Beim Bauerntag in Schirradorf rief BBV-Präsident Walter Heidl die Landwirte zu mehr Öffentlichkeitsarbeit auf. Wie wichtig diese ist, müsste mittlerweile jedem Berufskollegen bewusst geworden sein. "Melden wir uns selbst zu Wort und nehmen die Diskussion ein Stück weit in die Hand", forderte er.
Landwirtschaft hat Zukunft. Das hat nicht nur das große Festwochenende auf dem Gelände der Firma Nicklas Landtechnik in Schirradorf eindrucksvoll unter Beweis gestellt, auch sämtliche Redner des Bauerntages am Freitagabend waren sich in diesem Punkt einig. Allen voran der bayerische Bauernverbandspräsident Walter Heidl: "Die Arbeit unserer Bauern ist die Grundlage für die Marke Bayern", sagte er und meinte damit, dass die Bauern mit ihrer täglichen Arbeit die attraktive bayerische Kulturlandschaft pflegen und erhalten.
Optimal scheint diesmal auch das Erntejahr zu werden. Die spärlichen Niederschläge des Frühjahrs reichten offenbar aus, um die Pflanzen gut wachsen zu lassen, sagte Kreisobmann Wilfried Löwinger.
Nachdem die Vegetation nach dem langjährigen Durchschnitt um rund zehn Tage voraus sei, könne man auf eine reibungslose Ernte hoffen.
Natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder einige Punkte, die den Bauern schwer im Magen liegen. Gerade aus Kulmbacher Sicht sei beispielsweise die Preisentwicklung bei der Braugerste wieder überaus enttäuschend. Nach den Worten Löwingers ist die Anbaufläche bereits seit 20 Jahren rückläufig, weil der Anbau aufgrund der niedrigen Preise zunehmend uninteressant wird.
Scharfe Kritik an Brauereien Scharfe Kritik übte der Kreisobmann dabei an den Brauereien, von denen einige unter dem Slogan "Bier braucht Heimat" gerne mit heimischen Rohstoffen werben.
In Wirklichkeit sei es den Brauereien dann aber egal, woher die Braugerste kommt, wenn sie nur billig zu haben ist.
Trotzdem spiele das Bier in der Genussregion Oberfranken eine entscheidende Rolle, wie Landrat Klaus Peter Söllner betonte. "Wir haben nicht nur die meisten Bäcker und Metzger, sondern auch die meisten Brauereien", sagte Söllner, der als Vorsitzender an der Spitze der Genussregion und des Vereins Bierland Oberfranken steht. Ohne die Landwirte wäre die Genussregion gar nicht möglich, sagte er. Das gelte im Übrigen auch für die Energiewende, denn die Bauern seien meist die Grundstückseigentümer, und deshalb müssten die landwirtschaftlichen Belange auch berücksichtigt werden.
Ähnlich argumentierte MdL Martin Schöffel: Die moderne Landwirtschaft erfülle alle Ansprüche, die von der Gesellschaft an die Bauern gestellt werden.
"Deshalb kämpfen wir auch dafür, dass die bäuerlichen Familienbetriebe eine gute Zukunft haben", so Schöffel.
Auch Edwin Nicklas, Chef des gleichnamigen Landtechnik-Unternehmens in Schirradorf, konnte feststellen, dass die Landwirtschaft derzeit so gefragt ist wie lange nicht mehr. "Wir brauchen dringend Fachkräfte, denn neue Techniken erfordern einen 24-Stunden-Service", sagte Nicklas, der gerade im unterfränkischen Hofheim einen neuen Zweigbetrieb errichtet und bei dem am Stammsitz im Wonseeser Ortsteil bereits die fünfte Generation in den Startlöchern steht.
Bei der Öffentlichkeitsarbeit mahnte Heidl vor allem Ehrlichkeit an. Eine Oldtimer-Rundfahrt, wie sie auch in Schirradorf auf die Beine gestellt wurde, sei wunderschön, aber mit den Oldtimern auf dem Feld zu arbeiten, sei gar nicht mehr möglich.
Ebenso gehörten optimale und bedarfsgerechte Fütterungssysteme oder automatisierte Stallbelüftungssysteme dazu, um ein Optimum an Tierwohl und Tierschutz zu erreichen. "Nicht die Landwirtschaft allein ist der ländliche Raum, aber ohne Landwirtschaft ist der ländliche Raum gar nichts", sagte Heidl.
"Wir haben keine Flächen übrig" Grundsätzlich in Frage stellte er die Notwendigkeit von Ausgleichsflächen. "Wir haben keine Flächen übrig, um sie still zu legen", sagte er. Für den Wald müsse nach wie vor der Grundsatz "Schützen durch Nützen" gelten, und was die Maßnahmen der Energiewende angeht, so seien diese schon von sich aus ökologisch angelegte Projekte, die nicht auch noch zusätzliche Flächen in Anspruch nehmen müssten.