Wiegen war gestern. Künftig können sich Fitness-Fans und Abnehmwillige mit einem "Kilographen" vermessen lassen. Die innovative Idee der Inline-Akademie hat der Kulmbacher Informatiker Christopher Esche umgesetzt.
Maria Frank steht vor einer hellen Wand. Sie trägt dunkle, eng anliegende Sportkleidung. Eine Computerstimme sagt ihr, wie sie stehen, sich drehen und sich bewegen soll, eine kleine Kamera filmt sie dabei. Drei Minuten später sind ihre exakten Körpermaße im Computer gespeichert. Die 21-jährige Sport- und Fitnesskauffrau ist Trainerin im "Fit'n Fun" und hat sich als Testperson für ein neues System der Körperanalyse zur Verfügung gestellt. Ihr erster Eindruck: "Das ist klasse, viel praktischer und genauer als ein Maßband".
Kilos allein bedeuten wenig Die Idee für den "Kilographen" hatte Jan Scherzer. Der Schweinfurther ist Unternehmensberater und Fachbereichsleiter der Inline-Akademie, mit der Marias Arbeitgeber bei der Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter zusammenarbeitet.
"Nicht die Zahl der Kilos auf der Waage ist ausschlaggebend für eine gute Figur und die Gesundheit, sondern der Anteil von Fett und Muskelmasse", sagt Scherzer.
Diäten und Trainingsprogramme erfordern viel Disziplin. Um leichter durchzuhalten, möchte man Erfolge sehen und dokumentieren. Maßband oder Waage sind die klassischen Hilfsmittel dafür. "Aber eine gute Figur erkennt man besser im Spiegel als auf der Waage", sagt Jan Scherzer.
Wozu dann die ganze Technik? "Gerade Übergewichtige nehmen sich oft ganz anders wahr als sie tatsächlich aussehen", weiß der Fitness-Experte. "Aber die Kamera lügt nicht. Sie zeigt einfach das, was ist."
Messen, ohne Hand anzulegen - der Kontakt zur Berliner Firma Up cload, die ein Messverfahren für die Textilindustrie entwickelt hat, brachte Scherzer auf die Idee, diese Technolgie für die Fitnessbranche zu nutzen.
Die Berliner waren schnell überzeugt, und in dem Informatiker Christopher Esche, der gemeinsam mit einem Kollegen in Kulmbach die Firma Primest Media gegründet hat, fand der Fachgebietsleiter der Inline-Akademie den richtigen Partner, um die Idee umzusetzen. Der 26-Jährige ist selbst ein echter Sportfan, war früher ambitionierter 800-Meter-Läufer. Drei Monate lang programmierte der Entwickler ein neues Online-Portal, das die gemessenen Daten schön verpackt. "Tabellen allein sind langweilig. Deshalb haben wir das grafisch ein bisschen aufgepeppt." Wichtig sei ihm außerdem die Sicherheit der Daten gewesen.
Und so funktioniert der "Kilograph": Per Webcam werden die Körpermaße in vier verschiedenen Positionen gescannt. Diese werden anschließend in einem dreistufigen Analyseprozess verarbeitet: Objekterkennung, Objektsegmentierung und Berechnung.
Im ersten Schritt, der Objekterkennung, werden die Kanten des Körpers erfasst. Danach werden die einzelnen Körperteile segmentiert. Am Ende werden die Pixel der einzelnen Objekte vermessen und so die Körpermaße berechnet. Eine handelsübliche CD, die der Proband in der Hand hält, dient als Referenzobjekt und ermöglicht dem Programm, die Maße anderer Objekte auf den Bildern zu berechnen. Eine CD hat weltweit stets einen Durchmesser von zwölf Zentimetern. Wenn eine CD auf den Bildern also 24 Pixeln entspricht, ist jeder dieser Pixel 0,5 Zentimeter groß. Bleibt man bei dieser Formel, ist ein Arm, der auf den Bildern 48 Pixel einnimmt, 24 Zentimeter lang.
Fitness-Studio-Chef Stefan Schmidt ist begeistert: Genauer geht' nicht. Wenn man das so etwa alle acht Wochen wiederholt, kann man damit die Entwicklung gut sichtbar machen." Die Deutschen seien mittlerweile Europameister beim Thema Übergewicht.
"Bewegungsmuffel zu motivieren, Sport zu treiben und gesünder zu essen, ist eine wichtige Aufgabe für die Prävention. Die Folgekrankheiten kann unser Gesundheitssystem sonst nicht bewältigen."
Das neue Messsystem hat ihn überzeugt: "Trainer und Ernährungsberater möchten dafür sorgen, dass die Teilnehmer ihrer Programme bei der Stange bleiben, und nichts ist motivierender als Erfolg". Wer dauerhaft abnehmen möchte, braucht Durchhaltevermögen, "und das kann man mit dieser neuen Entwicklung sicher stärken."
Kostenlos testen Wer gratis und unverbindlich ausprobieren möchte, wie der Kilograph funktioniert, hat dazu in den nächsten Tagen Gelegenheit. Stefan Schmidt lädt 20 BR-Leser zum Testen ein. Interessierte melden sich per Mail bei Fit'n Fun,
mail@fit-n-fun.de,
www.fit-n-fun.de, Telefon: 09221/877822.