Seit über sieben Jahren sucht der MSC Untersteinach einTrial-Gelände. Jetzt hat der Verein sogar seinen Namen geändert, um endlich Erfolg zu haben.
Felix Maiwald ist sieben Jahre alt. Er geht in die zweite Klasse der Grundschule Thurnau. Und wenn er Zeit hat, dann fährt er Motorrad. Natürlich nicht auf der Straße, sondern auf einem abgesonderten Trial-Gelände. Und wenn Felix seinen "heißen Ofen" unter sich hat, dann kommt es nicht auf Geschwindigkeit an, sondern auf Geschicklichkeit. "Ich fahre auf einem Elektro-Trial schon zwei Jahre", erzählt er. Sein Motorrad gehört dem Verein, dem Trial-Sport-Club Kulmbacher Land, der früher MSC Untersteinach hieß.
Dessen Vorsitzender Klaus Herold hat aber ein Problem, das alle Mitglieder trifft: Seit sieben Jahren sucht der Fölschnitzer nach einem Übungsgelände. "Wir bräuchten eine Fläche, die ungefähr einen Hektar groß ist - alles andere machen wir dann schon. Wir würden einen Parcours bauen, Steine und Erdhügel aufschütten, das Gelände modellieren", sagt Herold.
Die Fläche müsse nicht quadratisch sein, sie könne auch rechteckig sein oder eine andere Form haben. "Ideal wäre ein Feld oder eine Wiese, die man kaufen oder pachten könnte", sagt der Vorsitzende. Doch egal, wo Herold anfragt, immer wird Trial mit Motocross verwechselt.
Felix Maiwalds Motorrad hat zwar nicht einmal einen Sitz, aber es könnte bis zu 40 Stundenkilometer schnell fahren. Doch genau darum geht es nicht. Wenn sich der Siebenjährige auf "seine Maschine" stellt, dann muss er Steinbrocken und Felsen überwinden, ohne mit dem Fuß den Boden zu berühren. Er hopst auf einem Rad über Wurzeln, hangelt sich mit einem Reifen über Gelände, das eigentlich nicht befahrbar ist, oder er bezwingt andere Hindernisse. "Man braucht ganz viel Geschicklichkeit und Balance", sagt Felix und findet, dass seine Körperbeherrschung richtig gut geworden ist, seitdem er regelmäßig trainiert.
Doch zum Training muss er - mindestens ein Mal pro Woche - von Thurnau nach Gefrees fahren.
Sein Bruder Valentin ist ebenfalls vom Trial-Virus infiziert. "Wir haben das einmal ausprobiert, und mir hat es gleich gefallen", erzählt der Zehnjährige und erinnert sich an frühere Trainingsgelände im Wald. "Aber da darf man leider auch nicht mehr fahren", bedauert er.
Der ältere der Maiwald-Brüder fährt inzwischen auf einer Maschine, die mit einem 125er Verbrennungsmotor ausgestattet ist. "Die könnte achtzig fahren, aber das braucht man eigentlich nicht", betont auch Valentin Maiwald.
Für die beiden Kinder ist Lukas Herold ein großes Vorbild. Der 15-Jährige, der die zehnte Klasse der Hans-Edelmann-Schule besucht, steht aktuell auf dem zweiten Platz in der Klasse 5.
Im Trialsport steigt man - je nach Können - bis zur Klasse 2 auf, Klasse 1 sind dann schon international erfolgreiche Fahrer, es sind Halbprofis.
Lukas glaubt fest an sich. Er könnte noch besser sein, wenn er nur endlich auch unter der Woche irgendwo in der Nähe üben könnte. Doch genau das ist nicht möglich.
"Trial ist nicht laut. Es geht auch nicht um Geschwindigkeit. Wir fahren langsam, bei uns geht es um etwas ganz anderes", so Herold. Doch seine Argumente sind bislang nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Immer gab es Vorbehalte. Fast 50 Geländevorschläge im Landkreis Kulmbach hat Herold schon gemacht - doch nirgendwo bekamen die Trial-Sportler eine Heimat. Mal hatten die Jäger Einwände, mal der Naturschutz, mal war die Fläche zu nah an der Straße, mal gab es keine Zufahrt. Irgend etwas war immer faul. Und manchmal stieß der Verein auch einfach wegen seines Namens auf Vorbehalte.
"Wir haben oft gehört, wenn wir uns irgendwo für eine Fläche interessiert haben: Was wollen denn die Untersteinacher bei uns?" Jetzt, so Herold, hofft der Verein, dass der neue Name solche Vorbehalte im Keim erstickt.
"In anderen Landkreisen gibt es doch auch Trainingsgelände. Es muss doch irgendwo im Kulmbacher Raum für uns noch eine Trainingsmöglichkeit geben", hofft Sportleiter Max Schmidt (57). "Der Verkehr auf der Autobahn, auf einer Bundesstraße ist wesentlich lauter als wir mit unseren Trial-Maschinen", erklärt er.
Der Trial-Sport-Club Kulmbacher Land hat derzeit 26 Mitglieder. Zwölf Jugendliche im Alter von sieben bis 17 Jahren und fünf Erwachsene zwischen 25 und 63 Jahren betreiben den Sport aktiv. "Pro Jahr würde es dann noch einen Wettbewerb mit bis zu hundert Teilnehmern geben, mehr nicht", sagt Vorsitzender Klaus Herold.
Der TSC Kulmbach wird am Samstag, 2.
April, am Mühlberg bei Kauerndorf einen Klassik-Trial durchführen und am Sonntag, 3. April, einen Lauf zum Jura-Trial-Pokal veranstalten. Doch auch der Mühlberg kommt als dauerhaftes Trainingsgelände nicht in Frage. Der Grund: Die Wohnbebauung ist zu nah.
"Wir hoffen immer noch, dass wir was finden. Jeder Rasenmäher ist lauter als unsere Maschinen", sagt Herold und würde sich freuen, wenn jemand Geländevorschläge macht (Nachrichten an
klaus-herold@t-online.de oder Telefon 09221/3162).
Die Trialsportler haben den Glauben daran, im Landkreis Kulmbach doch endlich eine Heimat zu finden, noch nicht verloren.