Der Wahl-Weismainer Adi Pinter, schillernde Figur in der Fußballwelt, ist im Alter von 68 Jahren überraschend gestorben.
Markus Häggberg Adi Pinter ist tot. Am 20 Mai verstarb der als Fußballtrainer und Mental-Coach bekannte 68-jährige völlig unerwartet an einem schweren Herzinfarkt. Der Mann, der einst Co-Trainer des legendären Ernst Happel war, als Entdecker des Ingolstadter Erfolgstrainers Ralph Hasenhüttl gilt und seit 1999 in
Weismain lebte, war eine schillernde Gestalt und Multitalent. Adi Pinter arbeitete nicht nur als Fußball-Trainer, sondern versuchte sich auch als Moderator, Sänger, Dichter, Conferencier, Maler, Buchautor und Schauspieler. Er hinterlässt Frau und vier Kinder.
Der Weidnitzer Wilhelm "Picco" Schütz war Manager beim SC Weismain, als Adi Pinter den Verein 1999 vor dem Abstieg aus der Regionalliga retten sollte. "Er war ein Extra-Typ. Ich bin aber gut mit ihm zurechtgekommen", sagt Schütz über Pinter. Völlig überrascht äußerte sich zur Diagnose Herzinfarkt. "Er war ja fit und ist früh um 4 Uhr in den Wald zum Laufen. Adi Pinter war so ein Typ."
Der von der österreichischen "Kronen Zeitung" als "überaus selbstbewusste Tausendsassa" bezeichnete Adi Pinter galt vielen als polarisierende Persönlichkeit. Mitunter währte ein Engagement Pinters bei einem Fußball-Verein nur einen Monat oder wie im Fall des kroatischen Erstligisten NK Croatia Sesvete im Jahr 2009 nur ein Spiel und eine Woche.
Beachtung fand auch eine von ihm getätigte Äußerung, wonach die Menschheit - Nietzsche lässt grüßen - in zwei Gruppen einzuteilen sei. Neben zwei Prozent "Übermenschen" gebe es 98 Prozent "Naturdeppen". Zu welcher Gruppe er sich zugehörig fühlte, braucht man nicht erklären.
Mental-Coach und Politiker
Doch auch als Mental-Coach und Lokalpolitiker (Grazer Gemeinderatswahlen 1993) trat er in Erscheinung. Und als Maler. In Lichtenfels und der Region hatte er Ausstellungen mit eigenen Bildern.
Geboren wurde Pinter am 19. Januar 1948 in Graz. Aufgewachsen ist er im Waisenhaus, seine Laufbahn als Fußballspieler begann beim Grazer AK. Danach studierte er unter anderem in Regensburg Medizin, lernte mehrere Sprachen und schloss 1978 sein Sportstudium in Köln ab.
Selbstbewusst wie Pinter war, rief er seinerzeit Ernst Happel an, der damals den FC Brügge trainierte und durfte tatsächlich bei ihm im Training hospitieren. Auch als der legendäre österreichische Trainer von 1981 bis 1987 den HSV trainierte und diesen unter anderem zum Europapokal der Landesmeister und zu mehreren Deutschen Meisterschaften führte, volontierte Pinter bei Happel.
1986 zur SpVgg Bayreuth
Seine ersten Spuren in Oberfranken hinterließ Adi Pinter 1986. Im Mai verpflichtete ihn die SpVgg Bayreuth nach der Trennung von Uwe Kliemann als Retter in der 2. Bundesliga - vergeblich. Nach dem Abstieg in die Bayernliga trennten sich die Altstädter schon im Oktober wieder von dem Österreicher, der dann 1987 als Coach bei seinem Heimatverein Grazer AK anheuerte. Später trainierte Pinter unter anderem die Erstligisten Panahaiki Patras (Griechenland), Thor Waterschei (Belgien), Grazer AK, Wiener Sportklub (Österreich), Lech Posen (Polen) und NK Croatia Sesvete (Kroatien) und war Co-Trainer bei Olympique Marseille.
Im Frühjahr 1999 holte der SC Weismain Adi Pinter, um den Verein vor dem Abstieg aus der Regionalliga retten. Das Weismainer Team lernte damals ungewöhnliche Trainingsmethoden kennen. So ließ Adi Pinter seine Mannschaft im Stile eines US-Army-Sergeants singend durch die Wälder marschieren. Und er bestellte Liegestühle, damit sich die Spieler nach den Trainingseinheiten etwas entspannen können. "Es waren außergewöhnliche Methoden", erinnert sich sein damaliger Spieler Andreas Dippold, heute selbst Trainer, "aber die waren erfolgreich."
Begnadeter Motivator
Adi Pinter galt vor allem als begnadeter Redner und Motivator. "Wenn ich einen Verein neu übernommen habe und die Kabine am ersten Tag betreten habe, dann haben die Spieler vor Respekt das Atmen aufgehört. Und das war am letzten Tag immer noch genauso!", sagte er einst. Seine Fähigkeit, die Spieler zu fesseln, war ihm durchaus bewusst: "Charisma und Persönlichkeit kann man nicht lernen."
Doch obwohl der SC Weismain unter dem Motivationskünstler nur ein Spiel verlor, scheiterte seine Mission. "Wäre Adi Pinter vier Wochen eher gekommen, wären wir nicht abgestiegen", ist sich Andreas Dippold sicher.
Pinter startete zunächst mit dem SC Weismain auch in die Bayernliga, doch schon im September trennten sich beide Seiten wieder.
Weil es dem Österreicher in dem beschaulichen Jurastädtchen so gut gefiel, errichtete er über den Dächern von Weismain ein repräsentatives Anwesen, das er Schloss Hohenwald taufte. Dort zog er nicht nur mit seiner Familie ein, sondern veranstaltete auch Seminare als Mental-Coach.
"Wir sind betroffen"
So trauern auch die Weismainer um ihren prominenten Mitbürger. "Wir sind betroffen", sagt Weismains Dritter Bürgermeister Michael Dreiseitel über Pinters frühen Tod. Dabei war der grenzenlose Optimist noch vor acht Jahren in einem Interview davon überzeugt: "Ich werde 120 Jahre alt." Typisch Pinter.