Verkaufsoffener Feiertag in Kronach: Welche Geschäfte haben offen?

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Das Drei-Länder-Treffen in Kronach zieht jedes Jahr viele Besucher an. Foto: Archiv
Das Drei-Länder-Treffen in Kronach zieht jedes Jahr viele Besucher an. Foto: Archiv

Am Mittwoch haben in Kronach nicht nur die Geschäfte in der Innenstadt, sondern auch die weiter außerhalb geöffnet. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Immer wieder, in Kronach bis zu vier Mal im Jahr, stellen sich die Bürger an Sonntagen oder Feiertagen die Frage: Geschäfte oder Gottesdienst? Shoppen oder Ausruhen? In Kulmbach hat es deshalb erst Anfang des Jahres Diskussionen gegeben. Das Gebiet, innerhalb dessen am verkaufsoffenen Sonntag Geschäfte öffnen dürfen, wurde auf das direkte Umfeld des Frühjahrsmarktes beschränkt.

"Warum ist dies nicht in Kronach der Fall?", fragt ein anonymer Schreiber in einer E-Mail an die Redaktion. Schließlich hätten in Kronach viele Geschäfte, die außerhalb der Innenstadt liegen, problemlos geöffnet.

Dieter Krapp, Leiter des Kronacher Ordnungsamtes, berichtet, dass die Kommunen oder Gemeinden selbst entscheiden können, ob sie den verkaufsoffenen Tag auch auf Geschäfte außerhalb des Marktgeschehens ausweiten. "Das ist Sache des Stadtrates", sagt Krapp. Denn: Eine einheitliche Praxis hat sich dazu in Bayern noch nicht durchgesetzt.

Verdi sitzt am längeren Hebel

Doch das passt nicht jedem. Schon seit langem fordert Verdi, die Geltungsbereiche für solche verkaufsoffenen Sonntage auf das direkte räumliche Umfeld der Veranstaltung zu begrenzen. Wenn es die Gewerkschaft für notwendig erachtet, kann sie bei der zuständigen Aufsichtsbehörde eine Beschwerde einreichen. Wird diese bewilligt, dann sind der Stadt die Hände gebunden. Das Gebiet des verkaufsoffenen Sonntags muss verkleinert werden.

In Kronach sehe die Gewerkschaft Verdi keine Veranlassung, etwas am ausgeweiteten verkaufsoffenen Sonntag zu ändern, berichtet Ordnungsamtsleiter Krapp. "Das ist damals so mit Verdi abgestimmt worden", sagt Krapp. Verpflichtend ist der verkaufsoffene Sonntag für die Geschäfte aber nicht: "Es ist eine Kann-Bestimmung. Die Geschäfte müssen nicht öffnen", erklärt Krapp.

Erfreut ist man bei der Gewerkschaft Verdi über den verkaufsoffenen Feiertag nicht. "Der Tag der Deutschen Einheit ist immer noch feierwürdig", sagt Peter König, Fachbereichssekretär für den Handel bei Verdi. Grundsätzlich, so König, müssten für Sonntagsöffnungen Verbände und Gewerkschaften angehört werden. Bei Feiertagen sei das nicht immer der Fall, das Beteiligungsverfahren sei ein anderes. "Der Sonntagsschutz ist in der Verfassung höher angelegt als der Feiertagsschutz", sagt König.

Wie wichtig die verkaufsoffenen Sonntage für die Geschäfte sind, weiß Dietrich Denzner, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Kronach, die die verkaufsoffenen Sonntage organisiert. "Was für Menschenmassen an solchen Tagen in Kronach bewegt werden. Das ist absolut unvorstellbar, was da los ist", sagt Denzner.

Auch wenn die Geschäfte außerhalb der Innenstadt nicht Mitglieder der Aktionsgemeinschaft sind, meint Denzner im Bezug auf die verkaufsoffenen Sonntage: "Es ist schon wichtig, dass die dabei sind, weil sie Werbung machen und Kunden anziehen." Als Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft würde er sich natürlich wünschen, dass diese Geschäfte auch Mitglied im Verein werden.

Nicht immer geöffnet

Nicht alle Geschäfte außerhalb der Kronacher Innenstadt öffnen an allen verkaufsoffenen Sonntagen. So habe der Hagebaumarkt meist nur an zwei bis drei verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr geöffnet, erklärt Geschäftsführer Erich Bienlein-Karst. "Das entscheiden wir Jahr für Jahr aufs Neue, ob wir aufmachen oder nicht", sagt Bienlein-Karst. Das stimme man gemeinsam mit den anderen Geschäften im Industriegebiet ab. Schließlich sollen, wenn schon geöffnet ist, möglichst viele Besucher kommen.

Die radikale Haltung der Gewerkschaften zu den verkaufsoffenen Sonntagen kann er nicht nachvollziehen: "Begeisterungsstürme löst es bei mir zwar nicht aus. Ich finde es jedoch nicht richtig, dass es reglementiert wird", sagt Bienlein-Karst.

Jede Woche brauche es einen solchen verkaufsoffenen Sonntag nicht, findet der Geschäftsmann. Vor allem, weil das Personal ohnehin schon Montag bis Samstag arbeite. Für die verkaufsoffenen Tage können sich die Mitarbeiter freiwillig melden, dafür gibt es dann einen Ausgleichstag.

Verkaufsoffene Sonntage in Bayern

2006 Die Sonntagsöffnung wird zur Ländersache. In Bayern sind vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr erlaubt. Ausgenommen ist der Monat Dezember mit den Adventssonntagen.

2009 Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts dürfen Läden sonntags nur öffnen, wenn es einen speziellen Anlass gibt, etwa ein Fest, eine Veranstaltung oder einen Markt. In der Stadt Kronach sind das der Frühlingsmarkt, das historische Stadtspektakel (alle zwei Jahre), das Stadtfest und das Drei-Länder-Fest.

2015 Ende 2015 legte das Bundesverwaltungsgericht noch einmal nach. Kommunen müssen seither nachweisen, dass die anlassgebende Veranstaltung mehr Besucher anzieht als die an diesem Tag geöffneten Geschäfte. Und: Es dürfen nur Läden in unmittelbarer Nähe der Veranstaltung öffnen. Das heißt nur Innenstadtgeschäfte, an der Peripherie gelegene Baumärkte oder Möbelhäuser bleiben außen vor.

Bündnis Mittlerweile gibt es eine "Allianz für den freien Sonntag", zu dem sich katholische und evangelische Kirchen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und Verdi zusammen geschlossen haben.

Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales; Süddeutsche Zeitung fr

Kommentar von Franziska Rieger

Eine Chance, kein Monster

Das Monster Onlinehandel frisst sich durch die Fußgängerzonen von Städten und hinterlässt leere Schaufenster. Kleine Geschäfte geraten in Vergessenheit. Verkaufsoffene Sonntage sollten deshalb als eine Chance für den Einzelhandel verstanden werden. Die Geschäfte können zeigen: Wir sind auch noch da. Das ist kein Allheilmittel und, allein aus personeller Sicht, nicht jeden Sonntag im Jahr möglich. Aber es ist nötig: Sonst wird es immer mehr Geschäfte geben, die nicht nur sonntags, sondern auch an den übrigen Wochentagen nicht mehr öffnen.

Kommentar von Marco Meißner

Oft nur noch ein Selbstzweck

Ein verkaufsoffener Sonntag zu einem besonderen Event, das macht Sinn. Ein flankierendes Angebot, von dem beide Seiten profitieren. Doch zu oft ist der Verkaufsoffene heutzutage ein Selbstzweck, der bestenfalls mit einem künstlichen Rahmenprogramm aufgehübscht wird. Ob das zielführend ist in einer Arbeitswelt, die den Menschen immer mehr abverlangt? Wo bleiben da das Wochenende mit der Familie und die Zeit zum Durchschnaufen? Verkaufsoffene Sonntage muss man nicht verteufeln - aber mit großer Vorsicht einsetzen!