So schlugen sich die Neuenmarkter Bürgermeister-Kandidaten

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Die Neuenmarkter Bürgermeister-Kandidaten im Rampenlicht: (von links) Martin Kaiser (FW), Siegfried Decker (Neuenmarkter Gemeinschaft), Moderator und BR-Redaktionsleiter Alexander Müller, Patricia Lerner (SPD/Offene Liste) und Alexander Wunderlich (CSU/WG). Fotos: Ronald Rinklef
Die Neuenmarkter Bürgermeister-Kandidaten im Rampenlicht: (von links) Martin Kaiser (FW), Siegfried Decker (Neuenmarkter Gemeinschaft), Moderator und BR-Redaktionsleiter Alexander Müller, Patricia Lerner (SPD/Offene Liste) und Alexander Wunderlich (CSU/WG). Fotos: Ronald Rinklef
 
Kaiser (links) und Decker.
Kaiser (links) und Decker.
 
Lerner und Wunderlich.
Lerner und Wunderlich.
 
Alexander Wunderlich.
Alexander Wunderlich.
 
Siegfried Decker.
Siegfried Decker.
 
Blick in den Saal.
Blick in den Saal.
 
 
Moderator und Redaktionsleiter Alexander Müller.
Moderator und Redaktionsleiter Alexander Müller.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wie werden sich Bürgermeister Siegfried Decker und seine Herausforderer Patricia Lerner (SPD/Offene Liste), Alexander Wunderlich (CSU/WG) und Martin Kaiser (FW) schlagen? Über 200 Besucher machten sich am Mittwoch ein Bild bei der Podiumsdiskussion, zu der die Bayerische Rundschau in den Gemeindesaal eingeladen hatte.

Kein Platz war mehr frei im Saal und auf der Tribüne, als BR-Redaktionsleiter Alexander Müller die Diskussion eröffnete. Sogar im Foyer lauschten interessierte Bürger noch den Gesprächen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ging fair zu auf dem Podium, Angriffe unterhalb der Gürtellinie gab es von keiner Seite. Wohl aber wurden Argumente mit einem Augenzwinkern ausgetauscht. Beispiele gefällig? Bitte sehr:

Bevor es um die harten Fakten ging, bat Moderator Alexander Müller die Kandidaten darum, sich gegenseitig zu charakterisieren. So bezeichnete Decker Martin Kaiser "bis jetzt als einen angenehmen Bürger". Kaiser revanchierte sich später mit Blick auf das Alter des Amtsinhabers: "Ich bin angetreten, weil die Entscheidung über einen neuen Bürgermeister jetzt oder in sechs Jahren fällt. In sechs Jahren, lieber Siggi, ist es aus Altersgründen vorbei", sagte er und hatte die Lacher auf seiner Seite.


Es menschelte auch ein bisschen auf der Bühne. Patricia Lerner erklärte, dass sie als Mutter von zwei kleinen Kindern oft gefragt werde, wie sie Erziehung und Bürgermeister-Job unter einen Hut bringen will. "Ich habe ein gutes soziales Netzwerk im Hintergrund. Ich sehe das ganz pragmatisch", sagte sie. Sachfragen werde sie so angehen "wie die Männerriege auch".

Alexander Wunderlich verwies auf viele neue Erfahrungen, seit er sich zur Kandidatur entschlossen hat: "Es ist eine spannende Zeit, kein Tag war seitdem langweilig."

Engagement und Ehrenamt
Die drei Herausforderer - allesamt neu auf der politischen Bühne - berichteten aus ihrem Privatleben. So erfuhren die Besucher, dass Patricia Lerner seit sieben Jahren in Neuenmarkt lebt, das zu ihrer Heimat geworden sei. Sie engagiere sich im Elternbeirat der Schule, bei den Faschingsfreunden und der Theatergruppe in Neuenmarkt sowie an der Naturbühne in Trebgast.

Alexander Wunderlich ist seit gut vier Jahren in der Eisenbahnergemeinde zu Hause. Er ist im Tennisverein aktiv. Ehrenamtlich sei er zwar noch nicht tätig, "aber das kann noch werden".

Die Feuerwehr Neuenmarkt ist dagegen das Steckenpferd von Martin Kaiser. Dort ist er seit 15 Jahren engagiert - auch als Kassier. "Ich denke, man macht lieber weniger und das vernünftig." Zudem helfe er bei Veranstaltungen aus, zum Beispiel im Ausschank beim Pfarrfest.

Siegfried Decker erklärte, dass er in fast allen Vereinen Mitglied ist und in verschiedenen kommunalen Gremien ehrenamtlich mitarbeitet. Er nannte hier unter anderem Kreistags-Ausschüsse, den DDM-Zweckverband, den Schulverband. "Das erweitert den Horizont."

Die Gemeinde Neuenmarkt steht finanziell gut da. Ob das ein Verdienst des Bürgermeisters ist oder ob es daran liegt, dass wichtige Projekte aufgeschoben wurden und nun ein Investitionsstau herrscht, wollte Moderator Alexander Müller von den vier Kandidaten wissen.

"Wir stehen tatsächlich gut da. Das ist aber nur eine positive Momentaufnahme", betonte Martin Kaiser. Aber die Einwohnerzahlen würden langfristig schrumpfen - und damit die Einnahmequellen und die Rücklagen. Der Freie Wähler sprach sich dafür aus zu investieren, solange die Gemeinde gut dasteht und nicht, wenn es nicht mehr anders geht.

Die unschöne Kehrseite der Schuldenfreiheit ist für Patricia Lerner ein Sanierungsstau. So seien Arbeiten an Straßen und Kanal und der Wohnungsbau verzögert worden. Besonders die Lage im Abwasserbereich habe dazu geführt, dass eine Firma nicht in Neuenmarkt, sondern in Himmelkron gebaut und dort 20 Arbeitsplätze geschaffen habe.

"Auf was sollen wir warten?" Für Alexander Wunderlich ist wegen der Niedrigzinsphase jetzt der richtige Zeitpunkt, Maßnahmen in Angriff zu nehmen. Der CSU-Bewerber riet, gezielt vorzugehen und zu ermitteln, welche Kanäle und Straßen in Angriff genommen werden sollten.

Bürgermeister Decker bezeichnete die Finanzlage als "Qualitätssiegel der Arbeit". Er sieht "Zukunftsaufgaben, keinen Investitionsstau". Ihm sei nicht bekannt, dass in jüngster Zeit ein Baugesuch abgelehnt worden ist. Handlungsbedarf besteht in den Augen des Bürgermeisters im Abwasserbereich sowie in der Baulandentwicklung.

Asylunterkunft, Ortsbild, Abwasserbeiträge und die Verkehrsbelastung der Ortsdurchfahrt: Die vier Bürgermeister-Kandidaten mussten zu einigen kritischen Punkten Stellung nehmen.

War es ein Fehler, dass die Gemeinde das Ensemble Haus Ruth nicht gekauft hat? Denn das Feierabendhaus das sich auf dem Grundstück befindet, wird demnächst vom Diakonieverband Hensoltshöhe als Unterkunft für Asylsuchende genutzt, was für Wirbel in Neuenmarkt gesorgt hat.

Für Martin Kaiser (FW) war die Entscheidung richtig, das Areal nicht zu erwerben - zumindest nicht ohne schlüssiges Konzept für die Vermarktung. Er hielt es aber nicht für ausgeschlossen, dass die Gemeinde in zwei bis drei Jahren eine neue Chance bekommt, das Ensemble zu kaufen.

Ähnlich sieht es Patricia Lerner (SPD/Offene Liste), die deshalb den Kontakt zur Diakonie nicht abreißen lassen will. Sie könne auch die Ängste der Eltern verstehen, deren Kinder im Haus Ruth in unmittelbarer Nachbarschaft der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind. Hier gelte es, die Integration mit ehrenamtlichen Kräften zu unterstützen. "Das sind Menschen wie du und ich", sagte sie.

In den Augen von Alexander Wunderlich (CSU/WG) hat sich Neuenmarkt dagegen eine Entwicklungsmöglichkeit verbaut, weil es das Ensemble nicht erworben hat. "Damit wäre die Zukunft der Gemeinde weiter voll in unserer Hand geblieben." Nun müsse man das Beste aus der Situation machen. Dazu brauche es aber einen professionellen Betreuer.

Bürgermeister Siegfried Decker zufolge ist es nun eine Gemeinschaftsaufgabe, die Asylsuchenden wie Bürger zu behandeln und ihnen dabei zu helfen, sich einzugewöhnen.

Ein weiteres Thema waren die Abwasserbescheide: Welcher der Kandidaten garantiert den Neuenmarktern, dass nach den im Dezember 2013 ergangenen Bescheiden für die Erneuerung und Verbesserung der Entwässerungseinrichtung keine Nachforderung kommt?

Das konnte keiner der vier Bewerber. Martin Kaiser verwies auf die Planungen und sprach die Hoffnung aus, dass es keine bösen Überraschungen gibt. Patricia Lerner ging davon aus, dass der Leiter der Gemeindewerke gut kalkuliert hat. Alexander Wunderlich räumte ein, dass es grundsätzlich möglich gewesen wäre, die Finanzierung auf Gebühren umzulegen. "Es ist aber ein Batzen, der zwischenzufinanzieren ist." Bürgermeister Decker verwies auf die Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro und stellte fest: "Die Gemeindewerke brauchen Geld - und zwar jetzt." Er gehe davon aus, dass nach bestem Wissen und Gewissen geplant wurde.

Gefährliche Straße
Harald Schricker, der 1995 in Neuenmarkt ein Haus gekauft hat, würde sich die Entscheidung heute nochmal überlegen. Der Grund: die Verkehrssituation auf der Ortsdurchfahrt. Für Kinder und Menschen, die schlecht zu Fuß sind, sei es nicht ungefährlich, die Straße zu überqueren.

Da pflichtete ihm Patricia Lerner bei. Als Mutter zweier Kinder sehe sie, dass "was getan werden muss". Lösungsansätze wären ein Tempolimit oder Zebrastreifen. Martin Kaiser schlug den Bau von Gehsteigen und verkehrsberuhigende Maßnahmen vor. Für Letzteres sprach sich auch Alexander Wunderlich aus. Bürgermeister Decker plädierte für gesicherte Fußgängerüberwege und beleuchtete Querungshilfen. Den Bau einer Umgehung sahen alle Kandidaten wegen der Kosten als schwer realisierbar an.

Thema Ortsbild: Was passiert mit dem Gelände der abgebrannten Pizzeria? Patricia Lerner verwies darauf, dass sich das Areal in Privatbesitz befindet und bedauerte, dass sich noch niemand gefunden hat der dort bauen will. Dort könnte ein Gebäude mit einem kleinen Gemeindesaal entstehen oder eine Parkanlage. Martin Kaiser hielt dort die Schaffung von günstigem Wohnraum für sinnvoll. Bürgermeister Siegfried Decker zufolge unterstützt die Gemeinde die Bemühungen, das Grundstück zu vermitteln. Alexander Wunderlich plädierte dafür, aggressiv in die Werbung zu gehen.