Die Feulersdorfer Gemüsefarm wächst weiter

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Tomaten, soweit das Auge reicht: Gemüsebauer Fritz Boss in der Feulersdorfer Anlage.
Tomaten, soweit das Auge reicht: Gemüsebauer Fritz Boss in der Feulersdorfer Anlage.
Hier sind Mitarbeiterinnen an der Wiegeanlage im Einsatz.
Hier sind Mitarbeiterinnen an der Wiegeanlage  im Einsatz.
 
Zurzeit wird ein zweites Wohngebäude für die Erntehelfer errichtet.
Zurzeit wird ein zweites Wohngebäude für die Erntehelfer errichtet.
 
Die Produktionsfläche wird erweitert. Links wird schon angepflanzt, rechts ist die neue Halle zu sehen.
Die Produktionsfläche wird erweitert. Links wird schon angepflanzt, rechts ist die neue Halle zu sehen.
 
Um sechs Hektar Hektar wird die Anbaufläche vergrößert.
Um sechs Hektar Hektar wird die Anbaufläche vergrößert.
 
Ein Blick in die Gemüsefarm
Ein Blick in die Gemüsefarm
 

In Südeuropa werden laut ARD-Recherchen afrikanische Erntehelfer ausgebeutet. Auf der Gemüsefarm in Feulersdorf, die momentan erweitert wird, arbeiten Rumänen. Die erhalten oft mehr als den Mindestlohn, sagt Landwirt Fritz Boss.

In Feulersdorf sind wieder die Bagger angerückt: Auf der Gemüsefarm der Familien Scherzer und Boss wird der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen. Parallel dazu wird ein zweites Wohngebäude für die rumänischen Erntehelfer errichtet. "2020 wird die Produktion von 300 auf 400 Tonnen Gemüse pro Woche erweitert", sagt Fritz Boss, der im Interview auf die neuerliche Investition, aber auch auf die Konkurrenz aus Italien und Spanien eingeht. Herr Boss, in der ARD-Reportage "Europas dreckige Ernte" wurden jüngst menschenunwürdige Zustände in italienischen und spanischen Gewächshäusern gezeigt. Dort werden Zehntausende Afrikaner, die in Zeltstädten in selbst gebastelten Hütten aus Müll leben, ausgebeutet. Mit dem Gemüse, das dort produziert wird, werden auch viele namhafte deutsche Supermärkte beliefert. Was sagen Sie zu solcher Konkurrenz? Es ist bedauerlich, dass in Europa derartige Zustände herrschen. Die Kontrollbehörden versagen, obwohl die Produzenten in Spanien oder Italien eigentlich die gleichen europäischen Qualitätssicherungsstandards wie wir einhalten müssten. In den südeuropäischen Genossenschaften sollen Erntehelfer nur 25 Euro am Tag erhalten, obwohl sie bis zu 14 Stunden arbeiten. Was verdienen Ihre Mitarbeiter? Bei uns wird fair produziert. Wir zahlen natürlich den gesetzlich vorgegebenen Mindestlohn und einen Zuschlag für alle, die mehr leisten als erwartet. Und gearbeitet werden bei uns in der Sechs-Tage-Woche maximal 54 Stunden. Unsere Erntehelfer kommen aus Rumänien. Deutsche kann man für die teils doch sehr anstrengende Arbeit nur schwer gewinnen. Die meisten Mitarbeiter wohnen auf der Anlage. Wie viel haben Sie in die Unterkünfte investiert? Wir bauen derzeit das zweite Wohnhaus, nach dessen Fertigstellung wir 60 rund 44 Quadratmeter große Appartements für maximal 120 Beschäftigte haben. Für beide Häuser investieren wir vier Millionen Euro. Sie bauen nicht nur ein zweites Wohnhaus - auch die Produktionsfläche wird vergrößert. Ja, wir nehmen den zweiten Bauabschnitt in Angriff, vergrößern die Produktionsfläche um sechs auf 15 Hektar. Wir investieren noch einmal 15 Millionen Euro und kommen dann auf eine Gesamtinvestition von rund 35 Millionen Euro. Wie stark kann die Erntemenge erhöht werden? Bis dato werden pro Woche 300 Tonnen Gemüse produziert - Gurken, Paprika, Tomaten und Peperoni. Ab dem kommenden Jahr werden es 400 Tonnen sein. Heute fahren am Tag zwei Lkw die Ware von Feulersdorf aus in die Zentrallager der Märkte. Künftig werden es drei sein. Sind weitere Neubauten geplant? Nein. Der Betrieb wird nicht weiter vergrößert. Wir investieren 2020 oder 2021 aber noch in eine Packstation, denn bis dato wird das Gemüse in Nürnberg verpackt. Dann können wir von Feulersdorf aus noch mehr tagfrische Ware liefern. In dem ARD-Bericht wurden Mitarbeiter gezeigt, die in Spanien und Italien ohne Schutzkleidung Chemikalien spritzen. Das sind unmögliche Zustände. Bei uns werden tierische Nützlinge wie die Schlupfwespe und die Raubmilbe eingesetzt, um den Schädlingsbefall in Grenzen zu halten. Nur in Notfällen werden chemische Mittel eingesetzt, um Pilzerkrankungen zu bekämpfen - dann aber von Fachkräften, die die notwendige Schutzkleidung tragen. Die Fragen stellte Alexander Hartmann