sie.

Wenn Manuela Seelmann frühmorgens den Stall betritt, schaut sie zuerst nach den Tieren. Geht es den Kühen gut und was machen die Kälbchen? "Wenn es einem Tier nicht gut geht, ist man selber krank", erklärt die 49-Jährige. Manuela Seelmann ist gerne Bäuerin. Wenn es sein muss, dann stehen sie und ihr Mann Stefan auch nachts auf, um nach den Kühen zu sehen. Wenn eine Kuh krank ist oder kurz vor dem Kalben steht.

Klassischer Milchviehbetrieb

Eine Verantwortung, die die Reundorfer Ortsbäuerin und ihr Ehemann Stefan Seelmann gerne übernehmen. Ihr Kapital ist der Tierbestand. Die Seelmanns betreiben in Reundorf einen klassischen Milchviehbetrieb. Im Stall stehen 33 Milchkühe plus der Nachzucht.
Damit liegt der bäuerliche Betrieb knapp über den Durchschnittsbestand im Landkreis Lichtenfels, der bei 26 Milchkühen liegt, wie BBV-Kreisobmann Michael Bienlein berichtet.
Einmal im Jahr lädt der Bayerische Bauernverband zum sogenannten "Stallgespräch" ein. Nach dem Mainrother Landwirt Günter Knorr im letzten Jahr ist es diesmal die Familie Seelmann, die über ihre Arbeit berichtet. Auf dem Bauernhof werden seit gut 200 Jahren Kühe gehalten und das aus einem einfachen Grund. Die Wiesen im Maintal eignen sich kaum für eine andere Nutzung. Zudem liegen sie im Überschwemmungsgebiet des Mains. Über die Jahre hinweg haben die Seelmanns den Tierbestand erweitert, haben die Ställe an- und umgebaut.
Welche Auswirkungen das Auslaufen der Milchquote zum 31. März mit sich bringt, darüber machen sich auch die Gesprächsteilnehmer so ihre Gedanken. Allein in Bayern werden jährlich rund 30 Millionen Tonnen Milch produziert, gibt BBV-Kreisobmann Michael Bienlein zu bedenken. Die Preise für Milchprodukte aber geben die Discounter vor. Senken sie ihre Preise, geschehe dies in erster Linie bei Milch und Käse, erläutert Kreisbäuerin Marion Warmuth. Warum das so ist, erschließt sich ihr nicht wirklich. Warmuths Rat an den Verbraucher, öfters mal zu Käse aus heimischer Produktion greifen. Wenn der Landwirt einen guten Milchpreis bekommt, dann kann er auch in seinen Betrieb investieren. "Mindestens 30 Cent sind notwendig, damit ein Betrieb wirtschaftlich arbeiten kann", sagt Bienlein.

6000 Arbeitsplätze

Die Milcherträge seien so etwas wie das monatliche Einkommen eines Arbeitnehmers. Beim Anbau von Getreide muss der Bauer zunächst investieren, beispielsweise in Saatgut, Dünger, Maschineneinsatz und Treibstoff. Sein Einkommen daraus hat er erst ein halbes Jahr später auf dem Konto. Anders als ein Arbeitnehmer sei ein Landwirt aber ortsgebunden. Zudem sei die Landwirtschaft im Landkreis Lichtenfels mit 6000 Arbeitsplätzen auch ein bedeutender Arbeitgeber. Nicht zuletzt trage auch ein Milchbauer zur Fleischproduktion bei.
Ein weiteres Standbein der Familie Seelmann ist die Schweinemast. In der Regel kauft Stefan Seelmann die Ferkel mit einem Gewicht von 30 Kilogramm und verkauft sie nach einiger Zeit mit einem Gewicht von 110 Kilo an regionale Metzger und Fleischhändler. Allerdings macht auch ihn der drastische Einbruch bei den Schweinefleischpreisen zu schaffen. Sein Verdienst, so schätzt Seelmann, liege aktuell bei fünf bis zehn Euro pro Tier. Der 53-Jährige bedauert, dass es den Schlachthof in Coburg nicht mehr gibt. Dabei fordere gerade der Verbraucher kurze Wege. Zudem werden Metzgereien mit Auflagen "zugeschüttet", dass es sich für manche nicht mehr rechnet selbst zu schlachten.
Neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln tragen die Landwirte auch zur Gestaltung des Lebens im dörflichen Bereich bei. Stefan Seelmann ist bei der Feuerwehr und beim THW aktiv. Bei einem Einsatz kann es schon mal passieren, dass Ehefrau Manuela dann die gesamte Stallarbeit alleine bewältigen muss. "Die Kühe wollen gemolken, die Kälber versorgt und die Schweine gefüttert werden", erklärt die 49-Jährige.
Dennoch: Einen schöneren Beruf kann sie sich nicht vorstellen. "Bäuerin ist ein schöner und vielseitiger Beruf", sagt sie. Und mit etwas Organisation ließen sich auch einige Tage Urlaub nehmen. Zwar nicht gerade beim größten Arbeitsanfall, oder wenn trächtige Kühe im Stall stehen, aber sonst sei das schon machbar. Dann übernehmen ihre Kinder die Arbeit. Sohn Christian ist von Beruf Werkzeugbauer und Landwirt, Tochter Karin Milchwirtschaftliche Labormeisterin.