Chemtrails: Gift aus heiterem Himmel?

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Steckt in scheinbar harmlosen Kondensstreifen ein Cocktail gefährlicher Stoffe? Die Anhänger der Chemtrail-Theorie sind davon überzeugt. Foto: Wolfgang Schneider/dpa
Steckt in scheinbar harmlosen Kondensstreifen ein Cocktail gefährlicher Stoffe? Die Anhänger der Chemtrail-Theorie sind davon überzeugt. Foto: Wolfgang Schneider/dpa
Schachbrettartig angeordnete, an den Rändern ausgefranste Wolkenstreifen, die oft über Stunden am Himmel hängen: Darin sehen Skeptiker einen Beweis dafür, dass aus Flugzeug-Triebwerken mehr rauskommt als nur die Abgase verbrannten Kerosins. Die Argumente sind unter anderem im Internet auf www.sauberer-himmel.de nachzulesen. Foto: privat
Schachbrettartig angeordnete, an den Rändern ausgefranste Wolkenstreifen, die oft über Stunden am Himmel hängen: Darin sehen Skeptiker einen Beweis dafür, dass aus Flugzeug-Triebwerken mehr rauskommt als nur die Abgase verbrannten Kerosins. Die Argumente sind unter anderem im Internet auf www.sauberer-himmel.de nachzulesen.  Foto: privat
 

Aluminium, Barium, Strontium: Steckt in scheinbar harmlosen Kondensstreifen ein Cocktail gefährlicher Stoffe? Ein 49-Jähriger aus dem Landkreis bejaht das.

"Ist das normal? Das ist es nicht!" Dominik Henning biegt den Kopf in den Nacken, blickt in den Abendhimmel über seinem Haus und kann nicht fassen, was er sieht. Streifenfrei ist das nicht, was sich da abzeichnet. Im Gegenteil: Ein Muster aus weißen Linien zerteilt das Blau in Quadrate und Rauten, so als wollte Gott zu einer Partie Himmelsschach bitten.

"Da spielt eher einer Gott", sagt Dominik Henning. Das ist übrigens nicht sein richtiger Name, sondern ein Pseudonym. Der 49-jährige Familienvater wolle sich nicht als Person in den Vordergrund drängen. "Es geht nicht um mich. Meine Sorge gilt vor allem der Gesundheit unserer Kinder und der meiner Mitmenschen. Und es ist mir wichtig, das, was ich seit langem beobachte, ins öffentliche Bewusstsein zu bringen."


Keine normalen Abgasfahnen

Seine Beobachtungen betreffen eben jenen Himmel und das, was sich an ihm buchstäblich abzeichnet.
"Was soll an Kondensstreifen so besonders sein? Das werden sich jetzt die meisten denken." Dann hält er kurz inne. "Wenn es Kondensstreifen wären." Aber das, was aus den Fliegern austritt, habe in vielen Fällen mit normalen Abgasfahnen nichts zu tun, sagt er. "Ein gewöhnlicher Streifen verblasst nach kurzer Zeit. Diese Linien aber halten sich nicht nur über Stunden, sondern verbreitern sich und fransen an den Rändern aus zu milchigen Schlieren. Das sind Chemtrails."

"Chemtrail": Der Begriff ist ein so genanntes Kofferwort, das sich zusammensetzt aus den Begriffen "Chemikalien" und dem englischen Wort "Contrails" für Kondensstreifen. Und zwar solche, die nicht durch Eiskristalle in großer Höhe entstehen, sondern durch diverse chemische Substanzen. Davon ist der 49-Jährige überzeugt - und tausende Deutsche. Ausgebracht werden demnach vor allem Barium- und Aluminium-Verbindungen sowie Strontium.

Das Institut für Physik der Atmosphäre am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bestätigt, dass es immer wieder Anfragen besorgter Bürger zu den Kondensstreifen am Himmel gebe. Zusammen mit dem Umweltbundesamt (siehe unten) weist es in einer Broschüre jedoch jeglichen Zusammenhang mit der Einbringung gefährlicher Stoffe zurück. "Kondensstreifen entstehen in kalter Atmosphäre als Folge der Wasserdampfemissionen aus Flugzeugtriebwerken", schreibt das DLR. Bei niedriger Feuchte lösten sie sich rasch wieder auf. "Ist die Atmosphäre jedoch hinreichend feucht, können Kondensstreifen länger existieren und weiter wachsen. Unter geeigneten Bedingungen können sie sich zu großflächigen Zirruswolken, die im Falle einer solchen Entstehungsgeschichte Contrail-Cirrus heißen, entwickeln. Altern Kondensstreifen, so bleiben sie nicht glatt, sondern bilden Formen, wie auf vielen Fotos zu sehen ist. Dieser Vorgang ist ein bekanntes Phänomen und eine Folge der Turbulenz, die in der Atmosphäre allgegenwärtig ist."

Alles also physikalisch logisch erklärbar? Diese Erklärung ist dem Kulmbacher zu einfach. Er hegt keinen Zweifel, dass gefährliche Stoffe in großer Höhe und noch größerer Menge ausgebracht werden - und zwar ganz bewusst. Als Verschwörungstheoretiker mag er sich nicht titulieren lassen. "Wenn, dann muss man von einer Verschwörungspraxis reden - und zwar angewandt von denjenigen, die diese Gifte versprühen. Die Bahnen dieser Flieger sind manchmal kreis- oder zickzackförmig angeordnet. Das hat nichts zu tun mit gewöhnlichen Linienflugrouten - oder kehrt der Mallorca-Pauschalflieger-Pilot mal eben zurück und setzt zur außerplanmäßigen Spritztour an?" Wobei das Wort "Spritztour" in diesem Zusammenhang doppeldeutig wäre...

Seit geraumer Zeit befasst sich Henning intensiv mit dem Phänomen. "Leider gibt es viele Spinner, die das Thema ins Esoterische oder Lächerliche ziehen. Damit ist keinem gedient." Wer tiefer in die Materie einsteigt, der stoße auf alarmierende Ausführungen ausgewiesener Fachleute aus aller Welt wie Biologen und Physiker, aber auch Juristen und sogar ranghohe Militärs in den USA. Sie alle bestätigten, dass die Vermutungen über systematisches Sprühen kein Hirngespinst seien. "Das ist empirisch belegte Praxis und hat definitiv Methode."


Anhörung vor einem US-Gericht

Der 49-Jährige öffnet seine lange Rechercheliste "mit absolut seriösen Quellen". Darunter ist der Live-Mitschnitt einer Anhörung vor einem Gericht in Kalifornien. Dabei bestätigen nicht nur ein Neurologe sowie ein Pilot die Chemtrail-Praxis, sie verweisen zugleich auf mannigfache Schädigungen für die Biosphäre. Sogar ein Ex-Beschäftigter der Weltraumbehörde NASA plädiert für einen sofortigen Stopp.

"Diese Fachleute widerlegen auch klar die Theorien jener, die behaupten, man impfe Wolken lediglich mit angeblich harmlosen Partikeln wie Silberjodid, um gezielt abregnen zu lassen oder durch den Schleier am Himmel die Sonneneinstrahlung zu drosseln, um die Erderwärmung aufzuhalten." Dieses so genannte Geo-Engeniering tauge - jedenfalls allein - nicht als Erklärung, sagt der Skeptiker. "Wenn sogar der frühere FBI-Chef Ted Gunderson öffentlich verlangt hat, das Versprühen von Chemtrails einzustellen, dann beweist das doch, das die höchsten Geheimdienstkreise nicht nur Kenntnis haben von der massenhaften Ausbringung von Aluminium & Co, sondern auch um deren Gefahren wissen." Da habe offenbar jemand sein Gewissen entdeckt. Genau wie der ehemalige US-Militär-Meteorologe Allan Buckmann, der sich öffentlich über die seit 20 Jahren gängige Sprühpraxis der US-Regierung geäußert hat. "Den Mut haben nicht viele."


Alu-Grenzwert weit überschritten

Mittlerweile gebe es handfeste Beweise, so Henning, dass Aluminium aus dem Himmel buchstäblich seinen Niederschlag auf der Erde gefunden habe. "Dass sich die Stoffe im Boden und im Wasser angereichert haben, zeigt die Studie der Universität Zürich. Studenten haben das Regenwasser in Städten untersucht und festgestellt, dass die zulässige Belastungsgrenze etwa mit Aluminium um fast den Faktor tausend überschritten ist." Aluminium wird in der Humanmedizin unter anderem als Mitverursacher von Krankheiten wie Krebs, aber auch Alzheimer eingestuft; es gibt zudem Forschungen, die einen Zusammenhang zwischen Aluminium und Autismus sowie ADHS nahe legen. Für Dominik Henning gehen die spürbaren Auswirkungen noch darüber hinaus. "Die Unwetter, die sintflutartigen Regenfälle mit den Überflutungen - das ist für mich kein einmaliges Wetterphänomen, sondern logische Folge der langen Chemtrail-Praxis."

Der 49-Jährige findet es merkwürdig, dass Behörden wie etwa das Umweltbundesamt angeblich nichts über diese Zusammenhänge wissen. "Komisch, dass man sich da auf angeblich fehlende Beweise bezieht - auf der anderen Seite aber Personen in höchsten Ämtern auspacken." Für ihn ist das alles kein Zufall. "Darüber, was über uns am Himmel abgeht, soll sich jeder sein eigenes Urteil bilden."

Umweltbundesamt sieht "keine Belege"

"Für das gezielte Einbringen von Aluminiumverbindungen in die Atmosphäre und die Bildung so genannter Chemtrails gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege", schreibt das Umweltbundesamt in einer Broschüre. Auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seien die beschriebenen Phänomene nicht bekannt. Messungen hätten keine Auffälligkeiten ergeben. Auch die Deutsche Flugsicherung bestätigt, dass sie im Rahmen der Luftraumüberwachung keine auffälligen Flugbewegungen beobachtete, die etwas mit dem beschriebenen Sachverhalt zu tun haben könnten. Darüber hinaus teilte der Deutsche Wetterdienst mit, dass in den Beobachtungsdaten keine Besonderheiten auffindbar seien, die auf abweichende Formen von Kondensstreifen hindeuten. Aus dem Hauptquartier der US-Luftwaffe Europa heißt es dazu: Ein derartiges Projekt habe es bei der US-Luftwaffe nie gegeben.