Was wäre eine Band ohne ihren Proberaum? Hier entstehen neue Songs, Konzerte werden vorbereitet. In Kulmbach ist das derzeit nicht mehr möglich: Nach einem Brand mussten rund 40 Bands die Gößmannsreuther Kulturschule auf unbestimmte Zeit verlassen. Besonders schwer erwischt hat es die Gruppen "Under Brooklyn Palms", "Arrested Mind" und "Old Firehand". InFranken.de sprach mit Markus Simbürger, Bassist der Stonerrockband "Under Brooklyn Palms".
inFranken.de: Als vor einer Woche die Sirenen heulten und Rauch aus der Gößmannsreuther Kulturschule stieg - wo waren Sie da?Markus Simbürger: Glücklicherweise war niemand von "Under Brooklyn Palms" im Proberaum gewesen. Ich wohne mittlerweile in Erfurt, wo ich als Elektrotechnik Ingenieur arbeite und Lautsprecheranlagen für Kinos entwickle. Im Oktober waren wir zum letzten Mal im Proberaum gewesen. Keiner von uns kann sich erklären, wie es zu dem Feuer gekommen war. Nach Kulmbach fahre ich fast nur noch zum Proben und für Musikaufnahmen. Die Gößmannsreuther Kulturschule ist nämlich die beste Möglichkeit für einen Musiker, sich kreativ zu entfalten.
Wie hoch beläuft sich der Schaden an den Instrumenten und der technischen Ausrüstung?Bei mir sind es mehrere tausend Euro. Das dürfte auch bei den anderen Musikern der Fall sein. Ein altes Klavier aus dem 19. Jahrhundert, das wir immer für CD-Aufnahmen benutzt hatten, wurde ein Raub der Flammen.
War es sehr wertvoll?Der emotionale Wert war für mich viel höher als der Sachschaden, wenn man die Mühe und Arbeit bedenkt, die wir über die Jahre in die Einrichtung des Raums und die Instrumentensammlung gesteckt hatten. Mein verbrannter Gitarrenverstärker zum Beispiel war älter als ich. Er war Baujahr 1978, ich bin 1984 geboren.
Der Verlust der Instrumente und des technisches Equipment schmerzt Sie also?Ja. Ich durfte nach der Spurensicherung noch einmal kurz in den Proberaum. Es war ein schlimmes Gefühl, in einem Zimmer zu stehen und zu realisieren, dass das langjährige Hobby in Rauch aufgegangen ist. Bässe, Effektgeräte, Gitarren, Keyboards, Lautsprecher, Orgeln, ein Schlagzeug und Verstärker - nichts ist mehr übrig geblieben. Ich war zwei Tage lang am Boden zerstört. Nur meine Gitarre ist mir geblieben - ich hatte sie Gott sei Dank vor längerem mit nach Hause genommen.
Waren die Instrumente versichert?Nein. Wir haben keine Instrumentenversicherung abgeschlossen. Bei den alten Geräten und Instrumenten hätte die Versicherung wahrscheinlich sowieso nur den Zeitwert ersetzt, der nicht mehr sehr hoch sein dürfte. Die größte Sorge für uns ist, dass die Kulturschule geschlossen wird und wir ohne Proberaum dastehen. Die Lokalität hat für uns unschätzbaren Wert. Die Instrumente hingegen kann man sich wieder kaufen.
Die Gruppe steht somit vor dem Nichts.Deshalb finde ich die Hilfsbereitschaft der Kulmbacher Musikszene für uns und die anderen betroffenen Bands überwältigend. Mit der Aussage von Oberbürgermeister Henry Schramm, dass er die Einrichtung erhalten möchte, wächst die Hoffnung, dass es weitergeht, und dass dieser einzigartige Ort für Bands und Vereine erhalten bleibt.