Kulmbach empört nach ZDF-Beitrag: "Wir sind keine AfD-Stadt"

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Das ZDF-Magazin "Mona Lisa" berichtete am Samstag vom AfD-Stammtisch in Kulmbach. Screenshot und Montage: Dagmar Klumb
Das ZDF-Magazin "Mona Lisa" berichtete am Samstag vom AfD-Stammtisch in Kulmbach. Screenshot und Montage: Dagmar Klumb
Landrat Klaus Peter Söllner: "So ein Schmarrn." Foto: Werner Reißaus
Landrat Klaus Peter Söllner: "So ein Schmarrn." Foto: Werner Reißaus
 
Oberbürgermeister Henry Schramm: "Journalismus, wie man ihn sich nicht wünscht." Foto: privat
Oberbürgermeister Henry Schramm: "Journalismus, wie man ihn sich nicht wünscht." Foto: privat
 
Landtagsvizepräsidentin Inge Aures: "Total verzerrtes Bild von Kulmbach." Foto: privat
Landtagsvizepräsidentin Inge Aures: "Total verzerrtes Bild von Kulmbach." Foto: privat
 
Personalratsvorsitzender Frank Wilzok vom Klinikum: "Kulmbach ist kein rechtes Nest." Foto: privat
Personalratsvorsitzender Frank Wilzok vom Klinikum: "Kulmbach ist kein rechtes Nest." Foto: privat
 
Dekan Hans Roppelt hat von einer "gefühlten Bedrohung" in Kulmbach nichts bemerkt. Foto: Sonny Adam
Dekan Hans Roppelt hat von einer "gefühlten Bedrohung" in Kulmbach nichts bemerkt. Foto: Sonny Adam
 
Arno Pfaffenberger vom Bündnis "Kunterbunt": "Was nicht ins rechte völkische Weltbild passt, wird ignoriert." Foto: Barbara Herbst
Arno Pfaffenberger vom Bündnis "Kunterbunt": "Was nicht ins rechte völkische Weltbild passt, wird ignoriert." Foto: Barbara Herbst
 
AfD-Vize Alexander Gauland spricht am 20. Oktober in Neudrossenfeld. Foto: Ralf Hirschberger/dpa
AfD-Vize Alexander Gauland spricht am 20. Oktober in Neudrossenfeld. Foto: Ralf Hirschberger/dpa
 

Stimmen und Stimmungen nach der "Mona Lisa"-Sendung: Die Stadt als AfD-Nest darzustellen, sei "ein Schmarrn".

Nicht gerade schmeichelhaft, welches Bild am Samstag das ZDF-Magazin "Mona Lisa" von Kulmbach gezeichnet hat. Die Stadt erscheint dem unbedarften Zuschauer wie ein AfD-Nest (dazu auch unser Kommentar).

In ihrem Filmbeitrag (zu sehen in der ZDF-Mediathek) geht die ML-Redaktion der Frage nach, woher Verunsicherung, Angst und Unzufriedenheit vieler Bürger kommen. Das ZDF-Team dreht in Dresden, der Hauptstadt der Pegida-Bewegung, und in Kulmbach beim AfD-Stammtisch in der Gastwirtschaft "Bürgerstube". Dort ist man sich einig: "Deutschland geht den Bach runter."


ZDF: Niemand will reden

Nicht erklärt wird, wieso die ML-Redaktion auf Kulmbach gekommen ist? "Was wir nach den vergangenen Wahlen wissen wollten, war, wer die AfD-Wähler in Ost- und Westdeutschland sind. Deshalb haben wir überall im Lande nach ihnen gesucht. Auch dort, wo bisher nicht gewählt wurde, sich aber ein Potenzial abzeichnet, dass die AfD bei der kommenden Wahl einiges an Stimmen kassieren könnte", erklärt ML-Redaktionsleiterin Sibylle Bassler auf Anfrage. Kulmbach sei es am Ende geworden, "weil der Kreisverband bereit war, das Team des ZDF zu empfangen und mit uns zu sprechen. Das war nicht leicht. Denn noch immer gilt: Auch wenn die AfD von einem Wahlerfolg zum nächsten eilt, öffentlich zu sagen: Ja, ich habe AfD gewählt, scheint den meisten noch immer schwerzufallen."

"Mona Lisa" ist also nicht daran gelegen, Kulmbach in Misskredit zu bringen. Aber der Beitrag kommt hier anders an.

"So ein Schmarrn, Kulmbach ist nicht im Entferntesten mit Pegida und AfD in Verbindung zu bringen", meint Landrat Klaus Peter Söllner (FW). "Unglaublich, bloß weil da drei Leute zusammensitzen ..."


"Völliger Quatsch"

Nach Ansicht von Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) werde Kulmbach in einem falschen Licht dargestellt: "Ein völliger Quatsch. Das ist Journalismus, wie man ihn sich nicht wünscht, und hat nichts mit der Realität zu tun. Es wird etwas suggeriert, was überhaupt nicht der Fall ist." Kulmbach sei eine offene und herzliche Stadt. Es habe ihn betroffen gemacht, dass Kulmbacher angeblich Angst hätten, in die Stadt zu gehen. "Das ist nicht wahr."

Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) bezeichnet es als "nicht korrekt", so einen Beitrag zu senden. "Das Bild von Kulmbach wird total verzerrt - hier spielen die Rechten überhaupt keine Rolle", sagt sie. Aures verweist auf ein AfD-Treffen im März in Mainleus, als es eine Gegendemonstration - unter anderem mit den Jusos - gegeben hat: "Wir treten dem mit aller Kraft entgegen, wir wollen da nichts aufkommen lassen."

Von einer überzogenen Darstellung spricht Frank Wilzok, Personalratsvorsitzender am Klinikum. "Kulmbach ist kein rechtes Nest", betont er. Wilzok, der über 1400 Beschäftigte vertritt, bezweifelt außerdem, "dass die Teilnehmer bei diesem Stammtisch alle aus Kulmbach waren". In der hiesigen Arbeitswelt sieht er keinen Konflikt zwischen Deutschen und Migranten: "Es ist mir nicht bekannt, dass Asylanten und Flüchtlinge bevorzugt werden, wenn ein Arbeitsplatz zu besetzen ist."


Keine "gefühlte Bedrohung"

Der katholische Dekan Hans Roppelt, St. Hedwig, wundert sich, dass ausgerechnet Kulmbach für eine AfD-Story herhalten muss. Von einer im ML-Beitrag angesprochenen "gefühlten Bedrohung" habe er in Kulmbach und im Landkreis noch nichts bemerkt. "Da wird irgendwas in den Raum gestellt." Er glaubt, "dass von Ausländern auch keine größere Gefahr als von Einheimischen ausgeht".

Arno Pfaffenberger (Bündnis "Kunterbunt") setzt sich inhaltlich mit der AfD auseinander: Dass es im Bereich der Polizeiinspektion Kulmbach 2015 einen Rückgang der Straftaten um 15,8 Prozent und im Stadtgebiet gar um 22,6 Prozent gegeben hat, werde nicht zur Kenntnis genommen. "Was nicht ins rechte völkische Weltbild passt, wird ignoriert." Es gehe darum, Ängste bei den Menschen zu wecken.


AfD-Vize Gauland kommt

Hält sich die Kulmbacher AfD bisher meist in Hinterzimmern auf, so machen die Rechtspopulisten demnächst mit einem AfD-Promi auf sich aufmerksam. Am 20. Oktober kommt mit Alexander Gauland einer der führenden Köpfe der AfD nach Neudrossenfeld. Der für seine verbalen Entgleisungen bekannte stellvertretende Parteivorsitzende, der den farbigen Fußballnationalspieler Jérôme Boateng nicht als Nachbarn haben möchte, tritt im "Bräuwerck" auf.