412-Seiten-Chronik über Schimmendorf

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Elfriede Oehrlein präsentiert stolz ihre Chronik über Schimmendorf. Foto: Jürgen Gärtner
Elfriede Oehrlein präsentiert stolz ihre Chronik über Schimmendorf. Foto: Jürgen Gärtner
Schimmendorfer Schulbild von 1956 mit Lehrer Philipp Heckel.
Schimmendorfer Schulbild von 1956 mit Lehrer Philipp Heckel.
 
Schimmendorfer Schulbild von 1928 mit Lehrer Philipp Heckel.
Schimmendorfer Schulbild von 1928 mit Lehrer Philipp Heckel.
 
Das Einzel Straß, früher Schmiede und Vorspannhaus an einer alten Handelsstraße.
Das Einzel Straß, früher Schmiede und Vorspannhaus an einer alten Handelsstraße.
 
So sieht das Einzel Straß heute aus.
So sieht das Einzel Straß heute aus.
 
1935 kaufte sich Oberlehrer Philipp Heckel das erste Auto im Dorf, einen Opel P4. Mit im Bild Ehefrau Loni und Sohn Walter.
1935 kaufte sich Oberlehrer Philipp Heckel das erste Auto im Dorf, einen Opel P4. Mit im Bild Ehefrau Loni und Sohn Walter.
 
Die Schulklasse von 1920 mit Lehrer Hans Hofmann.
Die Schulklasse von 1920 mit Lehrer Hans Hofmann.
 
Die Dorfansicht 1950
Die Dorfansicht 1950
 
Die Dorfansicht 2010 - gleiche Stelle.
Die Dorfansicht 2010 - gleiche Stelle.
 
Kriegsteilnehmer Nikolaus Knorr.
Kriegsteilnehmer Nikolaus Knorr.
 
Michael und Adam Müller, Hausnummer 61, bei einer Motorradfahrt (um 1928).
Michael und Adam Müller, Hausnummer 61, bei einer Motorradfahrt (um 1928).
 
Die Hochzeitskutsche von Hans und Margarete Witzgall 1946.
Die Hochzeitskutsche von Hans und Margarete Witzgall 1946.
 
Die Ortsstraße 1946. Im Bild das Haus mit Scheunde der Familie Fischer, Hausnummer 45.
Die Ortsstraße 1946. Im Bild das Haus mit Scheunde der Familie Fischer, Hausnummer 45.
 
Hornbläser Karl Fischer um 1950.
Hornbläser Karl Fischer um 1950.
 
Reinhold Münch genießt die Abfahrt im Winter 1941 von der Kirchleuser Platte zur Friedleinsleite.
Reinhold Münch genießt die Abfahrt im Winter 1941 von der Kirchleuser Platte zur Friedleinsleite.
 
Schulbild von 1962.
Schulbild von 1962.
 
Fleißige Handdienstarbeiter 1964.
Fleißige Handdienstarbeiter 1964.
 
Schulklasse von 1949
Schulklasse von 1949
 
Das Haus von Thomas Pohl. Die Aufnahme entstand um das Jahr 1925. Das Gebäude existiert inzwischen nicht mehr.
Das Haus von Thomas Pohl. Die Aufnahme entstand um das Jahr 1925. Das Gebäude existiert inzwischen nicht mehr.
 

623 Jahre auf genau 412 Seiten: Elfriede Oehrlein hat die Geschichte von Schimmendorf recherchiert. Ihr Buch wird in wenigen Wochen erscheinen.

In der Schule waren Aufsätze nie ihr Ding. Doch das hat sich inzwischen geändert. Elfriede Oehrlein aus Schwarzach hat eine 412 Seiten umfassende Chronik über ihren Geburtsort Schimmendorf geschrieben und hat dafür über mehrere Jahre recherchiert und Bilder zusammengetragen.

Was hat die 64-Jährige veranlasst, unzählige Stunden Freizeit zu investieren und tausende Kilometer für ihre Nachforschungen im Auto zurück zu legen? "Ich bin sehr heimatverbunden", erzählt die Schwarzacherin, die im Schimmendorfer Wirtshaus Witzgall das Licht der Welt erblickte und dort aufwuchs. Später war sie bei der Raiffeisenbank Schwarzach im Außendienst tätig. Irgendwie, so sagt sie, war immer das Gefühl da, die Geschichte über die Region zu Papier zu bringen.
"Und nach der Pensionierung habe ich etwas zu tun gebraucht", erklärt sie ganz pragmatisch.

Idee kam mit Klassentreffen

Den Auftakt zu ihren Recherchen bildete ein Klassentreffen im Jahr 2008, das die Schwarzacherin organisierte. Dazu lud sie alle 125 Jungen und Mädchen ein, die zwischen 1928 und 1962 in Schimmendorf eingeschult wurden. Damals hatte das Dorf noch eine eigene Schule. Ein Jahr dauerten die Vorbereitungen, 88 ehemalige Schüler kamen teils von weither angereist.

Beim Zusammentragen der Namen stieß die Organisatorin auf zwei alte Chroniken. Eine stammt von Adam Wagner aus dem Jahr 1938, die andere von Lehrer Philipp Heckel, der von 1928 bis 1962 in Schimmendorf unterrichtete. Diese Unterlagen weckten bei Elfriede Oehrlein die Neugier.

Ganze Aktenordner voll

Sie forschte weiter nach, schrieb per Hand ganze Aktenordner voll. "Eigentlich wollte ich die Sachen nur zusammentragen und in der Gemeinde abgeben. Bürgermeister Dieter Adam hat mir dann aber den Anstoß gegeben, dass es ein richtiges Buch werden sollte."

Elfriede Oehrlein machte sich ans Werk, suchte sich Unterstützung bei Historiker und Lektor Bernd Wollner, erhielt Spenden von Bürgern, Firmen, Banken, der Gemeinde und dem Landrat. Überwältigt ist sie immer noch von der Hilfe der Schimmendorfer, die für sie Unterlagen und Bilder herausgesucht haben.

Als besonders kompliziert erwies sich die Kirchengeschichte des kleinen Mainleuser Ortsteils. Denn ein Teil der Bewohner besuchte das Gotteshaus in Kirchleus, der andere Teil die Kirchen in Veitlahm, Mainroth, Hain und zum Schluss in Gärtenroth.

Die Schwarzacherin stöberte im Staatsarchiv in Bamberg und musste sich für die alten Schriften (die älteste Quelle stammt aus dem Jahr 1390) sogar Übersetzer zur Hilfe holen. Tatkräftig zur Seite standen ihr dabei der Kulmbacher Kastellan Harald Stark und Robert Hirschmann aus Niederndobrach. Allein ein halbes Jahr investierte sie dafür, alle rechtlichen Vorgaben zu überprüfen und einzuhalten, sich Bildrechte zu sichern, die Datenschutzrichtlinien zu beachten.

Zum Inhalt der Chronik, über die an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden soll: Auf den ersten 200 Seiten beschreibt Elfriede Oehrlein die Entwicklung des Ortes ab dem Jahr 1390 bis 2013. Dabei hat sie viel Interessantes herausgefunden: Schimmendorf entstand aus acht so genannten Urhöfen, heute sind es 45 Anwesen. Der Ortsname ist wohl slawischen Ursprungs und stammt vom Personennamen "Scimo" ab.

Auf den folgenden 200 Seiten dreht es sich um Handwerker, Vereine, Familien-, Firmen- und Häusergeschichten. Aufgefallen ist der Heimatforscherin dabei, dass Schimmendorf selbst in den schlimmsten Zeiten nie besonders große Not gelitten hat. Das lag daran, dass sich der Ort mit den Handwerkern und Bauern selbst ernähren und unterhalten konnte. "Die Globalisierung heute macht viel kaputt", sagt die 64-Jährige.

Wer mehr über Schimmendorf erfahren will, wer wissen will, wer das erste Auto oder das erste Telefon hatte, wer nach Amerika auswanderte, was es mit den Naturdenkmälern und vielem mehr auf sich hat, der kann das in der Chronik nachlesen.

Das Buch, das eine Auflage von 300 Exemplaren hat und 29,90 Euro kostet, erscheint in etwa drei Wochen. Vorbestellungen nimmt Elfriede Oehrlein unter der Telefonnummer 09229/1545 entgegen (die Hälfte der Auflage ist bereits reserviert). Die Chronik wird auch im Gasthof Herold in Schimmendorf vorgestellt, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.