Wie viele Grüns gibt es? Modemacher sind da erfinderisch.
Ein Indianerstamm im Amazonas-Gebiet, so erzählt man sich, verfügt über annähernd 200 verschiedene Worte für die Farbe Grün - weil es im Regenwald unerhört viele verschiedene Pflanzen und damit unerhört viele Schattierungen dieser Farbe gibt.
Einer wissenschaftlichen Prüfung hat diese Behauptung zwar nicht standgehalten. Aber wir hören die Legende dennoch gerne: Soviel Grün hat unsere zivilisierte Welt einfach nicht zu bieten. Hellgrün und dunkelgrün und maigrün kennen wir, giftgrün vielleicht noch und apfelgrün. Dann ist es oft schon aus mit der Vielfalt.
Kreativen Input liefert seit kurzem der Katalog eines Versandhauses, das "Naturmode" anbietet. Grün ist die Farbe der Saison. Buchenblattgrün, heugrün, Pistazie, Wiese, tannengrün, blattgrün, Olive, sprossengrün, goldgrün, dunkelsalbei, zederngrün, avocadogrün, Kiwi, wacholdergrün, kupfergrün, grasgrün, dillgrün, farngrün, Agave. Dazu noch die Restposten der Sommerkollektion: Smaragdgrün, salatgrün, limettengrün, palmengrün, jadegrün. Man liest und staunt, bewundert den Einfallsreichtum der Mode-Schneider - und ergänzt die Liste insgeheim noch um meergrün, algengrün, farngrün und moosgrün.
Ein Pullover in jenem Katalog gefällt mir besonders wegen seines satten Petroltons. Der aber ist, wie ich lese, nicht grün. Sondern blau. Gletscherblau. So wie das Wasser, das aus dem Schneegebirge zu Tal tost.
Apropos Schnee: Angeblich kennen die Inuit Hunderte von Bezeichnungen für unterschiedliche Arten von Schnee, den wir schlicht und fantasielos als weiß bezeichnen. Ein Mythos auch das. Aber vielleicht eine neue Anregung für Modemacher?