Was wünschen sich gehörlose oder schwer hörbehinderte Menschen von ihren Mitmenschen?
Gehörlosigkeit ist eine unsichtbare Behinderung. Häufig stoßen wir auf Barrieren. Da kommt zum Beispiel ein Radfahrer von hinten, der beim Näherkommen klingelt und dann schimpft, weil der gehörlose Mensch nicht gleich zur Seite geht. Wir wünschen uns mehr Verständnis für unsere Problematik. Wir wünschen uns mehr Menschen, die bereit sind, die Grundlagen der Gebärdensprache zu lernen. Vor allem in den Ämtern (Stadtverwaltung, Polizei, Landratsamt) oder in den Kliniken wäre es schön, wenn ein oder zwei Personen Gebärdensprache können.
Wo gibt es im Alltag die schlimmsten Einschränkungen?
Im Alltag stoßen wir immerzu auf Barrieren. Ich empfehle dann gerne den Hörenden, sich gute Ohropax zu kaufen und mal 24 Stunden damit im Alltag zu leben. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender untertiteln etwa 90 Prozent der Sendungen. Werbeblöcke sind nicht untertitelt. Bei den privaten Sendern schaut es ganz anders aus, da sind viel weniger Sendungen untertitelt. Unsere Forderung ist: 100 Prozent Untertitel bei allen Fernsehsendern. Gehörlose oder hörgeschädigte Menschen haben ständig behinderungsbedingte Mehrausgaben.
Deswegen wurde auch eine Petition ins Leben gerufen, die noch bis zum 30. September läuft (www.openpetition.de - Forderung eines bayerischen Gehörlosengeldes/Änderung des bayerischen Blindengeldgesetzes) . Bis jetzt haben knapp 6900 Menschen diese Petition unterstützt, 10 000 Unterschriften werden für das Quorum benötigt.
Wie kann ich mich mit gehörlosen Menschen verständigen, wenn ich die Gebärdensprache nicht beherrsche?
Wichtig sind der Blickkontakt und ein deutliches, klares Mundbild. Langsam sprechen, auf ausreichende Beleuchtung achten. Nicht schreien oder laut sprechen. Wir hören es nicht. Falls es Probleme gibt, helfen auch ein Blatt Papier und ein Stift.
Hat die moderne Technik (Smartphone, WhatsApp, Facebook) die Situation gehörloser Menschen wenigstens etwas erleichtert?
Ja, es gibt mittlerweile Apps mit Spracherkennung; auch hier muss man langsam und deutlich wie auch in einfachen Sätzen sprechen. Leider gibt es noch kein deutschlandweites, einheitliches Notrufsystem für Gehörlose, sondern regionale Apps um einen Notruf absetzen zu können, zum Beispiel "HandHelp". Wer ist zum Gebärden-Café eingeladen?
Wir haben eine Reihe von Politikern und auch die Nachbarn aus der Muffelstraße eingeladen. Aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen. Es soll eine zwangslose Veranstaltung sein, ein Besuch in einem Café, in dem gebärdet wird.