Oskar Schmidt wurde bei der AWO-Kreisversammlung in den Ruhestand verabschiedet und zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt. Der 71-Jährige hatte sich 45 Jahre lang bei dem Verband verdient gemacht.
Es war ein emotionaler Abschied, als Oskar Schmidt bei der Kreisversammlung im Mehrgenerationenhaus nach 45 Jahren von der Bühne der Arbeiterwohlfahrt (AWO) trat. Tränen kullerten über die Wangen des 71-jährigen Kulmbachers, der dem Wohlfahrtsverband als Kreisgeschäftsführer und Kreisvorsitzender über Jahrzehnte hinweg ein Gesicht verliehen hatte. "Es ist genug und an der Zeit Danke zu sagen", verabschiedete er sich. Schlichte Worte, die den Nerv der Delegierten trafen, die mit stehenden Ovationen "ihren Oskar" in den wohlverdienten Ruhestand schickten, der zugleich zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt wurde.
Mit der Vizepräsidentin des Bayerischen Landtages, MdL Inge Aures, trat zugleich ein Gesicht auf die AWO-Bühne, das im Raum Kulmbach wohlbekannt ist.
Als langjährige Kulmbacher Oberbürgermeisterin, Landtagsabgeordnete und Stellvertreterin Schmidts im Kreisverband der AWO, genießt die Sozialdemokratin aus der Bierstadt bei Alt und Jung hohes Ansehen. Das schlug sich in ihrem Wahlergebnis nieder: Bei zwei Enthaltungen konnte sie 88 Ja-Stimmen auf sich vereinen. Inge Aures ist nach Karl Herold, Heiner Stenglein, Werner Grampp und Oskar Schmidt die erste Frau an der Spitze des AWO Kreisverbandes.
Die Vorsitzende räumte ein, dass sie aus einem ganz anderen Holz geschnitzt sei, als ihr Vorgänger. "Lieber, Oskar, von Dir habe ich zwar viel gelernt, aber Dein diplomatisches Gespür, das habe ich noch nicht.
Ich habe, wie ihr ja alle wisst, eine andere, eine direktere Art."
Helfersyndrom bei AWO ausgelebt Aures, die Schmidt zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt hatte, skizzierte in ihrer Laudatio den beruflichen und ehrenamtlichen Werdegang Schmidts, der von 1969 bis 1977 als Heimleiter in der Karl-Herold-Seniorenwohnanlage, danach bis 2004 als Geschäftsführer des Kreisverbandes und zuletzt als ehrenamtlicher Kreisvorsitzender gewirkt hatte. "Oskar Schmidt hat nach dem Motto der AWO ‚Mensch sein heißt helfen‘ die letzten 35 Jahre der Geschichte des Kreisverbands maßgeblich geprägt, die Professionalität seiner Dienstleistungen beispielhaft erweitert und seine sozialanwaltschaftliche Interessenfunktion entscheidend gestärkt", lobte die Rednerin.
Darauf angesprochen, ob er die AWO vermissen werden, gab Schmidt offen zu: "Nach 45 Jahren tut es schon ein bisschen weh." Mit 71
Jahren habe man aber auch genug geleistet. In diesem Alter und mit dieser Lebensleitung müsse man sich selbst nichts mehr beweisen, sagte Schmidt. Zudem kehrte er im Gespräch mit der heimischen Presse seine soziale Ader hervor: Es sei ihm immer seiner vornehmste Aufgabe gewesen, anderen Menschen, denen es nicht so gut gehe, zu helfen. Bei der AWO habe er sein Helfersyndrom ausleben können.
Ganz zurückziehen wird sich Oskar Schmidt allerdings nicht. Beratend will er dem Kreisverband weiterhin zur Seite stehen. Ganz in diesem Sinne hatte Aures ihre Rede mit einem freudigen "Auf ein gutes Schmidteinander" beendet. Stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann, Marktgemeinderat Jürgen Karg und Bezirksvorsitzender Rudolf Schober von der AWO hatten die Verdienste Schmidts und des Kreisverbandes zum Wohle der Allgemeinheit ebenfalls gewürdigt.
Arbeit des Kreisverbandes Der Kreisverband der
Arbeiterwohlfahrt (AWO) konnte in den vergangenen vier Jahren erfolgreich einige Projekte in die Tat umsetzen. Der Seniorenpark "Rosengarten" in Neuenmarkt oder die Werkstatt für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung in Ziegelhütten ("Das Brückenwerk") sind zwei Beispiele. Nur bei einem, "tritt der Kreisverband nach wie vor auf der Stelle", wie es der scheidende Vorsitzende der AWO bei der Kreiskonferenz wörtlich formulierte: der Sanierung und Modernisierung der Wohnanlage Hornschuchshausen in Mainleus.
In der ehemaligen Wohnkolonie, die Geheimrat Dr. Fritz Hornschuch für die Mitarbeiter der Kulmbacher Spinnerei hatte bauen lassen, sollen 25 Wohneinheiten, eine Sozialstation und ein Gaststättenbetrieb mit integrativen Arbeitsplätzen entstehen.
"Als wir im Jahre 2011 mit den ersten Gesprächen zwischen der Gemeinde Mainleus mit Bürgermeister Dieter Adam an der Spitze begannen, hätte damals niemand erahnen können, welch bürokratisches Monster sich hier aufbauen könnte. Allerdings haben wir momentan wieder die Hoffnung, dass es doch noch zu einem guten Ende kommen könne." Konkreter wurde der Redner mit Rücksicht auf das Vorhaben, in das die AWO bereits 200.000 Euro investiert hatte, nicht.
Schmidt zog eine positive Bilanz: "Noch erfolgreicher, als in den vergangenen Jahre hätte man nicht arbeiten können." Mit 788 Mitarbeitern in versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen sei man zum 31. Dezember 2013 nach dem Kulmbacher Klinikum, das derzeit 1400 Mitarbeiter zählt, der zweitgrößte Arbeitgeber im sozialen Bereich.
Den Bilanzgewinn zum Ende des vergangenen Jahres bezifferte er auf 4,5 Millionen Euro.
Geschäftsführerin Elisabeth Weith zeigte anhand der acht Kitas, die der Wohlfahrtsverband im Landkreis Kulmbach betreibt, gesellschaftliche Entwicklungen auf. Als auffällig bezeichnete sie es, dass immer mehr Kinder von nur einem Elternteil aufgezogen würden oder einer Früh- beziehungsweise Zusatzförderung bedürften. "Bei den 344 Kindern in unseren Einrichtungen wachsen 77 nur beim Papa oder der Mama auf, 75 wiederum brauchen wegen einer Behinderung oder des sozialen Umfelds eine Förderung", stellte die Expertin fest. Zudem könnten sich immer mehr Eltern die Kitabeiträge oder das Mittagessen für ihre Kinder nicht mehr leisten.
Bei 127 Jungen und Mädchen werden die Kosten laut Weith fremdfinanziert.
Insgesamt litten in Deutschland 1,9 Millionen Kinder unter 18 Jahren in Hartz-VI-Armut, zitierte die Rednerin aus einem Zeitungsartikel. Bis die Politik, die vom DGB geforderten Sonderprogramme auflege, gingen Jahre ins Land. So lange könne man nicht warten. Aus diesem Grund habe man das Kinderhilfswerk ins Leben gerufen, das mit Spenden und Patenschaften den Bedürftigen helfe, so Weith.
Geschäftsführer Peter Konrad, der sich den Senioreneinrichtungen zuwandte, beklagte, dass auch immer mehr ältere Mitbürger verarmten. "Sie können sich eine Selbstbeteiligung von 1500 bis 2000 Euro nicht mehr leisten. Wir brauchen mehr Unterstützung bei der Finanzierung der Pflegesätze. Hier ist die Politik gefordert", sagte er. Der Redner freute sich, dass die Seniorenheime zu 100 Prozent ausgelastet sind.
Die Zahl der vollstationären Plätze bezifferte Konrad auf 450 Euro.
Annika de Ridder, informierte über die Angebote des Kreisjugendwerks, deren Vorsitzende sie ist.
Der neue Vorstand Vorsitzende: Inge Aures (Kulmbach). Stellvertreter: Horst Kellermann und Hartmut Rochholz (beide Kulmbach). Revisoren: Ralf Beutner (Neuenmarkt) und Heinz Nowack. (Stadtsteinach). Beisitzer: Elke Lulei (Kulmbach), Adelheit Wich, Klaus Marx (beide SPD), Horst Linhardt (Trebgast), Inge Luther (Melkendorf), Sabine Müller (Marktleugast), Carmen Schneider (Burghaig), Liane Wagner, Jutta Hirschmann (beide Untersteinach), Rudi Hofmann, Elisabeth Ramming (Thurnau) und Udo Petzoldt (Wirsberg). Vertreter Kreisjugendwerk: Martin Sesselmann (Trebgast). Stephan Stöckel.