Polizei und Bundesnetzagentur warnen vor Ping-Calls. Auch in Kronach sind solche Anrufe schon eingegangen.
In der Redaktion des Fränkischen Tags in Kronach herrscht reger Betrieb, als das Diensthandy klingelt. Ein Unfall, zu dem wir ausrücken müssen? Oder doch ein Brand? Der Redakteur greift zum Smartphone und kann gerade noch seinen Daumen stoppen, als er das Gespräch annehmen will. Das kann nicht die Polizei sein. Der Anruf kommt aus Rumänien, wie das Handy in kleiner Schrift unter der Nummer anzeigt. Schon zum zweiten Mal in dieser Woche geht ein solches Telefonat ein - mit leicht veränderter Rufnummer. Unser Redakteur erinnert sich an eine Warnung und sperrt die beiden Nummern.
Wenige Tage zuvor war nämlich eine entsprechende Mail unserer firmeneigenen IT-Abteilung eingegangen. Diese hatte zu großer Vorsicht aufgerufen. Für uns in der Redaktion Grund genug, den Anruf nicht anzunehmen. Es könnte ein sogenannter Ping-Call sein. Eine Betrugsmasche. Genau die, vor der uns die IT-Experten aus dem eigenen Haus gewarnt hatten.
Ping-Calls. Das klingt harmlos. Tatsächlich steckt dahinter ein groß angelegter Versuch, arglose Telefonbesitzer abzuzocken. Der Ablauf ist immer ähnlich: Das Telefon klingelt. Einmal, zweimal. Öfter nicht. Unmöglich, in so kurzer Zeit den Anruf anzunehmen. Aber wer dann zurückruft, läuft Gefahr, zum Opfer der Gauner zu werden und den Rückruf teuer bezahlen zu müssen. Die Gebühren, die bei solchen Anrufen auflaufen, sind beträchtlich, summieren sich oft auf mehrere Euro je Minute.
Wie genau das funktioniert, haben wir uns von der Bundesnetzagentur erklären lassen, die seit Jahren immer wieder regelrechte Anrufswellen registriert. Die Anrufer agierten von verschiedenen Ländern aus, deren Ländervorwahlen oft leicht zu verwechseln seien mit Vorwahlen im deutschen Ortsnetz. "So lässt sich die Vorwahl von Koblenz, 0261, leicht mit der Vorwahl von Madagaskar, 00261, verwechseln; das Gleiche gilt für die Vorwahlen von Rostock, 0381, und Dortmund, 0231, die an die Vorwahlen von Serbien, 00381, und Liberia, 00231, erinnern", so eine Sprecherin.
Betrugsmaschen
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Die Betrüger profitierten letztlich von den Verbindungsentgelten, die bei einem Rückruf fällig werden. "Zwar zieht zunächst der Anbieter des betroffenen Endkunden die Forderung ein", so die Bundesnetzagentur weiter. "Entsprechende Anrufe durchlaufen regelmäßig zahlreiche Netze. Regelmäßig partizipieren somit sämtliche an einer Verbindung beteiligte Netzbetreiber sowie der jeweilige Diensteanbieter an einer Verbindung." Es sei zudem nicht auszuschließen, dass Menschen, die tatsächlich auf solche Anrufe reagiert und zurückgerufen haben, in der Folge vermehrt mit Ping-Anrufen konfrontiert werden.
Gesicherte Erkenntnisse, wer die Täter sind, gibt es weder bei der Bundesnetzagentur noch bei der Polizei. Auch Rainer Peterson von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Bayreuth hört regelmäßig von solchen Anrufen, hatte sie auch selbst schon auf dem Handy. Sein Rat: Auf keinen Fall zurückrufen! "Auch dann nicht, wenn man denkt, das könnte jetzt ein Angehöriger sein, der im Ausland Urlaub macht."
Peterson und seine Kollegen wissen freilich auch, dass sich Telefonbetrüger nicht auf Ping-Calls allein beschränken. Immer wieder wird die Polizei auf Fälle aufmerksam, in denen versucht wird, Menschen um viel Geld zu prellen. "Es gibt den Enkeltrick, bei dem eine vermeintliche finanzielle Notlage vorgetäuscht wird, und es gibt die Anrufe von falschen Polizisten, die Leute auffordern, ihr Geld aus Sicherheitsgründen zu übergeben."