1979 wurde eine Volkszählung beschlossen. Bis zur endgültigen Durchführung scheiterten zunächst zwei Anläufe. Heinz Köhler, der damals in Kronach Landrat war, erinnert sich.
Acht Jahre vergingen von der Beschlussfassung bis zur Durchführung der Volkszählung 1987. Der ersten Verschiebung waren Probleme mit dem Bundesrat vorausgegangen. "Die Länder wollten die Kosten nicht tragen, deshalb wurde die Zählung von 1981 auf 1983 verschoben", berichtet Heinz Köhler, der damals Landrat in Kronach war. Auch der zweite Anlauf scheiterte. Der Grund war die Klage eines Jurastudenten. Dem ehemaligen Landrat zufolge hatte sich der Student in seinem Selbstbestimmungsrecht eingeschränkt gefühlt und deshalb eine Klage beim Bundesverfassungsgerichts eingereicht. Er bekam Recht.
Interviewer und Fragebogen
"Der Artikel 2 des Grundgesetzes war für das Urteil und somit auch für die erneute Verschiebung der Volkszählung ausschlaggebend", erinnert sich Köhler. Seiner Einschätzung nach war die Entscheidung des Gerichts der "rudimentäre Anfang" dessen, was heute der Datenschutz ist. "Erstmals durften die Daten der Bürger nicht durch die Behörden genutzt werden." Ein letztes Mal wurde die geplante Volkszählung daraufhin um weitere vier Jahre verschoben und schließlich durchgeführt.
Auch 1987 hatten sich wieder Bürgerinitiativen gebildet, die sich klar gegen die Volkszählung aussprachen. "Die Initiativen wurden enttäuscht, weil sie sich aus der Bevölkerung den selben Widerstand wie im Jahr 1983 erhofft hatten", sagt Köhler. Dass die geplante Erhebung im Landkreis generell nur für wenig Aufruhr sorgte, führt der Mitwitzer darauf zurück, dass Kronach keine Studentenstadt ist. "In den Universitätsstädten war deutlich mehr los. Die Kronacher waren ziemlich staatsgläubig." Als Landrat habe Köhler regelmäßig im Austausch mit der Bevölkerung gestanden. Manche Leute hätten die Volkszählung als Rechtsverletzung eingestuft und befürchtet, vom Staat ausgehorcht zu werden. Andere hätten sie wiederum als Notwendigkeit erachtet.
Rund 30 Fragen pro Bogen
Köhler selbst gehörte letzterer Gruppe an. "Die Erhebung statistischer Daten ist alleine wegen der Planung für Schulen, Kindergärten und Pflegeheime unerlässlich. Ohne eine Volkszählung weiß man schließlich nicht, wie viele Leute genau im Land leben", meint der ehemalige Landrat.
In seiner Position hatte er 1987 vor allem eine aufklärende und koordinierende Funktion. Er war immer wieder mit Fragen konfrontiert worden, obwohl die Durchführung der Zählung Sache der einzelnen Gemeinden war. "Es gab Interviewer, die in den Gemeinden von Tür zu Tür gezogen sind, um Personen zu befragen, darüber hinaus mussten alle Haushalte Fragebogen ausfüllen", schildert Köhler die damalige Situation.
Im Landkreis Kronach waren während der Volkszählung etwa 80 000 Menschen zu Hause. "Pro Haushalt gab es einen Fragebogen, der ausgefüllt werden musste, die Auswertung erfolgte elektronisch durch die statistischen Landesämter." Insgesamt habe sich der Fragebogen aus rund 30 verschiedenen Fragen zusammengesetzt. "Unter anderem wurden die Wohnungsgröße und die Strecke zur Arbeit abgefragt. Darüber hinaus wurden persönliche Daten und die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen eruiert", erläutert der 77-Jährige.
Diskussion um NATO und Atomkraft
Köhlers Meinung nach hat es in den 80ern zwei weitere Themen gegeben, die die Bevölkerung weitaus mehr beschäftigt hätten als die Volkszählung. "Vor allem das Doppelabkommen der Nato und die Atomkraft sorgten in der Bevölkerung für Diskussionen."