Aus Hektor, dem traurigen Mischling aus der ungarischen Tötungsstation, ist Familienhund Ludwig geworden - dank Marika Brückner.
Die Türen des Zwingers öffneten sich nur selten für Hund Hektor. Er kannte fünf Jahre lang keinen anderen Blick nach draußen als den durch Metallstäbe. Mit dem Rüden in der Hundeauffangstation von Nagykanizsa wollte niemand Gassi gehen. So blieben ihm für sein Leben drei Mal fünf Meter. Betonboden, Betonwände, eine grüne Hütte.
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Hektor heißt mittlerweile Ludwig, streift selbstsicher durchs behagliche Wohnzimmer von Frauchen Marika Brückner, genießt den Abstecher nach draußen über die Terrasse. Im Garten hat er Gras unter den Pfoten, drinnen findet er Schutz vor Nässe und Kälte. Die Geschichte von Ludwig, dem siebenjährigen Picard-Schäferhund-Mischling aus Ungarn, ist ein Paradebeispiel dafür, was es bedeuten kann, eine Seele zu retten.
Hektors Weg in Freiheit
Himmelkron ist zum Himmel auf Erden für den Rüden geworden. Dabei musste er fünf lange Jahre darauf warten. Blieb immer wieder zurück, wenn andere Artgenossen den Weg in die Freiheit antreten durften. Er war nie dabei bei den Ausreisenden. Grund genug für Sabine Thümmig, die über ihren Verein "Tierheimleben in Not" (TiN) unter anderem die Station in Nagykanizsa betreut und mit Futterspenden unterstützt, den Rüden als "Notfall" einzustufen. "So ein großer Hund fällt schnell durchs Raster, gilt als schwer vermittelbar", sagt die Marktleugasterin. Für viele Interessenten kommen eher kleinere und mittelgroße Vierbeiner in Betracht.
Es ist letztlich dem Zufall geschuldet, dass Hektor überhaupt gesehen wird. Marika Brückner, die selber TiN-Mitglied ist, begleitet Sabine Thümmig im Januar diesen Jahres bei einer Fahrt nach Südosteuropa. Die Himmelkronerin erblickt den Hund in seinem Zwinger - und weiß im tiefsten Inneren sofort: "Den kann ich nicht zurücklassen. Unmöglich. Da war noch dieser Funke Stolz und Lebensmut in seinen Augen, aber wie lange noch?"
Die erste Kontaktaufnahme funktioniert durch die Stäbe mit Leckerlis. "Er hat sie ganz zögerlich genommen. Es war schlimm, ihn so zu sehen, fast wie erstarrt, seinem Schicksal ergeben. Dieser große traurige Kerl ging mir nicht mehr aus dem Kopf." Zwei Monate später steht auch Hektor - nach erfolgter Kastration und Quarantänezeit - endlich auf der Liste derer, die das Elend in Nagykanizsa hinter sich lassen dürfen.
Wer hätte gedacht, dass eine Krimiserie den Ausschlag gibt für die Namensänderung. Wie das? Marika Brückner lacht. "Da gibt es doch diese Verfilmungen der Eberhofer-Krimis. Da spielt ein Hund mit, ein Picard. Der heißt Ludwig und sieht genauso aus. Da war meinem Mann und mir klar, dass er so heißen muss. Und unser Ludwig ist ein echter Ludwig, ein frecher Zipfel eben."