Der Rotary-Club Kulmbach prämiert in diesem Jahr den erst neu gegründeten Verein. Er setzt sich ausschließlich für die Integration von Flüchtlingen ein.
Der 16-jährige Said kommt direkt aus Aleppo. Eines Tages hat er miterlebt, wie eine Bombe in dem achtstöckigen Studentenheim eingeschlagen hat. "An manchen Orten fallen pro Tag hundert Bomben und mehr. Ein Platz, wo nur 20 Sprengkörper fallen, gilt in Syrien inzwischen bereits als sicher", schilderte der Gemeindienstbeauftragte des Rotary-Clubs, Hans-Peter Hubmann, die Lage. Bei der Ansprache, die Hans-Peter Hubmann im großen Saal des Hotels Dobrachtal hält, wird es bei diesen Worten still.
Bedrückend still - es ist fast so, als ob die Greuel des Krieges auch hierzulande spürbar werden. "Wer die Bomben wirft, ist für die Menschen in Aleppo egal - es kommt nicht darauf an, ob die Bomben vom IS, von Rebellen, vom Assad-Regime oder von russischen Flugzeugen abgeworfen werden. Der Effekt ist immer der gleiche - totale Zerstörung", so Hubmann.
Die Heimat verlassen
Said hat seine Heimat verlassen und lebt inzwischen seit drei Monaten in Deutschland. Nur sein Smartphone ist ihm geblieben. "In Aleppo ist Said auf eine Privatschule gegangen, er spricht feines Oxford-Englisch. Hier reicht es noch nicht, um auf eine Schule zu gehen", erzählt Hubmann die Geschichte des 16-jährigen Flüchtlingsjungen weiter.
Doch es gibt in Kulmbach einen erst vor Kurzem gegründeten Verein, bestehend aus jungen, engagierten Bürgern, der sich um Menschen wie Said kümmert. Der Verein "Kulmbach ist bunt" hat es sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingen bei der Integration zu helfen.
"In diesem Jahr gab es ein eindeutiges Votum für unseren Sozialpreis- ein Votum für den Verein ,Kulmbach ist bunt e.V.' mit dem Vorsitzenden Sertan Polat und der Zweiten Vorsitzenden Julia Brückner an der Spitze.
Um die Verbesserung der Flüchtlingssituation in Kulmbach, um die Bewältigung der Aufgaben und der Essensausgabe in der Erstaufnahme der eintreffenden Flüchtlinge in Kulmbach, besonders um die Fürsorge der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingskinder hat sich seit Beginn der Flüchtlingsbewegungen dieser Verein verdient gemacht", zollte der Präsident des Rotary-Clubs Kulmbach, Peter Bastobbe, dem Zusammenschluss junger Menschen größten Respekt.
Denn alle Mitglieder zeichnen sich durch hohe Motivation aus. "Sie haben viele Ideen, ihre Stärke ist die Kommunikation über die sozialen Netzwerke, besonders über Facebook. Über diese Medien erreichen sie ihre Generation und mobilisieren diese, helfend mitzuwirken. Mit außergewöhnlichem Einsatz starten sie Hilfsaktionen ohne lange bürokratische Vorbereitung.
Sie versuchen mit jugendlicher Unbekümmertheit, von Anfang an Flüchtlinge zu integrieren und nicht zu isolieren. Ihr Ziel ist es, eine nachhaltige, zugängliche und unverbindliche Plattform für den Landkreis Kulmbach zu schaffen, die den Personen dient, die sich im Bereich der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich, durch Betreuung, Integration, Sport, Kennenlern-Veranstaltungen, Deutsch-Nachhilfe oder anderes engagieren möchten", so Bastobbe.
"Wichtige Arbeit"
"Die Arbeit des Vereins ,Kulmbach ist bunt' ist wichtig", betonte auch der Rotary-Gemeindienstbeauftragte Hans-Peter Hubmann. Denn inzwischen sei die Willkommens-Kultur in Deutschland mancherorts bereits umgeschlagen und einer breiten Skepsis gegenüber Flüchtlingen gewichen.
Um so wichtiger seien Menschen, die nicht auf der Welle des rechten Mobs mitschwämmen, die praktische Hilfe im Alltag leisteten, die Integrationsförderung lebten und die weiter die Willkommenskultur aufrecht erhielten. Der Verein "Kulmbach ist bunt" bekam für seine vielfältigen Aktivitäten den Sozialpreis des Rotary-Clubs, der mit 1000 Euro dotiert ist und heuer bereits zum siebten Mal verliehen wurde.
Luisa Popp, die mit einigen anderen Mitgliedern von "Kulmbach ist bunt" die beiden Vorsitzenden Sertan Polat und Julia Brückner repräsentierte, verriet, dass das Geld natürlich für die Flüchtlingshilfe eingesetzt werden soll. Am 13. März findet wieder ab 14 Uhr im Jugendzentrum "Alte Spinnerei" ein Begegnungsfest für Flüchtlinge und Einheimische statt. "Wir haben so viele Ideen, was wir machen können.
Wir wollen Ausflüge nach Bamberg, nach Nürnberg unternehmen, wollen mit den Flüchtlingen mal in einen Freizeitpark - und im Sommer möchten wir den Flüchtlingen Saisonkarten fürs Freibad schenken", sagte Luisa Popp und freute sich riesig über die Auszeichnung. Denn der Sozialpreis ist eine Ehrensache - und lenkt auch die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf den noch jungen Verein.