Fränkische Gemeinden wollen Lust auf Energiewende machen

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"Keine Energiewende ohne Einsparung", betonte Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern bei der Veranstaltung in Himmelkron. Foto: Stephan Herbert Fuchs
"Keine Energiewende ohne Einsparung", betonte Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern bei der Veranstaltung in Himmelkron. Foto: Stephan Herbert Fuchs

Die Energiewende selbst in die Hand nehmen: Dieses gemeinsame Ziel haben die Kulmbacher Gemeinden Himmelkron, Marktschorgast und Neuenmarkt sowie die Städte Bad Berneck und Goldkronach aus dem Nachbarlandkreis Bayreuth.

Lust auf die Energiewende machen, das ist das Ziel des Energiekonzepts mit dem Namen "Fränkisches Markgrafen- und Bischofsland". Fünf Gemeinden aus zwei Landkreisen haben sich im Rahmen der Integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) zusammengeschlossen und mit Hilfe des Amtes für ländliche Entwicklung bei der Energieagentur Nordbayern ein Konzept in Auftrag gegeben, das nun als kurz- und mittelfristige Planungsgrundlage dienen soll. "Wir wollen keinen Papiertiger, uns geht es um die Umsetzung von konkreten kleinen und großen Projekten", sagte Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern bei einer Informationsveranstaltung am Montagabend in Himmelkron.

Aus dem Landkreis Kulmbach kommen drei der beteiligten Kommunen: Himmelkron, Marktschorgast und Neuenmarkt. Aus dem Nachbarlandkreis Bayreuth gesellen sich die Städte Bad Berneck und Goldkronach hinzu. Sie alle wollen, dass die Energiewende sichtbar wird. Dazu hat die Energieagentur ein Jahr lang Fakten und Zahlen gesammelt, Schlüsse daraus gezogen und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die zwei dicke Bände mit vielen hundert Seiten füllen. Nun soll es an die Umsetzung gehen.

Notfalls sogar ohne Windkraft

Eines der zentralen Ergebnisse für die fünf Nachbarkommunen lautet: Die Wende ist machbar, zumindest, was die Stromversorgung angeht, notfalls sogar ohne Windkraft.

Ein ernüchterndes Fazit zog der Sprecher dagegen für den Bereich der Wärmeversorgung. "Ohne massive Einsparungen kommen wir nicht weiter", so Ruckdeschel. Den Erhebungen zufolge soll die Photovoltaik zur bestimmenden Energiequelle in den fünf Gemeinden werden. Erhebliches Potenzial sehen die Fachleute in der meist vernachlässigten Wasserkraft. Dringend notwendig seien aber geeignete Betreiberstrukturen wie Kommunalwerke oder Bürgerenergiegenossenschaften.

Was die Wärmeversorgung angeht, so werde die Umsetzung schon schwieriger. Vor allem der Energieverbrauch der Wohngebäude müsse noch deutlich nach unten, so hieß es. Solarthermie oder Wärmepumpen könnten dabei eine größere Rolle spielen.

Der Teufel steckt freilich immer im Detail. Gerhard Krahmer aus Goldkronach war beispielsweise 2007 von Erdgas auf eine Wärmepumpe umgestiegen. Damit spart er fast 900 Euro und fünfeinhalb Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in seinem Reiheneckhaus ein. Krahmer verschwieg aber nicht, dass die Umstellung "schon ein größerer Aufwand war", technisch, bürokratisch und letztlich finanziell.

Auch mit der Holznutzung ist es nicht so einfach. Wollte man den Wärmebedarf aller fünf Kommunen mit Holz decken, dann müssten fast 16 Millionen Liter Heizöl pro Jahr ersetzt werden. Dazu wären an die 20 000 Hektar Wald nötig, was der gesamten Waldfläche des Landkreises Kulmbach entspricht. "Allein schon daran wird ersichtlich, dass es keine Energiewende ohne Einsparungen gibt", sagte Ruckdeschel. "So einfach ist es halt nicht."

Bürgermeister Hans Tischhöfer aus Marktschorgast berichtete, dass der Markt in den vergangenen Jahren rund 600 000 Euro nur für Dämmungsmaßnahmen investiert hat. Die Einsparung der Heizkosten in den kommunalen Liegenschaften bezifferte er auf bis zu 50 Prozent.

"Die Region steckt voller Energie"

Welche Maßnahmen nun konkret folgen, darauf wollte sich noch keiner der Beteiligten festlegen. Insofern sollte der Abschluss der Erhebungen auch der Auftakt zur praktischen Umsetzung des Energiekonzeptes sein. Fest steht allerdings: "Die Region steckt voller Energie, die nur darauf wartet, genutzt zu werden." So konnte laut Markus Ruckdeschel unter anderem ermittelt werden, dass in Neuenmarkt durch eine Sanierung der Wohnhäuser auf den heutigen energetischen Standard mehr als die Hälfte der Heizenergie gespart werden könnte.

Umsetzung Schritt für Schritt

Zur Umsetzung des Konzepts in allen fünf Gemeinden gehört auch die Planung von Nahwärmenetzen, die Nutzung von Dachflächen für Strom- und Wärmeerzeugung, aber auch konsequentes Energiesparen, ein Ausbau der Elektromobilität und vieles andere mehr. In einem Maßnahmenkatalog sind hierzu viele Vorschläge zusammengefasst, die nun Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen.

Hans Rainer Albart vom Amt für Ländliche Entwicklung bezeichnete solche gemeindeübergreifenden Energiekonzepte schon allein deshalb als so wichtig, "weil in Berlin und München derzeit manches Rad anscheinend wieder zurückgedreht wird".