Das Wochenende in Schirradorf stand ganz im Zeichen der Landwirtschaft. Während die Herren auf schmucken Oldtimern vorfuhren, gaben die Frauen mit einer Modenschau Einblick ins bäuerliche Brauchtum.
"Tracht ist Tradition, Lebensgefühl und Brauchtum", sagt Kreisbäuerin Beate Opel. Und weil Tracht derzeit schwer im Kommen ist, haben sich die Landfrauen entschieden, zum Wochenende der Landwirtschaft auf dem Gelände des Landtechnik-Unternehmens Nicklas in Schirradorf eine Modenschau beizusteuern.
Dort in der großen Halle von Edwin Nicklas, wo sonst die schweren Schlepper und Mähdrescher stehen, gab es am Sonntag Trachtenmode satt für Damen, Herren und Kinder. Sogar eine komplette Brautausstattung samt Outfit für die Hochzeitsgesellschaft war zu sehen, authentisch vorgeführt von neun Damen und Herren aus dem Landkreis.
Ein Lebensgefühl "Uns geht es darum, Tracht als Lebensgefühl zu zeigen, denn Tracht verbindet", erklärte Beate Opel, die nicht nur die Moderation, sondern auch die gesamte Organisation der ungewöhnlichen Modenschau übernommen
hatte. Gezeigt wurde dabei auch die neue Kulmbacher Tracht, die zum "Tag der Franken" vor vier Jahren erstmals öffentlich vorgeführt worden war. Dafür verantwortlich ist Regine Leuschner aus Oberdornlach, die mit Gudrun Bassing aus dem gleichen Ort die Tracht entworfen hatte.
Eingebettet war die Vorführung in ein buntes Programm, das viele hundert Besucher auf das Betriebsgelände der Firma Nicklas gelockt hatte. Da gab es Backwaren, Bauernhofeis und Biopflanzen ebenso wie Marmeladen, Honig, Eierlikör und deftige Brotaufstriche. Ralf Groß, Innungsobermeister der Kulmbacher Bäcker, zeigte, wie Brezen geformt werden, Christel und Volker Enzmann aus Thurnau erlaubten einen Blick in den Bienenstock und erläuterten, wie Honig entsteht, Baumpfleger Michael Schütt aus Bindlach ließ Kunstwerke mit der Motorsäge entstehen, und für königliches Flair sorgte Weinprinzessin Carmen Keupp aus dem unterfränkischen
Retzstadt.
Ein weiterer Höhepunkt war die Oldtimerrundfahrt durch Schirradorf mit dem Firmengelände als Start und Ziel.
54 historische Fahrzeuge 54 historische Traktoren waren diesmal dabei, starke Abordnungen schickten unter anderem die Bulldog-Freunde Rotmaintal, die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau und die Traktorfreunde Alten plos. Ältestes Fahrzeug war laut Organisator Friedbert Weiß vom John-Deere-Fanclub ein "Krause K 18" aus Kirchleus. Der Traktor aus dem Baujahr 1941 war aber für die Rundfahrt zu schwach - er sollte nur als Ausstellungsstück dienen.
Außerdem gab es beispielsweise einen Fendt Favorit 3, Baujahr 1954, mit 52 PS zu bestaunen, dem ersten von Fendt gebauten Traktor mit einem 4-Zylinder-Motor über 50 PS, wie sein Besitzer Lothar Havel aus Altenplos erläutert.
Kenner der Szene staunten ebenfalls über einen Fendt GT 220 von 1960 mit satten 19 PS, dafür aber mit Edelstahlauspuff und Holzlenkrad. Hersteller wie Eicher, Allgaier oder McCormick sind heute längst Geschichte. Und wer hätte gedacht, dass Porsche bis 1963 tatsächlich auch Traktoren gebaut hat? Ein besonders schönes Exemplar machte sich auf den Weg durch Schirradorf und hatte auch bei Steigungen nicht die geringsten Probleme.
"Überhaupt hat es keine besonderen Vorkommnisse gegeben", freute sich Organisator Friedbert Weiß, auch wenn einige der älteren Maschinen am Berg schon alles geben mussten.