Limmersdorf: Auf der Linde geht es wieder rund

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Vermutlich seit 1729 wird auf der Limmersdorfer Linde zur Kirchweih getanzt. Foto: BR-Archiv/Gabi Förster
Vermutlich seit 1729  wird auf der Limmersdorfer Linde zur Kirchweih getanzt.  Foto: BR-Archiv/Gabi Förster
Eine starke Mannschaft meisterte am Dienstag den Zeltaufbau - die letzte Hürde vor dem Auftakt derr Limmersdorfer Kirchweih.pr.
Eine starke Mannschaft meisterte am Dienstag den Zeltaufbau - die letzte Hürde vor dem Auftakt derr Limmersdorfer Kirchweih.pr.
 
Veit Pöhlmann ist seit 1982 Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition.
Veit Pöhlmann ist seit 1982 Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition.
 

In Limmersdorf wird ab Donnerstag die bekannte Lindenkirchweih gefeiert. Die Platzpaare sind seit Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt.

Auf dem herrlichen Platz mit der stattlichen Tanzlinde direkt neben der Limmersdorfer Kirche wird seit Anfang August gewerkelt, was das Zeug hält. Die jungen Männer, die mit ihren Mädchen am kommenden Wochenende als Platzpaare ("Plootzer") die Protagonisten der Lindenkirchweih sind, hämmern und sägen, schleppen die verschiedensten Utensilien herbei. Und sie haben sichtlich Spaß, denn es ist schon etwas Besonderes, bei dieser Traditionsveranstaltung eine Hauptrolle zu spielen.

Zwei Wochen harte Arbeit

"Mit Auf- und Abbau sind es rund zwei Wochen, in denen voll gearbeitet wird", sagt Carl Ziegler. Der 19-jährige Sportstudent, der am Sonntag Nina Reichardt zum Festzug abholen wird, hat ebenso wie der 18-jährige Anton Schülein (Platzmadla: Carla Christoph) Ferien, während Nicolas Krahl (19/Platzmadla: Anne Reichardt), der bei ait-Deutschland in Kasendorf arbeitet, Urlaub genommen hat. Am zweiten Bierfest-Wochenende wurde die Tanzfläche auf der Linde "gebruckt", am folgenden Wochenende die Bratwurstbude aufgebaut.

Am Dienstag stand mit dem Zeltaufbau die letzte große Aufgabe auf dem Programm. Bereits im April/Mai begannen mit der Verpflichtung der Musikkapellen die organisatorischen Vorbereitungen. Daneben ging es um die Suche nach Helfern und die Organisation des Services während der Festtage.

Dies ist nämlich allein Sache der Platzpaare. Denn, so Vorsitzender Veit Pöhlmann, der Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition sei weder Veranstalter noch Ausrichter der Kirchweih, sondern steuere die Gesamtentwicklung der Tradition und fungiere natürlich auch als Ansprechpartner für die "Plootzer". Darüber hinaus kümmere er sich zusammen mit der Gemeinde um Baumaßnahmen, die heuer nach dem Fest anstehen.

Beim Zeltaufbau half auch Michael Linhardt mit, der mit Pauline Vorndran erst kurzfristig die Platzpaare komplettierte. Carl Ziegler verhehlt nicht, dass die Rekrutierung der Platzpaare heuer "etwas holprig" verlief. "Verständlich, dass die Älteren, die teilweise schon fünf oder sechs Mal mitgemacht haben, irgendwann nicht mehr wollen, es ist ja auch anstrengend", so Ziegler, der aber fest davon überzeugt ist, dass sich junge Paare im nächsten Jahr wieder leichter finden werden.

Die Legende vom Bauernburschen

Immerhin geht das Traditionsfest auf das Jahr 1540 zurück. Damals wurde die Kirche "St. Johannes der Täufer" geweiht - nach 30-jähriger Bauzeit. Kirchweihfeste wurden in dieser Zeit sicher auch gefeiert, in welcher Form ist aber nicht bekannt. Der Legende nach pflanzte 1686 ein junger Bauernbursche aus Freude darüber, dass er an einer solchen Veranstaltung teilnehmen durfte, einen Baum - die heutige Tanzlinde. Das erste Gerüst um die Linde wurde 1729 gebaut. "Deshalb geht man davon aus, dass seit diesem Jahr auf der Linde getanzt wird", sagt Veit Pöhlmann, der seit der Gründung im Jahr 1982 Vorsitzender des Kirchweihvereins ist.

Er ist - wie alle Bürger des Thurnauer Ortsteils - stolz darauf, dass die Limmersdorfer Lindenkirchweih 2015 auf die bundesweite Liste des immateriellen Welterbes der Unesco gesetzt, 2016 mit dem Kulturpreis des Landkreises und erst im Juli dieses Jahres mit dem Heimatpreis Oberfranken ausgezeichnet worden ist.

Einige Besonderheiten

Pöhlmann: "Das verstellt uns aber nicht den Blick darauf, dass wir ein Repräsentant des traditionellen oberfränkischen Kirchweihwesens sind." Dieses ist in Limmersdorf mit der Wirtshaus-Kerwa am Donnerstag und Freitag typisch, die Festtage von Samstag bis Dienstag weisen mit den zwei Umzügen, dem Sandbahn-Kegeln, der Hammel-Verlosung, der Versteigerung des von Rudolf Eschenbacher kunstvoll bemalten Biersprengers, der Predigt des Kerwa-Pfarrers und dem Lizza-Begräbnis freilich einige Besonderheiten auf, die der Veranstaltung ein Alleinstellungsmerkmal verleihen.

Besonderen Wert legt Veit Pöhlmann aber darauf, dass in Limmersdorf neben der Tanzlinde die Kirche im Mittelpunkt steht. Dies werde ganz bewusst dokumentiert, indem am Samstag bereits vor dem Bieranstich um 18 Uhr ein Kirchenkonzert stattfindet und am Sonntag eine Führung durch das Gotteshaus angeboten wird. "Wir wollen kein Volksfest, sondern ein Familienfest bleiben. Das ist die klare Linie bei uns."

Der Festzug im Linienbus

Welches lustige Ereignis ist ihm besonders in Erinnerung geblieben? Veit Pöhlmann muss nicht lange überlegen: "Einmal waren wir mit dem Festzug am Montag so spät dran, dass die Teilnehmer mit dem Linienbus zusammengetroffen sind. Alle, auch die Musiker, stiegen dann in den Bus ein, und der Fahrer ist mit der ganzen Mannschaft nach Thurnau und wieder zurück gefahren. Bis der Festzug dann beendet war, wurde es halb Sechs."

Gebäude am "Plootz" wird saniert

Nach der Kirchweih ist vor der Kirchweih: Wenn am kommenden Dienstag die turbulenten Festtage in Limmersdorf vorbei sind, wird ein Großprojekt in Angriff genommen, das für die Durchführung künftiger Veranstaltungen dringend notwendig ist - die Generalsanierung des Gemeindehauses gegenüber der Tanzlinde.

750 000 Euro Zuschuss

Der Markt Thurnau, dem das Gebäude gehört, das neben dem Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition auch von anderen Organisationen genutzt wird, ist mit dem Vorhaben in das Förderprogramm Nordostbayern-Initiative aufgenommen worden. Laut Bürgermeister Martin Bernreuther beläuft sich der Zuschusss auf 750 000 Euro. Wie hoch das Investionsvolumen letztlich ist, würden aber erst die Ausschreibungen ergeben.

Das Kirchweih-Programm

Donnerstag und Freitag, 23. und 24. August

Wirtshaus-Kerwa in der Pöhlmann'schen Gastwirtschaft

Samstag, 25. August

18 Uhr: Kirchenkonzert mit "LightHouse" aus Gefrees

19.30 Uhr: Bieranstich mit Bürgermeister Martin Bernreuther

Sonntag, 26. August

10 Uhr: Festgottesdienst

13 Uhr: Traditioneller Festumzug mit Platzhammel und Biersprenger mit Begleitung durch die "Aubachtaler Musikanten"; danach buntes Treiben am Lindenplatz und im Festzelt, Tanz auf der Limmersdorfer Tanzlinde mit "Hofi" - Kaffee, Kuchen und Küchla - Preiskegeln auf der Sandkegelbahn; ab 15.30 Uhr: Musikverein Thurnau; 16 Uhr: Kirchenführung.

Montag, 27. August

10 Uhr: Frühschoppen mit Blaugsudna; Musik: "Manni und seine Rebellen"; 14 Uhr: Umzug, danach Preiskegeln auf der Sandkegelbahn, Festzeltbetrieb und Tanz auf der Linde mit "Hofi"; ab 19 Uhr: "Telstars"; 22 Uhr: Verlosung des Platzhammels

Dienstag, 28 August

18 Uhr: Kirchweih-Ausklang mit Schwarzfleisch und Kließ. 20.30 Uhr: Versteigerung des Biersprengers; 22 Uhr: "Lizza"-Begräbnis red