Heute ist Helmut Schiffner aus Kronach Firmenchef. Anfang der 80er war er jedoch Teil der berühmten Partyband Saragossa und mischte mit Hits wie "Big Bamboo" die Münchener Schickeria auf.
Runde Brille, gestutzte, graue Lockenmähne, Jeans und dunkle Weste. Einzig das blaue Hemd mit dem auffälligen Blumenmuster liefert einen kleinen Hinweis darauf, dass Helmut Schiffner Anfang der 80er einmal ein echter Partylöwe und gefeierter Musik-Star war. Der 66-Jährige ist Gründungsmitglied der berühmten Münchner Party-Band Saragossa und maßgeblich für deren Durchbruch verantwortlich.
Es ist Mitte der 70er, die Disco-Bewegung ist in der bayerischen Landeshauptstadt in vollem Gang. "In München gab es die besten Musikstudios", erzählt Schiffner, der heute in Kronach lebt, ursprünglich jedoch aus Schwabing stammt. Der 24-jährige Schiffner studiert ganz seriös Betriebswirtschaft, in seiner Freizeit jammt er aber mit fünf Freunden als Harry Street Gang. Den Namen Saragossa Band nahmen sie erst später mit dem Abschluss eines Plattenvertrages an.
"Ich stand schon seit meinem 14. Lebensjahr auf der Bühne", berichtet Schiffner. Der Vater wollte, dass der Bub Akkordeon lernt, als Jugendlicher stieg er aufs Keyboard um. "Wir sind überall aufgetreten: in Freizeitheimen, auf Tanz-Veranstaltungen und später in all den Clubs, in die die Spider Murphy Gang nicht reingekommen ist."
Nichts ist unmöglich
Schiffner und seine Kollegen wollten nicht weniger als Urlaub auf die Tanzfläche bringen. Das Rezept: Sie haben aus südamerikanischen Volksliedern Songs produziert. Auf die Bühne kamen sie mit Trommeln und Kongas. "Es war die Zeit der Retortenbands wie Boney M. und außergewöhnlich, dass eine Live-Band unter der Woche die Clubs voll macht", erklärt Schiffner. "Das hat auf die Plattenfirmen natürlich Eindruck gemacht, dass es möglich war, die Münchener Schickeria mit Live-Musik zu begeistern."
Toyota lieferte den dazu passenden Slogan zwar erst 1985, aber Schiffner glaubt schon Jahre zuvor fest an den Erfolg der Band und daran, dass nichts unmöglich ist. Zu dieser Zeit pausiert Schiffner, der die Band managt, sein Studium und wagt den Schritt in die Professionalität.
Bis es so weit ist, muss er aber noch einige Klinken putzen: "Ich habe hunderte Demo-Bänder verschickt, aber nie eine Antwort erhalten." Dann kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Eines Abends erzählt Schiffner der Bardame einer Schwabinger Kneipe von seinem Dilemma - und die arbeitet zufällig am Empfang des erfolgreichen Plattenlabels Ariola. "Sie hat mir von einem jungen Produzenten erzählt, der sie immer so nett anlächelt. Dem hat sie dann unser Demo-Band zugesteckt."
Kurze Zeit später hat die Harry Street Gang den Plattenvertrag in der Tasche. Mit wie viel Glück das verbunden war, erfuhr Schiffner von besagtem Produzenten erst einige Zeit später. "Unser Komponist stand total auf Balladen. Darum waren das auf dem Tape auch die ersten", erzählt Schiffner. "Der Produzent wollte schon beim zweiten Titel das Band ausmachen. Der dachte, das wird nix mit uns, doch dann klingelte das Telefon." Als das Telefonat vorbei war, sei bereits der sechste Titel gelaufen - und der sollte wenig später der erste Charterfolg der Band werden: Big Bamboo.